Neue Wirtschaftssenatorin: Berliner Wirtschaft hat viele Wünsche an Obernitz
Obernitz – dieser Name war bis vor wenigen Tagen in der Berliner Wirtschaft nahezu unbekannt. Die IHK hat Sybille von Obernitz als Senatorin protegiert. Die Industrie ist neugierig.
Selten war Eric Schweitzer so mächtig wie heute. Der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) regiert in der neuen Berliner Koalition mit, ohne am Kabinettstisch zu sitzen. Nicht nur hat die IHK Passagen des Koalitionsvertrags mitformuliert, sondern mit der Ernennung des neuen Senats sind jetzt zwei Schlüsselpositionen aus ihren Reihen besetzt worden. Sybille von Obernitz, die parteilose Wirtschaftssenatorin, und Melanie Bähr, die neue Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Berlin Partner, haben jahrelang auf der mittleren Führungsebene der IHK gearbeitet.
Obernitz – dieser Name war bis vor wenigen Tagen in der Berliner Wirtschaft nahezu unbekannt. Selbst aus ihrem eigenen Umfeld heißt es über Obernitz nicht, dass sie erste Wahl war. „Die CDU hat krampfhaft gesucht, und dann hat die IHK sie nach vorne geschoben“, erzählt einer, der es wissen muss. „Von Berliner Wirtschaft versteht sie nichts, da wird die IHK sie füttern.“ Von Obernitz wollte dazu auf Anfrage nicht Stellung nehmen. Aus Gründen der Koalitionsarithmetik suchte die CDU eine Frau. Obernitz war sieben Jahre Bereichsleitern für Bildungspolitik beim DIHK, der Dachorganisation der Kammern, und zuvor sieben Jahre bei der Berliner IHK. Die 49-jährige Volkswirtin stammt aus Augsburg. Auch dort hat sie für die IHK gearbeitet.
In Berliner Unternehmen spielt ihre Unerfahrenheit aber offenbar keine entscheidende Rolle. „Kein Problem“, heißt es in den Chefetagen einiger Firmen. „Wir kennen sie nicht, sind aber neugierig. Es ist sicher auch ein Vorteil, einen unvoreingenommenen Blick zu haben“, sagt Stephan Natz, Sprecher der Wasserbetriebe, wo Obernitz qua Amt als Aufsichtsratschefin einrücken dürfte. Bei den Energieversorgern wird gar geflirtet: „Frau von Obernitz überblickt aus ihrer Tätigkeit heraus thematisch und auch regional die wichtigen Herausforderungen“, sagt Rainer Knauber von Vattenfall. Walter Müller, Direktor der Mercedes-Benz-Niederlassung, sieht die Berufung als Beleg für die Offenheit der Stadt. „Berlin ist bereit, jungen und bisher unbeschriebenen Personen eine Chance zu geben.“
Die Wirtschaft hat viele Wünsche an Obernitz: „Sie soll den Senatskollegen vermitteln, dass Wirtschaft eine Querschnittsaufgabe für alle Senatsressorts ist“, sagt Semperlux-Vorstand Ulrich Misgeld. Markus Peuler, Geschäftsführer von Jesta Digital – der Klingeltonanbieter Jamba gehört dazu – wünscht sich, „dass der neue Senat sich nicht nur für die Neuansiedlung einsetzt, sondern auch bestehende Unternehmen aktiv bei der Standortsicherung unterstützt“. Und der Berliner Siemens- Chef Burkhard Ischler freut sich, dass Obernitz bereits betont hat, sich sehr um die Industrieunternehmen der Stadt kümmern zu wollen. Er meint, dass Berlin mit der Anwendung neuer Technologien in Leuchtturmprojekten seine Stärken besser zeigen sollte: „Die Bewerbung Berlins als nationales Schaufenster für Elektromobilität ist hier besonders zu erwähnen.“
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