Bundesarbeitsministerin der SPD: Andrea Nahles fordert mehr Pünktlichkeit von Flüchtlingen
Beim Besuch eines Bildungsträgers hat Andrea Nahles sich über die Unpünktlichkeit einiger Flüchtlinge geärgert. „Muss man sonst nicht sagen: Dann gibt es Konsequenzen?“
Ein Termin bei der Arbeitsagentur um acht Uhr morgens, heißt für viele Geflüchtete: Komm ab acht! Die genaue Definition von Zeit, die in Deutschland gilt, kennen sie so nicht. „Pünktlichkeit ist ein Drama-Point“, sagte Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) am Freitag beim Besuch des Bildungsträgers Goldnetz im Berliner Stadtteil Steglitz. Dort werden unter anderem geflüchtete Frauen über berufliche Bildung informiert. „Pünktlichkeit ist hier aber ein so zentraler Punkt“, sagte Nahles. „Muss man sonst nicht sagen: Dann gibt es Konsequenzen?“
Die Geschäftsführerin des Vereins, Gisela Pfeifer-Mellar, entgegnete Nahles, man müsse wohl erstmal mit der „Imperfektion“ der Geflüchteten umgehen. Würde ihr Team Verspätungen sanktionieren und die Frauen bei Verspätungen wegschicken, kämen sie vielleicht nie wieder. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Ute Finckh-Krämer, die ihren Wahlkreis in Steglitz-Zehlendorf hat und neben Nahles saß, meinte halb im Ernst: „Die erste Erfahrung, die die Geflüchteten hier beim Lageso (Landesamt für Gesundheit und Soziales, Anm.) gemacht haben, war aber auch, dass neun Uhr morgens zehn Uhr abends heißen kann.“
In den Integrationskursen lernen Geflüchtete unter anderem, wie penibel die Deutschen auf die Uhr schauen. Wie wichtig ihnen Ordnung ist.
Ein anderes Thema bei dem Besuch der Ministerin war, wie wichtig die Integration der geflüchteten Frauen sei. Manche hätte in ihrem Heimatland studiert, andere hätten nichts gelernt. Ein weiteres Problem: Nicht in allen Familien sei die arbeitende Frau akzeptiert. „Für geflüchtete Frauen wünsche ich mir noch viel mehr Programme“, sagte Nahles. „Eigene Frauenkurse halte ich für sinnvoll.“ Die Mitarbeiterinnen des Vereins Goldnetz erzählten, dass dies nicht ganz einfach sei: Viele Frauen seien es nicht gewohnt, ihre Kinder stundenlang weg zu geben, die Männer würden oft nicht auf sie aufpassen.
Nahles lobte explizit das Programm „Perspektive für Flüchtlinge“ (PerF) der Bundesagentur für Arbeit. Es dauert zwölf Wochen, beinhaltet ein sechswöchiges Praktikum, Beratung über den deutschen Arbeitsmarkt und Bewerbungshilfe. „Danach können wir etwas besser einschätzen, was sie in Deutschland tatsächlich machen können“, sagte sie.