Siemens: An der Börse durchgefallen
Investoren reagieren enttäuscht auf Siemens-Zahlen und neue Konzernstruktur. Die Belegschaft sieht Kaesers Umbauplan mit gemischten Gefühlen.
Das hatte sich Joe Kaeser anders vorgestellt. Enttäuscht von den jüngsten Geschäftszahlen und den Umbauplänen des Siemens-Chefs verkauften Investoren am Donnerstag Aktien. Mit einem Minus von zeitweise fünf Prozent war Siemens der schwächste Wert im Dax. Dabei hatte Kaeser als Ziel der neuen Konzernstruktur eine höhere Profitabilität ausgerufen: „Das Ergebnis je Aktie soll stärker wachsen als der Umsatz.“
Der seit fünf Jahren amtierende Vorstandsvorsitzende hatte am Mittwoch den Konzernumbau präsentiert, am Donnerstag folgten aktuelle Zahlen. Der Auftragseingang sei „herausragend“, doch der Umsatz ging ebenso leicht zurück wie der Gewinn nach Steuern. Eine Ausnahme war der Geschäftsbereich Digital Factory, der den Gewinn um 54 Prozent auf 681 Millionen Euro steigern konnte. Auch in der Sparte Windkraft (Siemens Gamesa) konnte Kaeser Positives berichten. Vor allem auch dank eines Großauftrags aus Großbritannien im Volumen von 1,3 Milliarden Euro für einen Offshore-Windpark füllten sich hier die Bücher im vergangenen Quartal um 135 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro.
Siemens ist "great again"
„Siemens ist gegenwärtig in einer sehr starken Position“, sagte Kaeser in München und griff dann auf ein paar Floskeln des US-Präsidenten zurück. Der Konzern sei „great again“, und diese Einschätzung seien keinesfalls „fake news“. Unterm Strich verdiente der Technologiekonzern im abgelaufenen Quartal 1,2 Milliarden Euro, das waren 14 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Unter anderem erklärt sich der Rückgang mit dem Bereich Power and Gas, zu dem vor allem auch die Turbinen gehören. Der Umsatz fiel hier um ein Fünftel auf drei Milliarden Euro, der Gewinn sogar um mehr als die Hälfte auf 164 Millionen Euro. Eine Trendwende verspricht aber der um 42 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro gestiegene Auftragseingang, Kraftwerke in Israel und Großbritannien machen jeweils 400 Millionen Euro aus. Und vor ein paar Tagen erst hat der Kraftwerksbauer Steag für eine Anlage in Herne eine Turbine geordert, die im Berliner Werk hergestellt wird. Dort arbeiten noch 3800 Personen im Turbinengeschäft – 2400 in der Fertigung sowie 1400 im Service.
Das Berliner Werk wird von Houston aus kontrolliert
Die Umbaupläne Kaesers werden in Berlin, wo Siemens insgesamt mehr als 11 000 Personen beschäftigt, in der Belegschaft zwiespältig gesehen. Zum einen sind die Betriebsräte froh darüber, dass es keine Holdingstruktur gibt, die es Kaeser erleichtern würde, einzelne Bereiche zu verkaufen. Zum anderen macht der Sitz der neuen Sparte Gas and Power Sorge: Bislang wurden die Gasturbinen von Erlangen aus administrativ gesteuert, künftig passiert das im texanischen Houston.
Mit der Umsetzung der neuen Konzernstruktur mit drei neuen, sehr selbstständigen „Operating Companies“ auch zulasten der Münchener Zentrale ist kein Abbau von Personal verbunden, wie Kaeser betonte. Unter den Arbeitnehmervertretern gibt es indes die Sorge, dass nach der Etablierung der neuen Struktur die Suche nach Synergien beginnt. Möglicherweise zulasten der 377 000 Arbeitsplätze in dem Weltkonzern. mit dpa
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