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Die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften gibt den Nobelpreis-Gewinner Angus Deaton bekannt.
© REUTERS
Update

Konsum-Analysen: Angus Deaton erhält Wirtschaftsnobelpreis

Der Schotte Angus Deaton bekommt den Wirtschaftsnobelpreis. Und gibt dabei einen Rat zur Flüchtlingskrise.

Geld kann den Menschen glücklich machen. Solange es nicht zu viel wird. Denn ab einem gewissen Vermögen bleibt das Gefühl von Zufriedenheit gleich. Egal, wie sehr der Reichtum sich auch mehrt. Zu diesem Ergebnis kam der Ökonom Angus Deaton in einer vor fünf Jahren vorgelegten Studie. Jetzt hat er dafür den Nobelpreis bekommen.

Der britische Wissenschaftler erforscht, was die Ursachen von Armut sind. Er misst und analysiert Wohlstand, möchte die Zusammenhänge von wirtschaftlicher Lage, Gesundheit und Glück verstehen. Konsum, Ungleichheit und Sozialpolitik sind seine Themen. Deatron befasste sich zum Beispiel mit der Frage, wie Käufer ihr Geld für verschiedene Produkte aufteilen. Er untersuchte, welchen Einfluss das Einkommen auf Ernährungsgewohnheiten hat. Vor allem in Entwicklungsländern, zuletzt Indien. Momentan untersucht er, welche Rolle die Messung von Glück in der Politik spielen könnte.

Die Lösung der Flüchtlingskrise

Auf die Frage, wie er die Flüchtlingskrise beurteilt, antwortete Deaton am Mittwoch im Rahmen eines Pressegesprächs, dass sie ein Ergebnis Jahrhunderte langer Ungleichheit sei. Ein Teil der Welt sei lange zurückgelassen worden. „Die Menschen wollen ein besseres Leben und werden großen Druck auf die reichen Länder ausüben.“ Seine Lösung: „Die Armut muss bekämpft und die politischen Situationen in den betreffenden Ländern stabilisiert werden.“

Deaton ist in Edinburgh geboren, 69 Jahre alt, und Vater von zwei Kindern.

Preisträger Angus Deaton
Preisträger Angus Deaton
© AFP

Seine Schwester und er waren die ersten in der Familie, die auf die Universität gehen durften. Der schottische Akzent ist kaum noch zu hören, Deaton lehrt seit langem an der US-Eliteuniversität Princeton. Bereits 1979/80 arbeitete er dort als Gastdozent. Weitere Stationen waren die englische Universität Cambridge, wo er 1974 promovierte, und Bristol. 2009 wurde er zum Präsidenten der American Economic Association gewählt. Deaton hat die britische und US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Die Begründung der Entscheidung

Der Anruf der Jury hat ihn am Montag aufgeweckt. „Meine Güte, ich war ganz schön verschlafen“. sagte er bei der Pressekonferenz in Stockholm, zu der er per Telefon zugeschaltet war. Er sei überrascht und erfreut gewesen, die Stimmen seiner Freunde vom Komitee zu hören.

„Der diesjährige Preis betrifft den Konsum im Großen und Kleinen“, erklärte Göran Hansson, Generalsekretär der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften. „Um eine Wirtschaftspolitik zu gestalten, die Wohlstand fördert und Armut verringert, müssen wir zuerst individuelle Konsum-Entscheidungen verstehen.“ Wie kein anderer habe Angus Deaton dieses Verständnis geprägt.

Der Preisträger habe geholfen, Armut in Entwicklungsländern zu erforschen. Anstatt Geldnot am Einkommen zu messen, habe er sich angesehen, was die Menschen konsumieren. „Und es stellte sich heraus, dass das ein viel besseres Maß für Armut ist“, ergänzte Nobeljuror Per Strömberg.

Am Montag erhielt der britische Ökonom Angus Deaton die begehrte Medaille.
Am Montag erhielt der britische Ökonom Angus Deaton die begehrte Medaille.
© dpa

Erst ein Deutscher, erst eine Frau

Am häufigsten sind bisher US-Ökonomen mit dem Preis geehrt worden. Der Bonner Spieltheoretiker Reinhard Selten war der einzige Preisträger aus Deutschland. Er bekam ihn 1994. An eine Frau ging der Preis ebenfalls erst einmal: 2009 bekam ihn die US-amerikanische Umwelt-Ökonomin Elinor Ostrom. Nobel-Juror Strömberg sieht aber einen Trend zu mehr weiblichen Preisträgern und mehr Kandidaten außerhalb der USA. Weil es in Nordamerika so lange die meisten Elite-Universitäten gegeben habe, werde noch oft Forschung von dort ausgezeichnet. Doch das ändere sich heute: „Immer mehr gute Universitäten tauchen in anderen Teilen der Welt auf.“ Im letzten Jahr hatte der Franzose Jean Tirole für seine Forschungen über Marktmacht und Regulierung den Preis erhalten.

Trotz seiner sozialkritischen Arbeit blickt Deaton optimistisch auf den wirtschaftlichen Fortschritt in der Welt. In seinem 2013 veröffentlichten Buch „Das große Entkommen“ beschrieb er, wie das allgemeine Wohlergehen, die Lebenserwartung, der Wohlstand, über die Jahre zugenommen habe. Er glaubt, dass auch die Armut weiter zurückgehe. In den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten sei ein „bemerkenswerter Fortschritt“ erzielt worden. Wenn auch noch nicht genug, wie er sagt. Mit Verweis auf die 700 Millionen extrem armen Menschen, die es laut Weltbank gibt. (mit dpa)

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