Mittelstandsbarometer: Berlin ist die Hauptstadt des Fachkräftemangels
Berlins Unternehmen wollen in diesem Jahr kräftig wachsen. Doch in vielen Betrieben fehlt dafür das passende Personal.
Berlins Unternehmen haben zunehmend Probleme, geeignete Fachkräfte zu finden. Vier von fünf Unternehmen suchen in der Hauptstadt vergeblich nach neuen Mitarbeitern - in keinem anderen Bundesland ist der Fachkräftemangel so gravierend wie in Berlin. Das ist ein Ergebnis des aktuellen Mittelstandsbarometers der Wirtschaftsberatung Ernst & Young (EY). Basis der Studie ist eine Befragung von 3000 mittelständischen Unternehmen in Deutschland, in Berlin wurden 108 Unternehmen befragt.
Beim Geschäftsklima liegt Berlin an dritter Stelle
Dabei setzt gerade der hauptstädtische Mittelstand in diesem Jahr besonders stark auf Wachstum: 44 Prozent von ihnen erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage in den ersten sechs Monaten – so viele wie nirgendwo sonst in Deutschland. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 36 Prozent. Dieser Optimismus spiegelt sich auch im Geschäftsklima wider: Mit einem Wert von 49,2 Punkten weist Berlin aktuell das drittbeste Geschäftsklima aller Bundesländer auf – übertroffen nur von Bayern (51,3 Punkte) und Hessen (50,4 Punkte).
Fast ein Drittel der Betriebe in der Hauptstadt findet nur "sehr schwer" Fachkräfte
Beim erwarteten Wachstum erweist sich allerdings der zunehmende Fachkräftemangel in der Hauptstadt als Bremsklotz: Mehr als vier von fünf Unternehmen (82 Prozent) haben Probleme, geeignete Fachkräfte zu rekrutieren – das ist im Bundesländervergleich der mit Abstand höchste Wert. 29 Prozent fällt es nach eigenen Angaben sogar „sehr schwer“, geeignetes Personal zu finden. Im bundesweiten Durchschnitt ist der Anteil von Unternehmen, die von Problemen bei der Fachkräftesuche berichten, mit 69 Prozent deutlich niedriger als in der Bundeshauptstadt.
Mitarbeiter im technischen Bereich sind gesucht
Der Anteil der Berliner Unternehmen, die zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollen, liegt aktuell bei 37 Prozent – und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 32 Prozent. Gleichzeitig stehen Stellenstreichungen nur bei zehn Prozent der Berliner Betriebe auf der Agenda (deutschlandweit elf Prozent). Bundesweit werden derzeit vor allem Mitarbeiter im technischen Bereich (Produktion) sowie im Vertrieb und im Kundendienst gesucht.Auch in den Bilanzen der Unternehmen schlägt sich der Fachkräftemangel nieder: Fast jeder zweite Mittelständler in Berlin (47 Prozent) klagt über Umsatzeinbußen infolge des Mangels an geeignetem Personal, 19 Prozent der Befragten berichten sogar von erheblichen Einbußen von mehr als fünf Prozent.
Große Unternehmen werben mit starken Marken und hoher Bekanntheit
Bei ihrer Suche nach neuen Mitarbeitern stehen die mittelständischen Unternehmen in direktem Wettbewerb zu bekannten Großunternehmen aus der Region, die ebenfalls ihre Belegschaften aufstocken und bei Bewerbern mit ihren starken Marken und einer hohen Bekanntheit punkten können. Eine Verbesserung der Fachkräftesituation könnte der Flüchtlingszustrom bringen – wie die Befragungsergebnisse nahelegen: Immerhin glauben mehr als die Hälfte der Betriebe (58 Prozent) in Berlin daran, dass Flüchtlinge den Fachkräftemangel mildern können. Nur im Saarland liegt dieser Anteil mit 65 Prozent noch höher. Sogar 84 Prozent der Mittelständler würden Flüchtlinge bei sich arbeiten lassen.
Die meisten Flüchtlinge haben nur rudimentäre Deutschkenntnisse
Allerdings sehen die Unternehmen deutschlandweit nach wie vor große Hindernisse bei der Einstellung von Flüchtlingen. Als große Hürde werden von vier von fünf Mittelständlern die mangelnden Deutschkenntnisse genannt. Etwa drei von fünf Befragten nennen die unklare Gesetzeslage während laufender Asylverfahren und jeder zweite verweist auf die fehlende Planungssicherheit, vor allem infolge der Möglichkeit einer Abschiebung.
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