Discounter Down Under: Aldi übt edel - in Australien
Frischetheken und Luxus-Ambiente - Kunden von Discountern müssen darauf bislang verzichten. Nun testet Aldi in Australien, wie nobel und billig zusammenpassen. Das Modell könnte auch für Europa taugen.
Billigprodukte, die Kunden direkt von der Palette kaufen, Neonlichter und enge Gänge – so kennen Kunden Aldi in Europa. Am anderen Ende der Welt, in Australien, testet die deutsche Discountkette jedoch ein völlig anderes Modell: den Edel-Supermarkt.
Australier sind „Foodies“: So nennen sich die Gourmets in Down Under, die nicht nur Hühnchen und Burger auf den Tisch bringen, sondern auch mal ausgefallene Gerichte kochen und dabei noch auf Frische und Qualität achten. Kochshows im Fernsehen sind beliebt, gutes Essen ist „in“ und die Supermärkte in den großen Städten bieten neben den Standardwaren viel Exklusives: Entenbrust, Krokodilwurst, Ziegenkäse.
Auf diesen Trend will nun auch die deutsche Supermarktkette aufspringen. Auch bisher war Aldi Süd schon erfolgreich auf dem fünften Kontinent, bot aber – wie auch in Europa – ein eher schlichtes Einkaufserlebnis an. Jetzt wandelt sich in vier Luxus-Märkten jedoch das Ambiente – weite Gänge und Theken mit frischem Obst, Gemüse und Backwaren sollen die Kunden anlocken. „Der Testlauf will mit seinen Upgrades Einkäufern Zugang zu einer erweiterten Produktpalette geben, vor allem bei den frischen Produkten und den Kühlwaren“, teilt der Discounter aus Mülheim an der Ruhr mit.
Kleiner Markt, beliebt für Tests
Bisher waren günstige Preise das Erfolgsrezept von Aldi gewesen. Diese Kombination funktionierte auch im fernen Australien. „Wie Marken, nur billiger“, ist einer der Werbeslogans der Kette. Die Australier nahmen Aldi aber nicht nur wegen der billigen Produkte gut an: Die Verbraucher würden Aldi als den „Underdog“, also eine Art Außenseiter sehen, schreibt beispielsweise die Internet- Nachrichtenseite News.com.au. Die Verbraucher fühlten, dass die etablierten Supermärkte Woolworths und Coles zu sehr eine Monopolstellung hätten. Das schaffe eine emotionale Bindung zu Aldi.
Überhaupt ist die Lebensmittel- und Getränkebranche Australiens größte verarbeitende Industrie. Sämtliche große Anbieter wie Nestle, Unilever, Parmalat, Mars, McCains oder Simplot haben einen Standort in Australien. Auch Aldi hat seit über einem Jahrzehnt das Potenzial des eigentlich überschaubaren Marktes mit nur 23 Millionen Menschen erkannt. Seit dem Start 2001 ist die Kette auf mehr als 350 Filialen angewachsen.
Mit diesen Filialen, die vor allem im Osten Australiens angesiedelt sind, erreichte Aldi laut Morgan Stanley im vergangenen Jahr die sogenannte „kritische Masse“ mit vier Milliarden australischen Dollar, etwa 2,7 Milliarden Euro Umsatz. In den kommenden Jahren will Aldi weiter wachsen und rund 700 Millionen Dollar investieren, um 130 weitere Filialen in Süd- und Westaustralien zu eröffnen und damit den etablierten großen Supermarktketten kräftig Konkurrenz zu bieten.
Lidl probiert sich schon an der Luxuslinie
Für Aldi ist Australien nicht nur ein interessanter Wachstumsmarkt. „Australien wird oft als Versuchsmarkt für Lebensmittel aus Europa oder Nordamerika genutzt, vor allem wegen seiner geografischen Lage abseits der westlichen Regionen und der ähnlichen Verbrauchereinstellung zu Gesundheit, Nahrung und Konsum“, steht auf der Webseite der australischen Handelskommission Austrade. Auch Lindt & Sprüngli eröffnete seine ersten Schokoladencafés nicht in der Schweiz, sondern in Australien.
Edel vom Discounter – dieses Motto hat Aldi-Konkurrent Lidl hierzulande bereits ausgegeben: Bei Gemüse, Fleisch und Schokolade sagt die Kette klassischen Supermärkten den Kampf an. Ob Aldi die Edel-Märkte – sollten sie in Australien erfolgreich sein – jedoch auch nach Europa bringen will, dazu äußert sich der Discounter bisher nicht.
Die Hälfte sparen - Preiskampf in Australien
Dass das Erfolgsrezept aber weiterhin die günstigen Preise sein müssen, zeigte sich am Donnerstag, als die australische Verbraucherzentrale Choice den deutschen Supermarkt zum günstigsten Australiens wählte. Demnach halbieren Australier ihren wöchentlichen Einkauf, wenn sie bei Aldi anstatt bei den führenden Marken Woolworths und Coles einkaufen, die derzeit noch einen Marktanteil von 70 Prozent genießen. Ein durchschnittlicher Einkauf kostet bei diesen Supermärkten mehr als 170 australische Dollar, während man für vergleichbare Produkte bei Aldi weniger als 90 Dollar ausgeben muss.
Ein gewisser Preiskampf ist deswegen schon heute ausgebrochen – doch dieser könnte sich in den kommenden Jahren ähnlich wie in Großbritannien nochmals intensivieren. Denn Medienberichten zufolge soll auch der deutsche Discounter Lidl den australischen Markt im Visier haben – und unter Umständen noch in diesem Jahr eine erste Filiale in Melbourne eröffnen.
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