Ausbildung in Berlin: Azubi an der Uni
Sport- und Fitnesskaufleute, Chemielaboranten oder Tischler: Auch Hochschulen bieten duale Berufsausbildungen an. Was man dort werden kann.
Wenn man Brauer oder Brauerin werden will, gibt es mehr Möglichkeiten, als den naheliegenden Weg zu gehen und sich bei einer Berliner Brauerei um eine Lehrstelle zu bewerben. Man kann den Beruf auch an der Technischen Universität (TU) Berlin lernen. Das Handwerk der Bierproduktion ist allerdings eine der ungewöhnlicheren Ausbildungen, die die Hochschule anbietet. Einen Brauer-Azubi im Jahr stellt sie ein.
Bei der TU stehen 14 Ausbildungsberufe auf dem Programm, 47 neue Lehrstellen werden in diesem Jahr vergeben, insgesamt lassen sich 131 Azubis dort ausbilden und werden etwa Maler/in, Baustoffprüfer/in, Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste, Fachinformatiker/in, Tischler oder Verwaltungsfachangestellte/r (siehe Kasten).
„Auszubildende sind ein wichtiger Teil der TU-Gemeinschaft“, sagt TU-Sprecherin Stefanie Terp – und nennt gleich einen der Vorzüge der Ausbildung an der Uni: „Die Arbeitsatmosphäre zeichnet sich durch Offenheit, Neugierde, Toleranz und Diversität aus. Mit Menschen aus über 140 Nationen finden die Azubis ein extrem internationales Arbeitsumfeld vor.“
17.000 Azubis an Hochschulen
Auch andere Universitäten und Fachhochschulen bilden aus, zum Beispiel im Labor, in der Bibliothek oder in der Verwaltung. Laut der Hochulrektorenkonferenz (HRK) gab es 2017 deutschlandweit rund 17 000 Auszubildende an Hochschulen.
Angst vor dem akademischen Elfenbeinturm und einer Ausbildung fernab jeder Berufsrealität brauchen angehende Azubis nicht zu haben: Die Ausbildungen sind von der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK), der Handwerkskammer Berlin (HWK) oder der Verwaltungsakademie Berlin anerkannt und zertifiziert. Zudem dürfen sich die Inhalte wegen der bundesweit einheitlichen Ausbildungsverordnung nicht unterscheiden. Die meisten Ausbildungsgänge sind dual organisiert, sodass der praktische Teil an der Hochschule und der theoretische an der Berufsschule erfolgt.
An der Freien Universität Berlin (FU) ist Vasilij Vitriak inzwischen im zweiten Ausbildungsjahr zum Tierwirt mit Fachrichtung Bienenhaltung. Er hält auch privat Bienen und kümmert sich beruflich mit seinen Kollegen um die 45 Bienenvölker der Hochschule. Er lernt sein Handwerk bei Benedikt Polaczek. Der promovierte Landwirt ist Imkermeister am Institut für Veterinär-Biochemie der Freien Universität.
Imkerausbildungen sind rar
Vasilij Vitriak ist einer von 141 Azubis in zwölf Ausbildungsberufen an der FU. In diesem Jahr werden voraussichtlich 46 neue die Arbeit aufnehmen. Vitriak schätzt die Anbindung an die Universität und den damit verbundenen Einblick in die Forschung. Die FU ist außerdem neben der Humboldt-Universität einer der wenigen Arbeitgeber, die den Ausbildungsberuf Imker anbieten.
Auch die Beuth Hochschule für Technik bildet aus. Das Bewerbungsverfahren steuert und koordiniert die FU Berlin.
Ab September beginnt an der Fachhochschule erstmals eine angehende Verwaltungsfachangestellte ihre Lehre, sagt Beuth-Sprecherin Monika Jansen. Sie ist sich sicher: Hochschulen sind als Arbeitgeber beliebt: „Sie sind jung und dynamisch, bieten ein spannendes Umfeld und sind keine ‚klassischen Amtsstuben’.“ Die Azubis könnten mit guten Arbeitsbedingungen rechnen: mit flexiblen Arbeitszeiten, einem netten Team, einem betrieblichen Gesundheitsmanagement und den Annehmlichkeiten des öffentlichen Dienstes. Da die Hochschulen überwiegend für den Eigenbedarf ausbilden, erwartet sie nach erfolgreicher Übernahme auch ein sicherer Arbeitsplatz. Doch auch ein Wechsel in die Wirtschaft ist möglich: „Unsere Auszubildenden sind auf dem Arbeitsmarkt begehrt, da sie eine fundierte Ausbildung erfahren haben“, sagt Jansen.
„Eine Ausbildung an einer Hochschule unterscheidet sich nicht von einer Ausbildung in einem Unternehmen“, erklärt auch Claudia Engfeld, Sprecherin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin. Der Ausbildungsinhalt sei identisch, deshalb nach der Lehre auch ein Wechsel in die Wirtschaft völlig problemlos möglich – wenn Absolventen das dann wünschen.
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