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DGB-Demo in Hamburg: Gewerkschafter warnen vor Altersarmut.
© picture alliance / dpa

Rentenreport: Altersarmut droht vor allem im Osten

Der Rentenreport des DGB Berlin-Brandenburg zeigt hohe Risiken für die soziale Absicherung im Alter. Ostdeutsche sind deutlich stärker von der gesetzlichen Rente abhängig als die Bürger im Westen.

Die Menschen in Ostdeutschland sind deutlich stärker von der gesetzlichen Rente abhängig als in Westdeutschland, deshalb droht hier auch deutlich mehr Altersarmut. Wie aus dem jüngsten Rentenreport des DGB Berlin-Brandenburg hervorgeht, sind ergänzende Säulen der Alterssicherung wie betriebliche Altersvorsorge, entsprechende Tarifverträge oder sonstige private Rentenleistungen „in unserer Region kaum ausgebaut“. Und während im Westen rund zehn Prozent der Einkommen von Personen über 65 Jahren aus privatem Vermögen stammt, liegt dieser Wert im Osten nur bei drei Prozent. Schließlich liegt in der Struktur der Erwerbstätigkeit „ein hohes Risiko für die soziale Absicherung im Alter“: Dem DGB zufolge hat mehr als jeder dritte Arbeitnehmer in Berlin-Brandenburg nur einen prekären Job. In Leiharbeit, befristeten Arbeitsverhältnissen, Minijobs und Teilzeit verdingen sich in der Region 39 Prozent. „Wir brauchen dringend eine Kehrtwende in der Rentenpolitik und mehr sichere und gut bezahlte Arbeit“, meinte die DGB-Bezirksvorsitzende Doro Zinke.

„Besorgniserregend sind die Niedrigrenten“

Nach 2013 und 2015 legt der DGB zum dritten Mal einen Rentenreport vor. Danach erhielten im Berichtsjahr 2015 Neurentner im Westteil Berlin 734 Euro und im Ostteil 903 Euro Rente. In Brandenburg waren es 895 Euro. „Besorgniserregend sind die Niedrigrenten“, schreibt der DGB, vor allem im Westteil der Stadt, wo 33 Prozent der Männer und 34 Prozent der Frauen weniger als 750 Euro Rente bekommen. Alles in allem beziehen in Berlin derzeit rund fünf Prozent der Rentnerinnen und Rentner wegen des geringen Rentenniveaus zusätzliche Grundsicherung.

Auffällig ist die vergleichsweise junge Bevölkerungsstruktur in der wachsende Stadt Berlin. Mitte vergangenen Jahres gab es bundesweit knapp 21 Millionen Rentenbezieher, das entspricht 25,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. In Berlin dagegen ergeben die 760 000 Rentner nur 21,6 Prozent. Ganz anders sieht das in Brandenburg aus, wo 720 00 Rentnerinnen und Rentner leben, was einem Anteil von 29 Prozent an der Gesamtbevölkerung entspricht. „Bezogen auf den Bundesdurchschnitt gilt Brandenburg damit schon heute als ,überaltert’“, heißt es im Report des DGB. Und der Trend verschärft sich. Das Statistische Bundesamt erwartet, dass von 2015 bis 2030 die Bevölkerungsgruppe der über 65-Jährigen in Brandenburg um 41 Prozent steigt; für Berlin werden 34 Prozent veranschlagt. „Die Lage der Älteren und ihrer Einkünfte rückt damit schon aus demografischen Gründen immer stärker ins Blickfeld“, schlussfolgert der DGB.

Durchschnittsrentner im Westen bekommt 1370 Euro, im Osten 1150 Euro

Die Gewerkschaften machen seit langem auf das beständig sinkende Rentenniveau aufmerksam und wollen das Thema auch im anstehenden Bundestagswahlkampf diskutieren. Das Rentenniveau zeigt das Verhältnis einer durchschnittlichen Rente nach 45 Beitragsjahren und dem Entgelt eines Durchschnittsverdieners. 1980 lag dieses Niveau bei rund 57 Prozent, im Jahr 2000 bei 53 Prozent, aktuell sind es noch 48 und Jahr 2030 voraussichtlich 43 Prozent. Der Durchschnittsrentner im Westen bekommt derzeit (nach 45 Beitragsjahren) 1370 Euro, im Osten gibt es für den genannten Eckrentner 1150 Euro. „Würde das für das Jahr 2030 vorgesehene Rentenrecht schon heute gelten, hätte der ,Eckrentner’ 143 Euro im Monat weniger“, hat der DGB ausgerechnet. Als Gegenmaßnahmen regt der Gewerkschaftsbund unter anderem jährliche „moderate“ Beitragserhöhungen und den Ausbau der Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung vor.

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