Sparmaßnahmen: Bombardier-Konzern will schlanker werden
Der kanadische Bombardier-Konzern sucht nach Einsparpotenzial. Davon ist in erster Linie die Flugzeugsparte betroffen: Rund 1800 Stellen fallen weg. Doch auch im Bahnbereich soll gespart werden.
Der kanadische Bombardier-Konzern nimmt eine umfassende Neustrukturierung seiner Flugzeugsparte vor. Die Neuordnung vollzieht sich vor dem Hintergrund von Entwicklungsproblemen bei der neuen C-Serie. Rund 1800 Stellen in der Verwaltung von Bombardier Aerospace fallen weg. Die Veränderung der Unternehmensstruktur hat keine Auswirkungen auf die Sparte Bombardier Transportation, die ihre Zentrale in Berlin hat. Doch auch im Bahnbereich soll gespart werden.
Größter Produktionsstandort mit rund 3000 Mitarbeitern ist Hennigsdorf nördlich von Berlin. In der Produktion sei aber derzeit kein Stellenabbau geplant, sagte Bombardiersprecher Sebastian Heindrichs. Nach Einsparpotenzialen durchforstet werde aber der Verwaltungsbereich. Das Deutschland-Geschäft ist bereits in den Zentraleuropa-Bereich eingegliedert worden. Der bisherige Chef Michael Clausecker muss deshalb, wie berichtet, den Konzern verlassen.
Auf Dauer gesichert sind aber auch die Arbeitsplätze in der Produktion nicht. Sollte Bombardier beim Auftrag für neue Fahrzeuge bei der S-Bahn Berlin leer ausgehen, werde es auch in Hennigsdorf beim Personal „Anpassungen“ geben, hatte der Chef der Zugsparte, Lutz Bertling, vor kurzem im Tagesspiegel-Interview angekündigt. Die S-Bahn braucht in den kommenden Jahren insgesamt mehr als 1200 neue Fahrzeuge. Allein für den Ring, dessen Betrieb derzeit ausgeschrieben wird, verlangt der Senat knapp 200 neue Doppelwagen. Der Auftrag würde in Hennigsdorf rund tausend Arbeitsplätze sichern. Die Ingenieure und Designer arbeiten bereits an der Entwicklung des neuen Zuges.
C-Serie ist von zahlreichen Verzögerungen betroffen
Die Sparpläne im Luftfahrtbereich hängen angeblich nicht zusammen mit den Problemen der C-Serie. Diese Flugzeugserie ist von zahlreichen Verzögerungen betroffen. Mit Modellen wie der CS100 oder CS300 will Bombardier im Bereich der Jets von 100 bis 150 Sitzen Boeing und Airbus Konkurrenz machen. Die ersten Flugzeuge sollten 2013 an Kunden ausgeliefert werden, aber jetzt ist die Lieferung der kleineren CS100 in der zweiten Hälfte 2015 geplant. Zuletzt hatte ein Ende Mai aufgetretenes Feuer in einem Triebwerk das Testprogramm verzögert. Bombardier hatte allerdings eine erfolgreiche Flugzeugshow im britischen Farnborough Anfang Juli, wo es neue Order auch für die C-Maschinen gab.
Zu den Unsicherheiten, die Bombardier zur Zeit beschäftigen, kommt die Ukraine-Krise hinzu. Der kanadische Konzern will mit der russischen Rostec einen Vertrag über den Bau von Q400-Regionaljets in Russland schließen und hofft, 100 Flugzeuge an Rostec zu verkaufen. Bisher steht Rostec nicht auf der Liste der Personen und Unternehmen, gegen die Kanada Wirtschaftssanktionen verhängt. Die Krise wirft aber ihren Schatten auf die geplante Kooperation.