Ein Vize für Rüdiger Grube?: Bahn-Vorstand auf dem Personal-Karussell
Bahn-Chef Rüdiger Grube baut die Führungsetage um. Noch ist nichts entschieden - aber es wird munter über Namen und neue Zuständigkeiten spekuliert.
In genau einer Woche, am 27. Juli, will Bahn-Chef Rüdiger Grube Klarheit haben, mit wem er künftig am Vorstandstisch sitzen wird. In einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung sollen die 20 Mitglieder des Kontrollgremiums Grubes Personalkonzept für die Führung des Schienenkonzerns zustimmen. Im August könnte dann das Top-Management stehen. „Die Deutsche Bahn wäre dann endlich wieder ein normal geführtes Unternehmen“, sagt ein Aufsichtsrat. Grubes neue Mannschaft müsse dann sehr schnell an die Arbeit gehen, um nicht weitere Kunden zu verlieren.
Verluste im Güterverkehr, Einbußen im Personenverkehr, Probleme mit Technik und Service – in der aktuellen Aufstellung hat die Chefetage der Bahn etliche Baustellen nicht in den Griff bekommen. Technik-Vorstand Heike Hanagarth hat bereits ihren Rückzug zum 31. Juli erklärt, Logistik-Vorstand Karl-Friedrich Rausch geht Ende des Jahres in den Ruhestand. Aus acht Vorstandsmitgliedern werden sechs – und so soll es nach Grubes Plänen wohl auch bleiben.
Neu verteilt werden müssen also die Zuständigkeiten. Jüngste Spekulation: Die Bahn könnte zum ersten Mal einen Vize-Chef bekommen. Laut „Welt am Sonntag“ soll der Vorstand für Infrastruktur und Dienstleistungen, Volker Kefer, Stellvertreter von Grube werden. Zusätzlich werde künftig die Technik-Sparte wieder in seiner Verantwortung liegen. Das Ressort hatte er 2013 abgeben müssen. Früher war bereits spekuliert worden, Kefer solle als neuer „Super-Super-Vorstand“ die Bereiche Fern-, Nah- und Güterverkehr sowie die Logistik übernehmen.
Aufstieg von Ronald Pofalla ist politisch umstritten
Der Chef der Tochtergesellschaft DB Fernverkehr, Berthold Huber, war zuletzt als Vorstand für den wichtigen Personenverkehr genannt worden. Er würde seinen jetzigen Vorgesetzten, Ulrich Homburg, ersetzen. Huber gilt im Konzern als jemand, der die Fernbus-Konkurrenz von Anfang an ernster als Homburg genommen hat. Huber wäre künftig unter anderem für die ICE-Flotte zuständig. Außerdem fiele auch der Güterverkehr in seinen Verantwortungsbereich.
In den Vorstand aufrücken soll ebenfalls der frühere Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU). Eine Personalie, die politisch umstritten ist, weil für Pofalla ursprünglich ein Jahr Wartezeit vereinbart worden war. Der CDU-Mann pflegt seit Jahresanfang für die Bahn in Berlin und Brüssel die politischen Beziehungen. Im Vorstand würde er Gerd Becht ersetzen, dessen Vertrag aber noch bis 2017 läuft. „Becht macht einen guten Job“, heißt es dazu im Aufsichtsrat. Es gebe keinen Grund, dass er zwei Jahre vorzeitig bei vollen Bezügen aus dem Amt scheide. Ihre Jobs behalten sollen dem Vernehmen nach Finanzvorstand Richard Lutz und – vorerst zumindest – Personalvorstand Ulrich Weber.