Nach dem Rückzug bei Amazon: Ausruhen kommt für Jeff Bezos nicht infrage – was er jetzt vorhat
Zwar ist Bezos bald nicht mehr Amazon-Chef – doch in Rente geht er nicht. Er hat gleich vier Projekte, die er vorantreiben will. Dabei geht es auch um das All.
Jeff Bezos hat der Welt beigebracht, im Internet einzukaufen. Über 25 Jahre ist es her, dass er online das erste Buch verkaufte. Heute ist Amazon einer der mächtigsten und wertvollsten Konzerne, Bezos selbst einer der reichsten Männer der Welt. Jetzt gibt er die Verantwortung über das Amazon-Universum ab – nicht, weil er müde ist oder eine Pause braucht. Sondern weil er sich neuen Aufgaben widmen will.
„Ich hatte noch nie so viel Energie und es geht hier nicht um meine Rente“, schreibt der 57-Jährige in einer Mail an seine Mitarbeiter. Sein Abschied soll ein Aufbruch sein.
Dass Bezos sich neue Herausforderungen sucht, wundert Beobachter nicht. Eins seiner Lieblingsworte lautet „relentless“ – zu deutsch „unerbittlich“ oder auch „erbarmungslos“. So wollte Bezos ursprünglich sogar sein Unternehmen nennen. Wer im Browser relentless.com eingibt, landet bis heute automatisch auf der Amazonseite.
Kaum ein Wort drückt zudem besser aus, wofür Bezos steht. Ein Manager, der sich nie auf seinem Erfolg ausgeruht hat, der in Gedanken stets drei Schritte voraus ist.
Immer einen Schritt voraus
Als er anfing, schreibt Bezos selbst, hätten ihn die Leute noch gefragt: „Was ist das Internet?“. Heute ist Amazon nicht nur der größte Onlinehändler der Welt, sondern mischt auch in diversen Lebensbereichen mit – von Unterhaltung, Gesundheit bis Finanzen. Einfach nur die Produkte und Dienste von anderen zu verkaufen, das war Bezos schnell nicht mehr genug.
Statt zum Beispiel die Smart Speaker der anderen auf seiner Plattform anzubieten, hat er mit Alexa ein eigenes Gerät entwickelt. Als er merkte, dass die Leute statt DVDs zu kaufen, Serien und Filme im Netz schauen, hat Bezos einen Streaming-Dienst aufgebaut. Amazon liefert heute Lebensmittel aus, betreibt Buchläden, eine Supermarktkette.
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Selbst ins Finanzgeschäft ist der Konzern eingestiegen, bietet eine eigene Kreditkarte an und vergibt zum Teil schon jetzt Kredite an Händler. Für Bezos hat all das vor allem einen Vorteil: Je mehr Kunden seine Dienste nutzen, desto mehr lernt der Konzern über sie. Nur wenige Konzerne weltweit dürften ihre Kunden so gut kennen wie Amazon.
Bezos Erfolg hat Schattenseiten
Dass Bezos sich damit nicht nur Freunde gemacht hat, ist klar. Der amerikanische Schriftsteller Jonathan Franzen zum Beispiel sagte in einem Spiegel-Interview mal: „Ich wünsche mir, dass die Aufsichtsbehörden Amazon in zwölf Teile zerschlagen, die dann miteinander konkurrieren. Dann wäre das Problem gelöst.“
In der Kritik steht Amazon unter anderem wegen des Umgangs mit kleinen Händlern, die zum Teil keine andere Wahl haben, als ihre Waren auf der Plattform zu verkaufen. Wie alle Techkonzerne muss Amazon unter dem neuen US-Präsidenten eine strengere Regulierung fürchten.
Für Bezos bleibt das ein Thema, er wechselt in den Verwaltungsrat und wird also auch weiterhin bei allen wichtigen Entscheidungen bei Amazon mitreden. Das Tagesgeschäft hingegen überlässt er anderen, allen voran seinem Nachfolger als Amazon-Chef, Andy Jassy.
Bezos Fokus hingegen verschiebt sich auf seine anderen Geschäfte außerhalb von Amazon. Seit 2013 gehört ihm zum Beispiel die Washington Post – sie ist in seinem Privatbesitz, zählt offiziell also nicht zum Amazon-Universum.
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Einen Kindheitstraum wiederum erfüllt er sich mit seiner Raumfahrtfirma Blue Origin: Schon in wenigen Monaten will Bezos damit die ersten Menschen ins All bringen. Unbemannte Testflüge mit der Rakete „New Shepard“ gab es bereits, bald schon könnte der erste Flug samt Crew stattfinden. Außerdem arbeitet das Unternehmen an einem Fahrzeug für die Mondlandung. Mit dem „Blue Moon“ will Bezos ab 2024 Flüge zum Mond anbieten.
Stärker kümmern will der Techvordenker sich auch um zwei Fonds, die er ins Leben gerufen hat. Damit folgt er dem Vorbild von Microsoft-Gründer Bill Gates, der sich mit seiner Stiftung ebenfalls der Philanthropie verschrieben hat. Über den Bezos Earth Fund unterschützt der Amazon-Gründer schon jetzt Wissenschaftler, Aktivisten und Nonprofit-Organisationen (NGOs) im Kampf gegen den Klimawandel. Zehn Milliarden Dollar hat Bezos in die Stiftung gesteckt. Weitere zwei Milliarden Dollar hat er bereitgestellt, um obdachlosen Familien zu helfen.
Seinen Abgang bei Amazon begründet Bezos damit, dass ihm neben dem Job als Vorstandschef für all diese Herzensprojekte wenig Zeit geblieben sei. Den Mitarbeitern des Konzerns gibt er mit auf den Weg, an ihre Visionen zu glauben und nicht zu schnell aufzugeben, wenn eine Idee auf den ersten Blick verrückt klinge. „Lasst die Neugierde euer Kompass sein“, rät Bezos.