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Chefinnen sind in deutschen Großunternehmen eher selten zu finden.
© dpa

Frau über Board: Anteil weiblicher Spitzenmanager wächst nur langsam

Lediglich vier Prozent der Vorstandsposten in großen deutschen Unternehmen sind von Frauen besetzt. In den Aufsichtsräten sieht es etwas besser aus. Eine staatlich verordnete Quote reicht nicht aus, finden Experten.

Es gibt sogar Rückschritte: Bei den 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen ist der Anteil von Frauen in den Führungszirkeln im abgelaufenen Jahr gesunken. Lediglich sechs Prozent der Vorstandsposten in den Dax-30-Firmen sind mit weiblichen Managern besetzt – das waren anderthalb Prozentpunkte weniger als 2012. Das geht aus dem Managerinnen-Barometer hervor, das das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch vorlegte.

„Die Ergebnisse zeigen, dass mehr Frauen in Spitzenpositionen kein Selbstläufer sind“, sagte die verantwortliche Studiendirektorin Elke Holst. Insgesamt setzte sich der Trend zu mehr Frauen in Spitzengremien laut der Studie im Jahr 2013 fort, wenn auch in eher gemächlichem Tempo. In den Aufsichtsräten der 200 größten Unternehmen – gemessen am Umsatz – stieg der Anteil um etwa zwei Punkte auf gut 15 Prozent. In den Vorstandsetagen stagnierte er bei gut vier Prozent.

Verhältnismäßig viele Frauen finden sich in Geschäftsführungen der Banken sowie der technologielastigen Tec-Dax-Unternehmen: jeweils durchschnittlich acht Prozent. In den 60 untersuchten Unternehmen mit Bundesbeteiligung stieg der Anteil leicht auf 13 Prozent. Diese sind aber nach Angaben der Autorinnen nur eingeschränkt vergleichbar: Sie seien meist viel kleiner als die privaten Betriebe. „Vor allem in den Vorständen sind Frauen noch immer eklatant unterrepräsentiert“, bilanzierte Studienleiterin Holst.

Obwohl die Entwicklung bei den Aufsichtsräten (englisch: Board) fast durchweg positiv ist, zeigten sich die Autorinnen enttäuscht. In den Kontrollgremien der Dax-30-Firmen beispielsweise war mehr als jedes fünfte Mitglied eine Frau. Das entspricht einem Plus zum Vorjahr um zweieinhalb Prozent. Angesichts der Tatsache, dass 2013 zwei Drittel dieser Unternehmen ihren Aufsichtsrat zumindest teilweise neu besetzt hätten, müsse man von „verpassten Chancen und enttäuschenden Entwicklungen“ sprechen, sagte Anja Kirsch vom Institut für Management der FU Berlin.

Die Bundesregierung will in zwei Jahren eine Frauenquote von 30 Prozent einführen, wenn Aufsichtsräte neu besetzt werden. Die Quote sei wichtig, aber sie reiche nicht aus, monieren Holst und Kirsch. Sie fordern unter anderem Selbstverpflichtungen der Unternehmen und verweisen dabei auf Finnland. Dort sei der Frauenanteil in Spitzengremien innerhalb von zehn Jahren um 16 Prozentpunkte gestiegen.

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