Tarifkonflikt mit der GDL: Bahn will Platzeck als Vermittler - Weselsky spricht von "PR-Gag"
Die Bahn will so schnell wie möglich weiter mit der GDL verhandeln. Man habe Matthias Platzeck als "Begleiter" der Gespräche gewinnen können, sagte Bahnchef Grube. GDL-Chef Claus Weselsky reagiert barsch.
Die Bahn will verhandeln, und zwar so schnell wie möglich. Man habe heute einen Brief an die GDL gesandt, in dem man sie auffordere, noch heute an den Verhandlungstisch zurückzukehren, sagte Rüdiger Grube auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Berlin. "Verhandeln ist mehr denn je das Gebot der Stunde!", sagte er. Gleichzeitig gab er bekannt, dass man Ex-SPD-Chef Matthias Platzeck als "unabhängigen Begleiter" der Gespräche vorschlage, Platzeck habe dem bereits zugestimmt. Auch die GDL könne eine "eigene, unabhängige Persönlichkeit" benennen, die an den Verhandlungen teilnehme, sagte Grube. Die Bahn hält seinen Worten zufolge an einer Schlichtung fest. Die GDL lehnt dies bislang ab. Platzeck und gegebenenfalls eine von der Gewerkschaft benannte Persönlichkeit sollen laut Grube aber ausdrücklich nicht schlichten, sondern zunächst nur vermitteln. Zudem solle die GDL vom Gesetz der Tarifeinheit ausgenommen werden.
Claus Weselsky: "Wir werden nicht aus der Hüfte schießen"
GDL-Chef Claus Weselsky reagiert barsch auf die Ankündigung der Bahn. Das "angeblich so tolle" Angebot des Konzerns habe ihm bis Mittwochmittag nicht vorgelegen, sagte er bei einer Protestveranstaltung seiner Gewerkschaft in Köln. Grube habe den Brief offenbar "mit der Postkutsche losgeschickt". Die zuständigen Gremien der Gewerkschaft würden das Angebot bewerten, sobald es vorliege. Dabei lasse sich die GDL Zeit. "Wir werden nicht aus der Hüfte schießen", stellte Weselsky klar. "Erst wenn die zuständigen Gremien das bewertet haben, was mit der Postkutsche vielleicht noch ankommt, werden wir uns dazu äußern." Die GDL werde nicht aufgrund eines "PR-Gags" ihren Streik beenden.
Von dem bis Sonntag angekündigten Streik sind Personen- wie Güterzüge betroffen. Die Passagiere müssen sich auch an diesem Mittwoch darauf einrichten, dass mindestens zwei von drei Fernzügen ausfallen und die S-Bahnen in den Ballungsräumen nur stark ausgedünnt verkehren. Der Güterverkehr wird bereits seit Montag bestreikt, so dass mögliche Produktionsausfälle wegen fehlenden Nachschubs näher rücken. Fernreisende und Pendler müssen seit Dienstag mit den Folgen der mittlerweile achten Streikwelle im aktuellen Tarifkonflikt zurechtkommen.
Ihre Belastung hat die Bahn auf 10 Millionen Euro pro Streiktag beziffert, die mittelbaren Schäden für die Wirtschaft sind darin nicht enthalten. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag befürchtet Produktionsausfälle. „Wenn der Streik wie angekündigt sechs Tage dauert, kommen Lieferketten ins Stocken, Lager laufen leer, die Produktion stottert“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer der „Nordwest-Zeitung“ (Mittwoch). Der Konflikt ist auch deshalb so schwierig, weil die GDL mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) teils für die selben Beschäftigtengruppen Tarifverträge abschließen wollen. Die Bahn will für die Mitglieder beider Gewerkschaften ähnliche Abschlüsse erzielen.
Bahn-Personalvorstand Weber wandte sich gegen Vorschläge einer Zwangs-Schlichtung, die seiner Ansicht nach auch rechtlich nicht durchsetzbar sein könnte. „Von daher bevorzugen wir ganz klar Verhandlungslösungen, die streben wir an, die müssen wir zustande bringen“, sagte Weber dem „Nachtjournal“. Dafür stehe auch die GDL in der Verantwortung. (mit AFP, dpa)