China: Alibaba-Gründer Jack Ma gibt Chefposten ab
Sein Onlinehandel hat ihm zum reichsten Mann Chinas gemacht. Jetzt zieht Jack Ma sich bei Alibaba zurück, um sich Bildungsfragen zu widmen.
Jack Ma, Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender des chinesischen Online-Händlers Alibaba und zugleich reichster Mann Chinas, hat seinen Rücktritt angekündigt. Er werde am Montag die Spitze von Alibaba verlassen, um sich um Bildungsfragen zu kümmern, sagte er in einem am Freitag veröffentlichten Interview der „New York Times“. Den bevorstehenden Wechsel an der Spitze des Unternehmens bezeichnete er „nicht als Ende, sondern als Beginn einer Ära“. Allerdings wolle er weiterhin im Aufsichtsrat bleiben
Ma hatte Alibaba 1999 in seiner Wohnung in Hangzhou gegründet und zur erfolgreichsten chinesischen Handelsplattform entwickelt. In den Jahren danach entwickelte sich das Unternehmen zu einem der weltweit größten Online-Händler, vor allem mit Kerngeschäften wie Alibaba.com, TMall, und Taobao, Chinas größtem Online-Markt.
Allein im vergangenen Quartal stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 61 Prozent auf 80,9 Milliarden Yuan (rund 10,2 Mrd Euro), wie das Unternehmen im August mitteilte. Alibaba hat 576 Millionen aktive Nutzer in seinen chinesischen Handelsplattformen.
Nach der im August veröffentlichten Quartals-Bilanz stiegen die Erlöse im Handelsgeschäft um 61 Prozent auf 69,2 Milliarden Yuan. Bei Cloud-Diensten konnte Alibaba die Erlöse mit 4,7 Milliarden Yuan fast verdoppeln, im Geschäft mit digitalen Medien wuchs der Umsatz um 46 Prozent auf knapp sechs Milliarden Yuan.
Ärger mit chinesischen Behörden
Firmen-Mitbegründer Ma gilt nach Angaben des Blattes mit einem geschätzten Vermögen von 40 Milliarden Dollar (rund 34,3 Mrd Euro) als reichster Mann Chinas. Alibaba selbst wird nach Angaben der „New York Times“ auf einen Wert von 420 Milliarden Dollar (361 Mrd Euro) geschätzt.
Der Erfolg des Unternehmens basiert auf hohen Investitionen in Logistiknetzwerke, um Waren innerhalb Chinas auszuliefern. Dazu kam das eigene Bezahlsystem Ant Financial, ursprünglich Alipay.
Das Wachstum des Unternehmens war nicht immer einfach. Unter anderem gab es Ärger mit chinesischen Behörden wegen des Verkaufs gefälschter Waren. Auch die USA setzten Alibaba in den Jahren 2016 und 2017 wegen gefälschter Markenwaren auf die schwarze Liste.
Die Branche steht vor Problemen
Der Rücktritt von Ma kommt zu einer Zeit, in der die Tech-Branche des Landes mit vielen Herausforderungen zu kämpfen hat. Die Regulierung nimmt zu. Gleichzeitig versucht Peking, seinen Einfluss bei den großen privaten Tech-Firmen wie Alibaba oder Tencent auszubauen, was bei Investoren Fragen über die Unabhängigkeit aufwirft.
Auch die Handelsspannungen mit den USA stellt die Branche vor Probleme, da als Folge die Expansion ins Ausland ausgebremst werden könnte. Neben jungen Volkswirtschaften in Südostasien, Afrika und Lateinamerika ist Alibaba derzeit auch dabei, westliche Märkte zu erschließen. Auch in München unterhalten die Chinesen längst ein Büro.
Ma hatte sich schon in den vergangenen Jahren ein Stück weit aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und häufig als Philanthrop in Erscheinung getreten. Er kündigte an, mit großzügigen Spenden seiner Nation etwas zurückgeben zu wollen. Vor allem im Umweltschutz ist Ma aktiv. (dpa)