Europäische Cloud: Barley will Marktmacht der Internetkonzerne aufbrechen
Daten von großen Digitalkonzernen sollten in einer europäischen Cloud gesammelt werden, fordert die Justizministerin. Dies würde den Verbrauchern helfen.
Nach Ansicht von Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) haben Konzerne wie Apple und Amazon bei Algorithmen im Internet zu viel Macht. Hier sei mehr Kontrolle und Transparenz nötig, sagte die SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl in einem Interview mit dem Tagesspiegel. Die Bürger wüssten einfach nicht, wann sie von den Unternehmen gezielt benachteiligt würden und deshalb zu viel bezahlten.
Bisher gäbe es für Verbraucher kaum Möglichkeiten, sich über eine mögliche Benachteiligung zu beschweren. „Ich setze mich dafür ein, dass die Konzerne ihre großen Datenmengen mit der Allgemeinheit teilen. Natürlich anonymisiert. AirBnB- und Uber-Daten liefern beispielsweise wichtige Erkenntnisse für die Stadtplanung. Unsere Idee ist eine europäische Cloud, in der bestimmte Daten vorgehalten werden, die dann genutzt werden können. Das wäre ein Modell, bestehende Marktmacht aufzubrechen und Forschung zu erleichtern.“
„Ich buche häufig Flüge auf dem Handy und entscheide manchmal sehr spontan. Jeder Algorithmus erkennt, dass ich bereit bin, auch vergleichsweise hohe Preise zu zahlen. Ob ich dadurch am Ende schlechter behandelt werde, als jemand anderes, ließe sich nur durch direkten Vergleich herausfinden. Am Ende kann es dann sogar davon abhängen von welchem Hersteller Ihr Handy ist“, sagte Barley.
Offen zeigte sich Barley für Möglichkeiten, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) Leberflecken zu analysieren und so ein Hautkrebsrisiko frühzeitig zu erkennen. „Gesundheit ist sicher einer der Bereiche, in denen KI ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Ich bin dafür sehr offen. Ich wohne in der Nähe von Trier eher im ländlichen Raum. Da gibt es eine Menge Probleme mit der ärztlichen Versorgung. Hier kann KI sicher helfen. Meine Aufgabe in der Regierung ist es aber auch immer auf die Risiken hinzuweisen – also ein stückweit den Job der Spaßbremse“, sagte Barley mit Blick auf Datenschutzfragen.
Gerade Konzerne dürften hier nicht zu viel Zugriff bekommen, um am Ende eine riesige Amazon-Krankenkasse zu etablieren. "Wenn große Konzerne, die bereits viel über individuelles Verhalten wissen, auch noch unsere Gesundheitsdaten bekommen, dann sind wir bald wirklich gläserne Menschen – und das wollen wir nicht sein.“
Das komplette Interview mit Katarina Barley lesen Sie in der gedruckten Montagsausgabe des Tagesspiegels oder am Sonntag ab 19.30 Uhr schon im E-Paper.