Geplante Verschärfung der CO2-Regulierung: Autozulieferer ZF sieht durch EU-Klimaziele Arbeitsplätze gefährdet
Der CO2-Ausstoß von Neuwagen soll bis 2030 deutlich sinken. Wolf-Henning Scheider, Chef des drittgrößten deutschen Zulieferers ZF, warnt vor drastischen Folgen.
Die von der EU-Kommission geplante Verschärfung der CO2-Regulierung für die Automobilindustrie stößt auf massiven Widerstand in der Branche. Die erneute Absenkung des CO2-Grenzwertes um 50 (statt 37,5) Prozent bis 2030, die heute offiziell von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verkündet werden soll, „bringt nur noch mehr Stress in das System in Bezug auf Entwicklungsressourcen und Investitionen“, sagte Wolf-Henning Scheider, Vorstandschef des drittgrößten deutschen Autozulieferers ZF Friedrichshafen, dem Fachdienst „Tagesspiegel Background Verkehr & Smart Mobility“ (Mittwochausgabe).
„Wir laufen in eine Disruption und können das, was wir wollen, nicht mehr umsetzen: die Menschen in der Transformation mitnehmen und ihnen eine Perspektive geben.“In Europa scheine man sich gegenseitig mit immer schärferen Grenzwerten überbieten zu wollen. „Ich sehe viel Aktionismus, aber noch kein Programm, an das ich glauben kann“, sagte Scheider. Ohne einen deutlich höheren Anteil an verkauften Elektroautos sind die neuen Grenzwerte für die Hersteller kaum zu schaffen.
Der PKW-Markt würde ausgebremst
Er habe die Rechnung der EU-Kommission aber noch nicht verstanden, sagte der ZF-Chef. „Wo sollen die erneuerbaren Strommengen für den Green Deal herkommen? Das ist nur eine der vielen offenen Fragen. “Wenn die neuen EU-Ziele tatsächlich implementiert würden, werde der Pkw-Markt in Europa ausgebremst. „Die verkauften Stückzahlen werden vermutlich das Niveau von 2018 nicht mehr erreichen, die Pkw-Preise werden steigen“, sagte Scheider „Tagesspiegel Background“.
Dies werde Folgen für den Standort Deutschland und die Beschäftigten haben: „Mittel- bis langfristig werden wir dann Standorte und Produktionskapazitäten in Deutschland nicht brauchen“, so Scheider. „Das heißt, wir müssten auch mehr Personal als geplant reduzieren."