Flughäfen Tegel und Schönefeld: Berlin rüstet sich für unbefristeten Streik
Ab Mittwoch, den 8. März, droht der Kollaps der Berliner Flughäfen. Die Beschäftigen der Bodendienste sprachen sich mit fast 100 Prozent für eine Arbeitsniederlegung aus.
An der Entschlossenheit der Bodenarbeiter an den Berliner Flughäfen gibt es wenig Zweifel: 98,6 Prozent! Mit einer so hohen Zustimmungsquote für einen unbefristeten Streik hatte kaum ein Beobachter gerechnet. 75 Prozent der abgegebenen Stimmen hätten genügt, um die Tarifkommission der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zu ermächtigen, die Kollegen zum Streik aufzurufen.
Das Ergebnis, das am Freitag bekannt wurde, stärkt die Tarifkommission der Gewerkschaft für ihre Sitzung am kommenden Dienstag. Dann will sie prüfen, ob sich die Arbeitgeber der rund 2000 Angestellten, die sich in Tegel und Schönefeld um die Abfertigung der Flüge im Hintergrund kümmern, so weit bewegt haben, dass man auf einen Arbeitskampf verzichten kann. Ansonsten könnte Verdi die Berliner Flughäfen bereits am Mittwoch lahm legen – ob nur für wenige Stunden, wie bereits bei Warnstreiks im Februar erprobt, oder tatsächlich auf unbestimmte Zeit, ist noch offen.
Kampf für einen Euro mehr die Stunde
Bisher haben die Arbeitgeber, darunter der Industriedienstleister Wisag (1000 Mitarbeiter an den Berliner Flughäfen) und Aeroground Berlin (600), lediglich eine Erhöhung der Gehälter um etwa zehn Cent in Aussicht gestellt. Verdi fordert unter anderem eine Anhebung um mindestens einen Euro auf dann zwölf bis 13 Euro – je nach Tätigkeit. Die Positionen liegen also noch weit auseinander. (Lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen.) „Die Arbeitgeber haben es in der Hand, den Streik zu stoppen“, hieß es in einer Erklärung der Gewerkschaft am Freitag. Man sei an einer Verhandlungslösung interessiert, die Situation sei aber angespannt.
Würde der Konflikt eskalieren, wäre es für den Standort Berlin ein schwerer Schlag. Mehr als 90.000 Personen starten oder landen an einem durchschnittlichen Tag an beiden Flughäfen. Speziell am Mittwoch wären es unter normalen Umständen noch deutlich mehr: Auf dem Messegelände unter dem Funkturm öffnet nämlich die Tourismusmesse ITB, das größte Branchentreffen der Welt, ihre Tore für die Fachbesucher. Es werden mehr als 100.000 ITB-Besucher bis Sonntag erwartet. In der Regel sind die Hotelzimmer in der ITB-Woche fast ausgebucht.
Tourismus-Verband warnt vor Schaden für den Standort
Michael Rabe, Generalsekretär des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft, forderte die Verhandlungspartner auf, den Konflikt kurzfristig zu entschärfen und einen Streik zu verhindern. „Kommende Woche trifft sich die Welt in Berlin. Statt diese Chance zu nutzen und den Besuchern zu beweisen, dass wir eine weltoffene Nation und ein höchst attraktives Reiseziel sind, torpediert das Bodenpersonal die Anreise der Gäste aus aller Welt.“ Das schade dem Messe- und Tourismusstandort Berlin und Deutschland als Reiseziel, sagte Rabe.
Die Messe Berlin teilte mit, man habe Maßnahmen zur Minimierung der Auswirkungen bei möglichen Streiks ergriffen. Man werde Aussteller und Fachbesucher über Newsletter und alle Social-Media-Kanäle auf dem Laufenden halten. Messe-Sprecherin Julia Wegener verwies zudem auf spezielle ITB-Angebote der Deutschen Bahn und des Fernbusanbieters FlixBus. Man rechne weiterhin mit 100.000 Besuchern, sagte sie – und verwies auf die Fruit Logistica Anfang Februar. Auch da stand die Drohung von Warnstreiks im Raum. Am Ende verzeichnete die Messe ein Besucherplus,
Bei Air Berlin, der wichtigsten Airline für die Berliner Flughäfen, war man am Freitag nicht so gelassen. Es gab viele Telefonkonferenzen. Schließlich gilt es nicht nur Messebesucher zu befördern. „Wir finden die Streikdrohung absolut unangemessen“, sagte ein Sprecher. Derzeit plane man mehrere Szenarien durch. Sollte Verdi tatsächlich zu einem Streik aufrufen, würden die Kunden umbuchen können oder ihr Geld zurückerhalten. Aber erst dann. Die Airline informiert hier über aktuelle Flugplanänderungen.