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Die Deutsche Flugsicherung erwartet weitere Rekorde am deutschen Himmel.
© Ina Fassbender/dpa

Deutsche Flugsicherung: Billigflieger breiten sich aus

Ryanair & Co. sorgen für neue Rekorde im deutschen Luftverkehr: Ihr Anteil steigt auf 25 Prozent - in Schönefeld liegt ihr Anteil sogar bei 77 Prozent.

Billigflieger machen sich immer mehr auch an großen deutschen Flughäfen breit und kompensieren die Ausfälle durch die Pleite von Air Berlin, sorgen sogar für neue Rekorde im Flugverkehr in Deutschland. „Billigflieger verlagern ihren Verkehr immer stärker von regionalen auf internationale Flughäfen und haben mittlerweile auch Langstrecken im Blick“, sagt Professor Klaus-Dieter Scheuerle, Chef der Deutschen Flugsicherung (DFS). „Zugleich folgen auf den Marktaustritt von Air Berlin erhebliche Verwerfungen und Verschiebungen bis hin zu möglicher Überkompensation“.

So ist der Flugverkehr in Berlin-Tegel im vergangenen Jahr um 6,4 Prozent geschrumpft, während Berlin-Schönefeld, aber auch Nürnberg und Leipzig deutlich um mehr als sieben Prozent zugelegt haben. Der Anteil von Ryanair und Co. an den Flugbewegungen in und über Deutschland ist weiter von 22 auf 25 Prozent gestiegen. Die Iren sind zudem mittlerweile hinter Lufthansa zweitgrößter Kunde der DFS.

Billigflieger dominieren in Berlin-Schönefeld

An einzelnen Flughäfen dominieren die Billig-Airlines bei generell weiter deutlich wachsendem Luftverkehr mittlerweile das Geschehen, wie Scheuerle am Mittwoch bei der Jahrespressekonferenz berichtete. In Berlin-Schönefeld liegt ihr Anteil an Starts und Landungen mittlerweile bei 77 Prozent, in Düsseldorf bei 62, in Berlin-Tegel bei 58, in Köln/Bonn bei 57, in Stuttgart bei 50 und in Nürnberg bei 44 Prozent.

Dagegen hinken die beiden großen Flughäfen noch hinterher: Frankfurt kommt auf eine Billigflieger-Quote von gut sechs, München auf knapp 15 Prozent. Scheuerle ist sich aber sicher, dass Ryanair, Easyjet und Co. auch hier weiter zulegen werden.

Generell nimmt der Flugverkehr in Deutschland auch für die DFS überraschend weiter stark zu. Im vergangenen Jahr zählten die Fluglotsen exakt 3.211.771 Flugbewegungen (davon 2,21 Millionen Starts und Landungen und rund eine Million Überflüge). Das waren 3,3 Prozent mehr als 2016 und ein neuer Rekord. Der letzte datiert mit 3,15 Millionen aus dem Jahr 2008. „Getragen wird die Entwicklung von starkem Wirtschaftswachstum und den Low-Cost-Airlines“, sagt Scheuerle.

Neue Rekorde auch in den Folgejahren

Auch 2018 und in den Folgejahren werde es weiter nach oben gehen und neue Rekorde erreicht. In diesem Jahr soll das Plus bei 2,7 Prozent liegen, was auf 3,4 Millionen Flugbewegungen hinausläuft. Auch 2019 und 2020 soll das Wachstum jeweils bei deutlich über zwei Prozent liegen.

Die bundeseigene DFS mit ihren rund 2.200 Fluglotsen bewältigt ihre Aufgabe trotz notwendiger Sparmaßnahmen nach Ansicht von Scheuerle sehr gut. Die Sicherheitskennzahlen seien erstklassig, die Pünktlichkeit der Flüge sei auch 2017 sehr hoch gewesen. „94,2 Prozent aller Flüge in Deutschland verzeichneten keine von der Flugsicherung verursachten Verspätungen“. Und dadurch, dass die Fluglotsen die Jets meist direkt zu ihren Zielen führten, habe die DFS auch einen Beitrag zum Umweltschutz geleistet.

Dabei steht die Flugsicherung unter erheblichen Druck. Weil überall in Europa die Gebühren gesenkt wurden, konnte sich die DFS diesem Trend nicht entziehen. Seit Anfang 2017 sind die Preise für An- und Abflüge an deutschen Flughäfen um 18 Prozent gesunken. Dafür erhält die DFS zwar vom Bund einen Ausgleich, so wie sie in den vergangenen Jahren schon mit Eigenkapitalspritzen gestützt wurde.

Aber gleichzeitig will Scheuerle die jährlichen Betriebskosten bis 2019 um zehn Prozent senken. Deshalb werden auch frei werdende Stellen - allerdings nicht bei den Fluglotsen, hier stellt die DFS sogar neu ein - nicht wieder besetzt. Dadurch ist Zahl der Beschäftigten im vergangenen Jahr um 150 auf jetzt noch 5.400 gesunken.

Insgesamt verbuchte das Bundesunternehmen 2017 vor allem wegen der Gebührensenkung einen um knapp sechs Prozent niedrigeren Umsatz von 1,2 Milliarden Euro. Der Gewinn schrumpfte sogar um 64 Prozent  auf knapp 31 Millionen Euro.

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