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Dutzende Start-ups präsentierten bei der TechCrunch Disrupt ihre Ideen: Von Künstlicher Intelligenz bis zu Virtual Reality.
© Oliver Voß

TechCrunch-Disrupt: Blockchain und Babytrage

Kryptowährungen prägen trotz einer Softwarelücke die TechCrunch-Disrupt-Konferenz.

Dutzende Start-ups aus aller Welt sind in die Arena Berlin gekommen, um am Montag und Dienstag ihre Ideen bei der Konferenz TechCrunch Disrupt zu präsentieren. An 25 Stehtischen zeigen sie in Speeddatings mit potenziellen Investoren auf Laptops ihre Geschäftsmodelle. Es gibt zahlreiche Entwickler von Chatbots, Künstlicher Intelligenz oder Anwendungen für Virtual Reality. Auch Gesundheit ist ein großes Thema. Geta Rasciuc ist in Begleitung gekommen, ihre sechs Monate alte Tochter schläft in einer roten Stofftrage vor der Brust. Auch darin ist Technologie versteckt.

„Wir entwickeln eine smarte Babytrage“, sagt Rasciuc. Sensoren sollen Gesundheitsdaten wie Herzschlag oder Temperatur messen. Die Gründerin aus Moldawien entwickelt die Technologie gerade in den Niederlanden. Im kommenden Jahr wollen britische Mediziner die Trage mit Frühgeborenen testen, die statt in Brutkästen am Körper der Mutter getragen werden.

Schwangerschaftstest aus Papier

Hyungmin Koh arbeitet ebenfalls an Gesundheitstechnik. Vor ihm liegt ein silberner Ring. Damit soll am Finger Vorhofflimmern gemessen werden, das drohende Herzinfarkte anzeigen kann. Sein Start-up Sky Labs stammt aus Südkorea. „Wir würden aber gern nach Berlin kommen“, sagt er in beinahe akzentfreiem Deutsch. Das Jungunternehmen hat bereits in einem Start-up-Programm von Bayer gearbeitet.

Gesundheitslösungen zeigten zwei der fünf Finalisten im Start-up-Wettbewerb. Die Berliner Caspar Health bieten eine Online-Plattform für Physio-, oder Ergotherapien. Nutzer bekommen dabei Videos mit Anleitungen auf eine App. „8000 Patienten nutzen das bereits“, sagte Gründer Max von Waldenfels. Das US-Start-up Lia bietet den ersten biologisch abbaubaren Schwangerschaftstest und gewann 42 000 Euro Preisgeld; statt aus Plastik ist der Text aus Papier. „Der kann dann einfach weggespült werden“, sagte die Gründerin. So müsse man sich keine Gedanken machen, dass ihn jemand im Müll findet. Mit dieser Idee gewann Lia letztlich auch das Preisgeld von 42 000 Euro.

Der 240-Millionen-Dollar-Fehler

Es gibt auch viele Start-ups, die mit der Blockchain arbeiten, der Technologie hinter dem Bitcoin. So zum Beispiel Xain.Das Unternehmen hat Kunden wie Porsche und DHL und hilft, deren Blockchain-Projekte zu optimieren. Der Bedarf dafür ist riesig, denn die Technologie erlebt zwar gerade einen enormen Hype, steckt aber noch in den Anfängen. Da passieren dann auch mal 240-Millionen-Dollar-Fehler wie bei Parity. Das Start-up bietet Wallets an, virtuelle Geldbörsen, in denen Kunden ihre Kryptowährungen aufbewahren. Zu den Nutzern gehören vor allem auch Start-ups, die eigene Kryptowährungen über sogenannte ICOs (Initial Coin Offerings) herausgeben und sich so finanzieren. Doch ein Softwarefehler führte dazu, dass seit November fast 600 Wallets blockiert sind und deren Besitzer nun nicht auf ihr virtuelles Geld zugreifen können. Mehr als 500 000 Einheiten von Ethereum, der zweitwichtigsten Kryptowährung nach dem Bitcoin stecken dort fest. Ihr Wert beträgt derzeit fast 240 Millionen Dollar. „Das ist natürlich unglücklich“, sagt Parity-Chefin Jutta Steiner. „Doch es ist eben ein Symptom dafür, dass die Technologie noch in einem sehr frühen Stadium steckt.“

Auch künftig können solche Fehler passieren, sagen die Blockchain-Experten. Trotzdem glauben sie an das Potenzial der Technologie. „Langfristig kann das Netz dadurch sogar sicherer werden“, sagt Steiner. Denn sie bilde die Infrastruktur für ein dezentrales Internet. Zudem hätte die Finanzkrise das Vertrauen in Banken und Politik bei vielen erschüttert. Das erkläre auch den Aufstieg des Bitcoin. Dem kann sich eventuell auch die Berliner Digitalbank N26 nicht entziehen: „Es könnte sein, dass wir auch mal was im Kryptobereich machen“, sagte Gründer Valentin Stalf. Allerdings gebe es derzeit im traditionellen Bankbereich noch genug zu tun.

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