Elektromobilität: Berliner Stromnetz ist fit für E-Autos
250 000 Elektroautos wären kein Problem für das Netz - sagt der Netzbetreiber. Aktuell fahren nur 2000 Stromfahrzeuge in Berlin.
Das Berliner Stromnetz ist für die Mobilität der Zukunft gerüstet. „Die wachsende Stadt mit zusätzlich 40 000 Einwohnern im Jahr ist schwieriger zu bewältigen als die Elektromobilität“, sagt Thomas Schäfer, Chef der Stromnetz Berlin GmbH. Das liegt weniger an der geringen Zahl sogenannter „Zahnarztalleen“, mit denen Netzmanager Straßen mit hoher Tesla-Dichte und vielen Schnellladesäulen beschreiben, die das Netz stark beanspruchen. In einer Großstadt wie Berlin ist vielmehr die Leistungsdichte des Netzes so groß, dass Schäfer in den nächsten Jahren keine Engpässe befürchtet. „Wir kommen sehr gut zurecht.“
Im Dezember wird am meisten Strom verbraucht
In der Stadt fahren derzeit rund 1,2 Millionen Autos, davon 2000 mit Strom. In fünf Jahren erwarten die Stromnnetz-Strategen 250 000 Elektroautos. Die maximale Belastung des Netzes könnte dann um fünf Prozent über dem heutigen Wert liegen, und das sei verkraftbar. Um die 250 000 Elektroautos zu laden, seien „keine strukturellen Erweiterungen im Hoch- und Mittelspannungsnetz erforderlich“, im Niederspannungsnetz dagegen „können Ertüchtigungen von Hausanschlüssen nötig werden“. Schäfer zufolge wird die Berliner Höchstlast immer am dritten Mittwoch im Dezember mit 2300 Megawatt erreicht. Aktuell liegt der Wert bei rund 1800 Megawatt.
Analog zu der sehr gemächlich steigenden Nachfrage nach E-Autos entwickelt sich die Ladeinfrastruktur. In Berlin gibt es rund 350 Ladesäulen mit 700 Ladepunkten. Die Vattenfall-Tochter baut an der Infrastruktur der Zukunft: In einer für 400 Autos ausgelegen Tiefgarage an der Heidestraße (Europacity) richtet die Netzgesellschaft 200 Ladepunkte ein. Der Betreiber der Garage stellt sich also auf einen E-Auto-Anteil von 50 Prozent ein – irgendwann im nächsten oder übernächsten Jahrzehnt.
Die Förderprogramme wirken
Schwung in den Markt kommt nach Einschätzung der Netzmanager durch das gerade vom Senat verabschiedete Förderprogramm, das – in Kombination mit der Bundesförderung – die Anschaffung eines Elektroautos sowie den Ausbau der Ladesäulen mit einigen Tausend Euro fördert. „Wir erwarten jetzt mehr Anfragen“, sagte Schäfer am Mittwoch auf dem Testgelände der Stromnetzgesellschaft in Wilmersdorf, wo sich Kunden über Lademöglichkeiten informieren können.
Da ein Großteil der Autos auch künftig privat geladen wird, und das passiert in der Regel über Nacht, wenn das Auto nicht gebraucht wird, der Strom rund fünf Cent günstiger ist und die Ladedauer keine Rolle spielt, rechnet Schäfer nicht mit deutlich mehr Schnellladesäulen. Derzeit liegt das Verhältnis bei 10:1. Wenn ein Kompaktauto mit elf kWh zu Hause an der Steckdose geladen wird, dauert das rund dreieinhalb Stunden. Bei der schnellsten Ladestation in Berlin, die Porsche in Adlershof betreibt, ist das Auto mit 300 kWh in wenigen Minuten voll. Indes sind diese Schnellladestationen auch aufgrund des Kühlaufwands um eine Vielfaches teurer als ein „langsamer Ladepunkt“.
Für den Blackout wird vorgesorgt
Die eigenen Fahrzeuge lädt die Berliner Stromnetzgesellschaft auch in Wilmersdorf. Von 200 Pkw sind derzeit 36 vollelektrisch und 39 Plug-in-Hybride. Bis 2020 soll der Anteil auf 40 Prozent (elektrisch) und 30 Prozent (hybrid) steigen. Rund 30 Prozent der Fahrzeuge sollen weiter von einem Verbrennungsmotor angetrieben werden – falls es einmal einen Black-out gibt.
Alfons Frese