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Schlange stehen. Baumärkte wie Hornbach machen gerade gute Geschäfte.
© imago images/Revierfoto

Umsatzsteigerungen im ersten Quartal: Baumärkte bleiben trotz guter Zahlen vorsichtig

Zurückhaltende Krisengewinner: Hornbachs Zahlen zeigen, wie Baumärkte während der Pandemie profitieren konnten. Optimistisch ist die Branche dennoch nicht.

Viele Deutsche haben die Zeit des Corona-Lockdowns genutzt, um ihren Garten zu verschönern oder die Wohnung zu renovieren. Im März und April bildeten sich teilweise lange Schlangen vor den Baumärkten im Land. Im Gegensatz zum Großteil des Einzelhandels scheinen die Märkte bisher glimpflich durch die Krise gekommen zu sein und neben den Supermärkten zu den Gewinnern zu zählen.

Das bestätigten Zahlen zum ersten Quartal des Geschäftsjahrs 2020, die die Baumarktkette Hornbach am Mittwoch veröffentlicht hat.

Umsatz- und Ertragsentwicklung hätten sich in den ersten drei Monaten von 2020 „erfreulich krisenfest“ gezeigt, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns. Zwar hätten Hornbach-Märkte teilweise für mehrere Wochen schließen müssen, der Einkauf über den Onlineshop und das Abholen von online reservierter Ware sei jedoch weiterhin möglich gewesen.

So habe es an keinem Standort einen kompletten Shutdown gegeben. Die corona-bedingten Umsatzeinbußen habe Hornbach durch hohe Umsätze in den wiedereröffneten Baumärkten und Onlineshops sogar überkompensieren können.

Baumärkte durften in den meisten Bundesländern offen bleiben

In vielen Bundesländern konnten die Baumärkte trotz Pandemie geöffnet bleiben, da ihr Sortiment als Teil der Grundversorgung und damit als „systemrelevant“ galt. Nur Bayern, Sachsen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern hatten die Baumärkte schließen lassen, Seit dem 20. April sind in allen Bundesländern die Baumärkte wieder geöffnet.

Im Gegensatz zum Rest des Einzelhandels kam die sogenannte Do-It-Yourself-Branche (DIY) bisher gut durch die Krise. Peter Wüst, Geschäftsführer des Handelsverbands Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) bestätigt, dass das Jahr positiv startete. „Die ohnehin gute Entwicklung des Vorjahreszeitraums konnte noch einmal übertroffen werden.“

Er warnt aber vor einem verfrühten Optimismus. Denn die Sicherheitsmaßnahmen in der Krise seien mit hohen Kosten „im zweistelligen Millionenbereich“ verbunden. Es dürften viel weniger Kunden als sonst die Märkte betreten, außerdem seien viele Einkäufe etwa zur Renovierung einmalig und lediglich vorgezogen. „Das Urteil, ob die Gartencenter und Baumärkte in 2020 eventuell mit einem blauen Auge davonkommen, wird am Jahresende gesprochen“, so Wüst.

Vorsichtige Prognosen trotz gutem ersten Quartal

Auch Hornbach blickt vorsichtig in die Zukunft. Zwar erwarte man für das erste Quartal des Jahres 2020, dass Konzernumsatz und bereinigtes EBIT, „erheblich über den Vorjahreswerten“ liegen werden. Doch die Hornbach-Gruppe erwarte für das laufende Jahr einen Konzernumsatz auf Vorjahreshöhe von etwa 4,7 Milliarden Euro. Grund seien „erhebliche konjunkturelle Risiken“ aufgrund der „schwer abschätzbaren Auswirkungen der Coronakrise“, die sich negativ auf die Gruppe auswirken könnten.

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Der Konzernumsatz wuchs im Geschäftsjahr 2019/20 um 8,4 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. „Das Wetter spielte mit, wir fanden großen Zuspruch bei den Kunden und hatten die Kosten im Griff“, begründete der Vorstandsvorsitzende Albrecht Hornbach auf der Bilanzpressekonferenz im pfälzischen Neustadt an der Weinstraße das erfolgreiche Geschäftsjahr. Auch der Onlinehandel habe mit einer zweistelligen Wachstumsrate zu der Umsatzentwicklung beigetragen.

Konkurrenz bekommen die Märkte durch Amazon

Hornbach gehört zu den Marktführern der Branche in Deutschland, gemeinsam mit Bauhaus und der zur Tengelmann-Gruppe gehörende Kette OBI. Laut BHB hat die DIY-Branche 2017 einen Umsatz von rund 45 Milliarden Euro in Deutschland erzielt. Die Branche besteht aus Bau- und Heimwerkermärkten, Fachmärkten und Kleinbetriebsformen des Fachhandels.

Der Gesamtbruttoumsatz der Bau- und Heimwerkermärkte in Deutschland erreichte demnach 2017 einen Wert von 18,45 Milliarden Euro, die Tendenz ist positiv.

Doch der Onlinehandel macht auch den Baumärkten zu schaffen. Größter Konkurrent ist dabei Amazon. Wie das Institut für Handelsforschung Köln ermittelt hat, hatte das US-Unternehmen 2018 im Heimwerkssegment einen Marktanteil von 36 Prozent. Peter Wüst sieht die Baumärkte dennoch gut gerüstet. Zwar werde das Onlinegeschäft durch die Corona-Effekte noch verstärkt. Aufgrund der vielen haptischen Sortimente eines Baumarktes wünsche sich der Großteil der Kunden aber weiterhin eine Beratung vor Ort.

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