Glyphosat-Hersteller: Bayer spricht mit Monsanto über eine Übernahme
Schon vor einer Woche gab es erste Gerüchte, jetzt wurden sie bestätigt: Bayer lotet eine Übernahme des Saatgut-Spezialisten Monsanto aus. Ein solcher Deal würde ein globales Schwergewicht in dem Markt schaffen.
Der deutsche Chemieriese Bayer will sein Agrargeschäft mit dem Kauf des amerikanischen Saatgutkonzerns Monsanto stärken. Vertreter von Bayer hätten sich kürzlich mit Mitgliedern der Monsanto-Geschäftsführung getroffen, um vertraulich über eine einvernehmliche Übernahme zu sprechen, teilte Bayer am Donnerstagmorgen mit. Monsanto war an der Börse zuletzt rund 42 Milliarden Dollar (gut 37 Mrd Euro) wert. Der Kurs schwankte in den vergangenen Tagen, nachdem es bereits vor einer Woche erste Berichte über ein Interesse von Bayer gegeben hatte.
An der Börse stieß das Vorhaben zunächst auf Skepsis. Die Bayer-Aktien brachen zu Handelsbeginn um mehr als sieben Prozent auf 89,41 Euro ein und waren damit größter Verlierer im Dax. Der neue Bayer-Chef Baumann, der erst Anfang Mai das Ruder vom Niederländer Marijn Dekkers beim Aspirin-Hersteller übernommen hat, muss daher noch Überzeugungsarbeit bei den Anlegern leisten. Viele Börsianer fürchten eine kostspielige Übernahme, die möglicherweise mittels Kapitalerhöhung finanziert werden könnte. Für Bayer wäre es nach dem Kauf des Arzneimittelherstellers Schering 2006 für 17 Milliarden Euro die mit Abstand größte Akquisition in der Firmengeschichte.
Mit Monsanto würde das Agrargeschäft eine viel größere Rolle spielen. Der US-Konzern erlöst im Jahr rund 15 Milliarden Dollar (gut 13 Mrd Euro) mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. Bayer kam im vergangenen Jahr insgesamt auf einen Umsatz von 46,3 Milliarden Euro. Monsanto geht gerade durch einige Turbulenzen. Der Konzern kappte jüngst die Gewinnprognose für dieses Jahr und befindet sich in einem Stellenabbau.
Das „Wall Street Journal“, das in der Nacht zunächst über die Gespräche berichtet hatte, schrieb unter Berufung auf Zahlen der Bank Morgan Stanley, gemeinsam würden die Unternehmen gut ein Viertel (28 Prozent) der weltweit verkauften Pflanzenschutzmittel absetzen. Sehr stark wären sie auch im US-Geschäft mit Getreide- und Soja-Samen. Für ein Zusammengehen spricht, dass Monsanto in den USA stärker aufgestellt ist, Bayer in Europa und Asien. Das könnte den Unternehmen auch bessere Karten bei den Wettbewerbshütern bescheren.
Monsanto hatte im vergangenen Jahr versucht, den Schweizer Konkurrenten Syngenta zu übernehmen, der schließlich an Chinesen ging. Derzeit ist der Konzern wegen des Streits um die weitere Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat in den Schlagzeilen, der auch zu Spannungen in der großen Koalition geführt hat. (dpa, rtr)