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Arbeitsministerin Andrea Nahles bescheinigt Berlin, eine "neue Kultur" geschaffen zu haben
© John MacDougall/AFP

Industrie 4.0 in Berlin: Andrea Nahles lobt Berlins Attraktivität

Heutzutage geht man nicht dahin, wo Kohlegruben sind, sondern wo die besten Leute sind. Für Arbeitsministerin Nahles ist das in Berlin.

Die Wirtschaft der Hauptstadt läuft gut, und um die Zukunft muss man sich auch keine Sorgen machen. Meint jedenfalls die Bundesarbeitsministerin. „Berlin hat es geschafft und ist in hohem Maße attraktiv“, sagte Andrea Nahles (SPD) am Montag bei einer Betriebsrätekonferenz der IG Metall zum Thema Industrie 4.0. Unter dem Schlagwort wird hierzulande über die Digitalisierung der Wirtschaft und die Veränderungen in der Arbeitswelt diskutiert. Für die Ansiedlung von Unternehmen und die Prosperität einer Region sei heute nicht mehr wichtig, „dass eine Kohlegrube in der Nähe ist“, wie Nahles sagte. Entscheidend sei vielmehr, „die am besten ausgesiedelten Leute anzusiedeln“. Und gerade das habe Berlin mit einer „neuen Kultur“ geschafft.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hörte mit Wohlwollen zu und belegte die Einschätzung der Ministerin mit Zahlen. Inzwischen arbeiteten 60.000 Personen in der Gründerszene, und Berlin gehöre zu den Top Ten der Gründerstädte weltweit, sagte Müller. Wegen der Gründer und wegen der herausragenden Ausstattung mit Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen sieht der Regierende Bürgermeister die Digitalisierung positiv. „Das ist etwas, worauf wir sehr stark setzen.“ Ebenso wie Nahles betonte er die Notwendigkeit von Bildung und Weiterbildung. „Wir brauchen Investitionen in die Köpfe“, meinte die Arbeits- und Sozialministerin vor gut 500 Betriebsräten aus der Metall- und Elektroindustrie.

Berlin traditionell stark in Elektronik

Müller hatte zuvor an den dramatischen Strukturwandel mit dem Abbau von rund 200.000 Arbeitsplätzen erinnert, den die Berliner Industrie nach der Wende durchgemacht hat. Doch seit zehn Jahren geht es aufwärts. Und auch 2015: Im ersten Halbjahr stiegen die Umsätze in der Industrie, in Berlin traditionell stark in der Elektronik und Elektrotechnik, um 7,1 Prozent. Besser schnitt nur der Bau (plus 8,5 Prozent) ab. Der Einzelhandel legte 5,2 Prozent beim Umsatz zu und der Tourismus 4,8 Prozent bei den Übernachtungen. Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) äußerte die Erwartung, dass die Berliner Wirtschaft insgesamt in diesem Jahr um 2,2 Prozent wächst und damit wieder über dem Bundesdurchschnitt liegt.

Arbeitsministerin Nahles nutzte den Auftritt vor den Arbeitnehmervertretern, um für ihre Politik zu werben und Ängste vor der Digitalisierung zu nehmen. Einer Studie ihres Ministeriums zufolge werden davon gut zwölf Prozent aller Arbeitsplätze hierzulande betroffen sein, das heiße aber nicht, dass die Jobs wegfielen. „Es ist totaler Bullshit, daraus jetzt eine Angstdebatte zu machen“, sagte Nahles mit Blick auf Schätzungen, wonach bis zur Hälfte aller Industriearbeitsplätze gefährdet seien. Es gebe wie immer auch hier Chancen und Risiken, etwa bei der Arbeitszeit. Einerseits mehr selbstbestimmte Arbeitszeit, andererseits die Gefahr der Selbstausbeutung. Der entgrenzten Arbeit wolle sie Grenzen setzen, und die Beteiligung der Betriebsräte weiterentwickeln. „Mitbestimmung, das ist für uns die Musik der Zukunft“, sagte die Ministerin. Schon bald will sie einen Gesetzentwurf über die Begrenzung von Leiharbeit und Werkverträgen vorlegen und mit Transparenz „die ewige Black Box Werkverträge“ ausleuchten.

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