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Die deutschen Buchhändler haben Angst vor einem Monopol von Amazon
© AFP / Leon Neal

Kritik des Börsenverein des Buchhandel: Amazon drückt Preise auch bei Hörbüchern

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels liegt im Clinch mit Amazon, zu riesig ist der Versandhändler im Buchsegment. Sie fürchten, dass er die Buchpreisbindung loswerden will. Und seit Neuestem hat Amazon auch die Hörbücher ins Visier genommen.

Die deutschen Buchhändler sehen sich mit ihrer Verbindung von stationärem und Online-Handel auf einem guten Weg und haben Internethändlern wie Amazon im vergangenen Jahr sogar wieder Marktanteile abgenommen. „Wir können optimistisch in die Zukunft blicken. Wir beherrschen das Geschäft und die Symbiose aus realer und digitaler Welt virtuos“, sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels am Dienstag in Frankfurt. Da sei der Buchhandel Vorbild für den gesamten Einzelhandel. Trotzdem macht Amazon den Buchhändlern und Verlagen weiter zu schaffen, neuerdings mit „Knebelverträgen“ bei Hörbüchern und mit Verteilzentren in Polen und Tschechien, die deutsche Verlage kostenfrei beliefern sollen, wodurch ihre Verdienstmarge weiter schrumpft.

"Ein Monopol von Amazon wäre verheerend“

Wegen der Preisdrückerei bei Hörbüchern prüft der Börsenverein jetzt eine weitere Kartellbeschwerde bei der EU-Kommission wegen Missbrauch der Marktmacht durch Amazon. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Börsenverein eine Kartellbeschwerde gegen Amazon eingereicht, weil das Unternehmen die Auslieferung von Büchern der Bonnier-Gruppe verzögert habe, um höhere Rabatte beim Einkauf  von elektronischen Büchern (E-Books) durchzusetzen. „Die Konzentration am Buchmarkt ist schon jetzt erheblich. Ein Monopol von Amazon wäre verheerend“, sagt Skipis.

Die jüngste Kritik des Börsenvereins an Amazon zielt auf die Verlagerung von Versandzentren nach Polen und Tschechien. Seit 2014 wickele Amazon nahezu die Hälfte seines Vertriebs nach Deutschland über Polen ab, sagt Skipis. Rund 40 Prozent des Volumens, das sie über Amazon verkaufen, lieferten deutsche Verlage und Zwischenhändler über drei Amazon-Zentren in Polen aus. Die Bücher müssten sie dorthin auf eigene Kosten anliefern, so dass ihre Verdienstspanne deutlich schrumpfe. Noch in diesem Jahr wolle Amazon in Prag ein weiteres Versandzentrum eröffnen. „Amazon profitiert in Osteuropa von deutlich niedrigeren Lohnkosten und Steuerermäßigungen. Zudem gibt es weniger gewerkschaftlichen Widerstand als in Deutschland“, sagt Skipis. Neben der Gefahr für Arbeitsplätze in den deutschen Amazon-Standorten seien die Zentren in Osteuropa auch für das Klima katastrophal. „Bei der Lieferung nach Frankfurt am Main legt ein Buch via Amazon in Polen fast zehnmal so viele Kilometer zurück, wie bei Lieferung zur Buchhandlung vor Ort“.

US-Konzerne wollen die Buchpreisbindung kippen

Sorgen macht sich der Börsenverein auch wegen des Freihandelsabkommens TTIP. Er fürchtet um das Aus für die Buchpreisbindung. US-Konzerne wie Amazon, Apple und Google wollten sie kippen. Von der EU fordert Skipis die schriftliche Zusicherung, dass die Buchpreisbindung den Verhandlungen erst gar nicht thematisiert wird. Dabei seien Bücher durch die Preisbindung hierzulande günstiger. Ein gebundenes Belletristik-Buch koste in Deutschland im Schnitt 16,50 Euro oder umgerechnet 18,30 Dollar, in den USA aber 26,63 Dollar.

Auch wenn der Buchpreis in Deutschland im vergangenen Jahr leicht gestiegen ist, schrumpfte der Umsatz um 2,2 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro. Hauptgrund: Es fehlte ein Bestseller. In diesem Jahr ist es ähnlich. Bislang sei der Umsatz um 2,8 Prozent zurückgegangen. 2014 gewann der Buchhandel dabei Marktanteile: 49,2 Prozent der Bücher wurden hier verkauft nach 48,6 Prozent im Vorjahr. Der Anteil der Internetverkäufe ging leicht von 16,3 auf 16,2 Prozent zurück. Der Anteil von E-Books stieg von 3,9 auf 4,3 Prozent. Auf mehr als zehn Prozent werde er in Deutschland kaum steigen, vermutet man beim Börsenverein. Insgesamt wurden 2014 knapp 25 Millionen E-Books verkauft, der Durchschnittspreis ging um 50 Cent auf 7,08 Euro zurück.

Rolf Obertreis

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