Europäische Agrarförderung: Bloß nicht weiter so!
Mit Milliarden Euro werden jedes Jahr Tierqual und Raubbau an der Umwelt subventioniert. Die Bauern sollten ihr Geld anders verdienen. Ein Kommentar.
Wer bei „Penny“ in Berlin-Spandau einkaufen geht, staunt. In der Pilotfiliale „Grüner Weg“ stoßen die Kunden bei einigen Produkten auf zwei Preise: den normalen, den sie zahlen müssen, und den wahren Preis, den sie eigentlich zahlen müssten. Die Kluft ist riesig, etwa beim Hackfleisch. Statt 2,79 Euro müssten 500 Gramm gemischtes Hack eigentlich 7,62 Euro kosten. So haben es zumindest die Forscher der Uni Augsburg ausgerechnet, die mit Penny zusammengearbeitet haben.
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Dass wir Verbraucher nur einen Bruchteil der wahren Kosten tragen, liegt daran, dass andere die Zeche zahlen: Schweine und Hühner etwa, die in ihrem kurzen Leben zusammengepfercht werden und später zu billigen Chicken Nuggets oder Schnitzeln werden. Kühe, die auf Hochleistung getrimmt werden, und deren Milch im Supermarkt verramscht wird. Die Umwelt, die mit Dünger und Pestiziden belastet ist und die immer mehr Insektenarten verliert, weil die Tiere keine Lebensgrundlage mehr finden.
Wann, wenn nicht jetzt, muss man das System korrigieren?
Jetzt wäre der Zeitpunkt, das zu korrigieren. In dieser Woche wollen die Agrarminister der EU-Staaten und das Europaparlament die Weichen für die europäische Agrarreform bis zum Jahr 2027 stellen. Es geht um eine Menge Geld. Die Agrarförderung ist der größte Posten im EU-Haushalt. Knapp 60 Milliarden Euro fließen jedes Jahr von Brüssel an die europäischen Landwirte, allein die deutschen Bauern bekommen rund sechs Milliarden Euro.
Ein Großteil des Geldes geht als Direktzahlung an die Betriebe, viele Landwirte sind von der Finanzspritze aus Brüssel abhängig. Zwar werden auch Umweltanstrengungen belohnt, doch bislang kassieren vor allem die Großen: Je mehr Fläche ein Hof hat, desto mehr Subventionen bekommt er.
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Das muss sich ändern. Bauern müssen mehr Geld dafür bekommen, dass sie ihr Land klimaschonend bewirtschaften. Für Landwirte muss es sich lohnen, wenn sie ihre Tiere besser halten und Flächen für den Insekten- und Naturschutz zur Verfügung stellen. Die Reformvorschläge, die jetzt diskutiert werden, nehmen diesen Gedanken auf, gehen aber nicht weit genug. Es gibt noch immer zahlreiche Schlupflöcher, zudem wollen viele EU-Staaten keine verbindlichen Öko-Vorgaben aus Brüssel. Das ist kurzsichtig, auch im Interesse ihrer Klientel: Denn wenn es dem Land schlecht geht, leiden alle – auch die Bauern.
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