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Jeff Bezos hat mit Amazon die amerikanische Gesellschaft tiefgreifend umstrukturiert.
© Jason Redmond/Reuters

Führungswechsel bei einem Imperium: Amazon will nicht unser Bestes

Jeff Bezos könnte der erste Billionär werden. Aber auch das Wirtschaftswachstum des Online-Händlers könnte bedrohliche Ausmaße annehmen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Andreas Busche

Der Entrepreneur Jeff Bezos ist von einem anderen Schlag als ein Elon Musk, auch wenn beiden große Pläne im Weltraum vorschweben. Der Amazon-Gründer war von keiner Menschheitsvision erleuchtet, als er Anfang der 90er den Buchmarkt in Angriff nahm; er hatte bloß früh erkannt, dass im Internet einmal sehr viel Geld zu verdienen sein wird.

Bürgerliches Engagement, so beschreibt der amerikanische Journalist Alec MacGillis in seinem demnächst erscheinenden Buch „Ausgeliefert: Amerika im Griff von Amazon“ das unternehmerische Credo des libertären Bezos, lenke nur von den Kernaufgaben eines Unternehmens ab: Gewinnmaximierung. Tatsächlich hat Bezos sein Privatvermögen in den vergangenen fünf Jahren um 34 Prozent gesteigert – jährlich. Seit Ausbruch der Pandemie schießt diese Exponentialkurve noch steiler nach oben. Geht es so weiter, könnte Bezos schon im Jahr 2026 der erste Billionär werden.

Diese unvorstellbare Zahl macht eine Unterscheidung zwischen dem politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Einfluss, den Amazon heute ausübt, nahezu unmöglich. Zwar kommt die geballte Wirtschaftsmacht dank marktregulierender Instrumente in Europa bisher nur kleckerweise an.

Aber es lohnt ein Blick in die USA um zu verstehen, was auch hier blühen könnte, wenn Amazon weiter im selben Maße wächst. Mit seiner aggressiven Expansionsstrategie ist der Konzern längst dabei, die amerikanische Gesellschaft nach seinem Bild zu gestalten.

Amazon diktiert inzwischen die Arbeitsrechte

Amazon hat dank schierer Größe nicht nur weite Teile der gesellschaftlichen Infrastruktur (Arbeitsmarkt, Transportwesen, den globalen Datenverkehr, Handel, ganze Städte, demnächst möglicherweise auch das Bankwesen) umgebaut. Der Konzern wird diese langfristig auch kontrollieren, wie es auf dem Buchmarkt ja längst geschehen ist.

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In einigen strukturschwachen Regionen hat Amazon heute eine sogenannte Monopson-Stellung: Als mit Abstand größter Arbeitgeber kann der Konzern gegenüber einem Heer von Arbeitssuchenden mit zunehmend schwindenden Optionen die Konditionen in seinen Logistikzentren diktieren. Die Erosion von Arbeitsrechten ist auch in deutschen Niederlassungen bereits bittere Realität.

Das klingt wie eine gesellschaftliche Dystopie. Aber als transnationaler Konzern ohne staatliche Aufsicht genießt Amazon automatisch politische Macht, wenn er etwa Städte und Kommunen mit seiner harten „Zero-Tax“-Linie um Steuereinnahmen bringt. Perfide daran ist, dass er die Kunden zu Komplizen macht, mit jeder Bestellung und jedem Amazon-Prime-Film. Ein böser Masterplan: Der Staat wird langsam aus der Verantwortung gedrängt, und die Bürger*innen helfen dabei noch.

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