VW-Tochter wechselt vier Vorstände aus: Audi-Chef auf Abruf
Der Aufsichtsrat der VW-Tochter Audi wechselt vier Vorstände aus. Hinter Rupert Stadler stehen noch die Familien Piëch und Porsche.
Audi räumt den Vorstand auf, verschont aber den Vorsitzenden Rupert Stadler, der in der Diesel-Affäre massiv unter Druck steht. Der von VW-Konzernchef Matthias Müller geleitetete Aufsichtsrat berief am Montag auf einer außerordentlichen Sitzung in Ingolstadt neue Chefs für die Ressorts Finanzen, Vertrieb, Produktion und Personal. Den abgelösten Vorständen wurden intern Fehlplanungen, nicht eingehaltene Zusagen und der Rückgang der Verkäufe in China vorgeworfen. Offiziell bemühte sich das Unternehmen, die Turbulenzen herunterzuspielen. „Die bisherigen Vorstände haben die positive Entwicklung von Audi mitgestaltet“, teilte Aufsichtsratschef Müller mit. Zuletzt sei Audi allerdings durch eine „schwierige Phase“ gegangen, habe aber „alle Voraussetzungen, auch in der Mobilitätswelt von morgen erfolgreich zu sein“. Ziel der Audi-Führung war es, den Vorstandsumbau bis zur Automesse IAA über die Bühne zu bringen, die Mitte September in Frankfurt am Main beginnt.
Stadler (54), einst Büroleiter von VW-Patriarch Ferdinand Piëch und als Audi-Chef (seit 2007) Nachfolger von Martin Winterkorn, hat Konzernkreisen zufolge weiterhin die Rückendeckung der Familien Porsche und Piëch. Bis vor Kurzem verwaltete er einen Teil des Privatvermögens der Familie. Wolfgang Porsche hatte Stadler auf dem Genfer Autosalon im März öffentlich sein Vertrauen ausgesprochen. Stadler sitzt seit 2010 auch im Volkswagen-Vorstand. Die vier neuen Audi-Vorstände kommen alle aus dem VW-Konzern.
VW-Chef Müllers Vertrauter Wendelin Göbel, der zwei Jahrzehnte lang bei Audi war, wird Personalchef in Ingolstadt. Das wichtige Finanzressort übernimmt der derzeit in China tätige VW-Manager Alexander Seitz. Vertriebsvorstand wird VW-Nutzfahrzeuge-Vertriebschef Bram Schot, Produktionschef der frühere Leiter des Stammwerks Ingolstadt und jetzige Chef von Audi Ungarn, Peter Kössler.
Mehrere Manager kamen und gingen in der Entwicklungsabteilung
Seit Bekanntwerden des Diesel-Skandals vor knapp zwei Jahren ist die VW-Tochter Audi angeschlagen. Im Juni war ein amtlicher Rückruf für weitere Audi-Modelle angeordnet worden. Zuletzt hatten Aussagen eines inhaftierten ehemaligen Motorenentwicklers weitere Zweifel an der Darstellung des Unternehmens geweckt, nur ein kleiner Kreis von Ingenieuren habe im Volkswagen-Konzern von den Softwaremanipulationen an Dieselfahrzeugen gewusst. Schon im Dezember 2015, drei Monate nach Bekanntwerden des Skandals, musste Entwicklungschef Ulrich Hackenberg zurücktreten, ein Vertrauter von Martin Winterkorn, gegen den nach Befragungen der VW-Konzernrevision Vorwürfe in der Diesel-Affäre erhoben worden waren. Im Entwicklungsressort von Audi, das die Ingolstädter auf die Mobilität der Zukunft ausrichten will, kamen und gingen mehrere Manager. Audi musste Milliarden wegen der Abgas-Affäre zurückstellen.
Massive, meist selbst verschuldete Probleme im wichtigsten Einzelmarkt China belasteten das Unternehmen zusätzlich. Die einst erfolgsverwöhnte Marke mit den vier Ringen fiel weiter hinter die Rivalen Mercedes und BMW zurück. Zusammen mit Porsche ist Audi bis heute aber immer noch ein wichtiger Gewinnbringer des VW-Konzerns. Rupert Stadler gilt nach dem Umbau der Führungsetage als Vorstandschef auf Abruf. Noch wirft ihm die Staatsanwaltschaft zwar keine Mitwisserschaft im Diesel-Skandal vor. Die Hinweise, dass auch die Audi-Spitze involviert gewesen sein muss, verdichten sich aber. Auf Arbeitnehmerseite hat Stadler den Rückhalt verloren. Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch zeigte ihm auf der Betriebsversammlung im Juli die gelbe Karte. Die Vertragsverlängerung bis 2022 sei „bloß ein formaler Akt gewesen“, heißt es aus dem Konzern. (mit dpa)