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Die Bundesbank wertete Daten von 223 Instituten aus.
© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Monatsbericht der Deutschen Bundesbank: Banken geben Strafzinsen immer häufiger an Kunden weiter

Inzwischen berechnen gut 50 Prozent der Banken ihren Kunden negative Zinsen. Zunehmend sind neben Firmenkunden auch private Haushalte betroffen.

Eine wachsende Zahl von Banken gibt die Strafzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) an Kunden weiter. „Immer mehr Banken nutzen die Option, die Finanzierungskosten zu senken, indem sie vor allem auf großvolumige Einlagen im Firmenkundengeschäft negative Zinsen vereinnahmen“, schreibt die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht September, der am Montag veröffentlicht wurde. Zunehmend würden auch Einlagen privater Haushalte von den Instituten negativ verzinst.

Zwar bekommen Banken frisches Zentralbankgeld weiterhin zu null Prozent Zinsen. Zugleich jedoch müssen sie aufpassen, nicht zu viel Geld zu horten, das zum Beispiel über Einlagen von Kunden reinkommt. Denn für überschüssige Liquidität, die die Institute bei der EZB parken, verlangt die Notenbank 0,4 Prozent Strafzinsen. An diesem Zinsniveau will die EZB mindestens über den Sommer 2019 hinaus festhalten.

Die Bundesbank wertete Daten von 223 Instituten aus und stellte fest: Im vergangenen Jahr hat sich der Anteil der Banken, die Kunden negative Zinsen berechneten, von rund 26 Prozent im Januar auf gut 50 Prozent im Dezember fast verdoppelt. Vor allem betroffen seien Firmenkunden sowie Profianleger wie Versicherungen und Pensionsfonds.

Private Haushalte vor allem bei Sparkassen betroffen

Die 223 Institute sind nach Angaben der Bundesbank ein repräsentativer Querschnitt, gut zwei Drittel des Bankenmarktes in Deutschland seien dadurch erfasst. Insgesamt seien bei diesen knapp über 40 Prozent der Sichteinlagen im Firmenkundengeschäft von Strafzinsen betroffen. „Rund die Hälfte dieses negativ verzinsten Sichteinlagenvolumens konzentrierte sich auf sieben Banken des Groß- und Landesbankensektors. Gut ein Drittel verteilte sich auf 90 Institute des Sparkassen- und Genossenschaftssektors“, schreibt die Bundesbank.

Aber auch mancher reiche Privatkunde muss draufzahlen, statt für Geld auf dem Bankkonto Zinserträge zu kassieren. „Zur Stabilisierung ihrer Zinsmargen verzinsen Banken zunehmend auch Einlagen privater Haushalte negativ“, stellt die Bundesbank fest. Hierbei habe sich die Zahl der Institute im Jahresverlauf auf rund zwölf Prozent nahezu vervierfacht.

Vier Prozent der Sichteinlagen von Privatkunden in der Stichprobe waren demnach negativ verzinst. „Wie im Firmenkundengeschäft dürfte es sich dabei vornehmlich um großvolumige Sichteinlagen handeln“, so die Annahme der Bundesbank. „Sowohl gemessen an der Anzahl als auch am Sichteinlagenvolumen waren es vor allem Sparkassen, die Sichteinlagen privater Haushalte negativ verzinsten.“

Weil der Wettbewerb um Kunden in Deutschland besonders hart ist, scheute die Branche bislang davor zurück, Privatkunden in großem Stil mit Negativzinsen zu belasten. (dpa)

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