Sparprogramm: Air Berlin streicht seinem Gründer S-Klasse und Chauffeur
Die Spitze von Air Berlin verschärft ihren Sparkurs – und das ohne Ansehen der Person. Der prominenteste Leidtragende ist Ex-Chef Joachim Hunold.
Hunold hat künftig nur noch sehr eingeschränkt Zugriff auf den firmeneigenen Fahrservice, konkret auf eine Mercedes S-Klasse samt Fahrer. Entsprechende Informationen bestätigte Unternehmenssprecher Uwe Kattwinkel dem Tagesspiegel am Freitag.
Der 66-jährige Hunold hatte die Gesellschaft 20 Jahre lang geführt und sich beim Rückzug vom Chefposten im Herbst 2011 zusichern lassen, dass er das Fahrzeug und dessen Chauffeur weiter in Anspruch nehmen kann. Im Gegenzug verzichtete er auf Bezüge als Mitglied des erweiterten Vorstandes, des zehnköpfigen „Boards“, der unter britischem Recht firmierenden Air Berlin plc. Heute hält Hunold noch knapp zwei Prozent der Aktien. Ins Tagesgeschäft ist er nicht mehr eingebunden.
Stefan Pichler (58), der seit einem Jahr die Geschäfte führt, hat neben einer Reihe anderer Sparmaßnahmen beschlossen, dass eine der beiden Limousinen, die Führungskräften zur Verfügung stehen, abgeschafft wird. Ein 7er BMW, den er mitunter selber gefahren hat, ist aus dem Fuhrpark gestrichen. Dadurch wird die von Hunold gern genutzte S-Klasse wieder öfter gebraucht – für Pichlers Dienstfahrten – oder, um Mitglieder des Boards, zum Beispiel den Vorsitzenden Hans-Joachim Körber, vom Flughafen abzuholen, wie der Sprecher sagte. Hunold mochte den Beschluss nicht kommentieren.
Air Berlin fliegt seit Jahren in den roten Zahlen. Vor drei Wochen konnte die Airline mit ihrer arabischen Partnerfluglinie Etihad Airways zwar vor Gericht einen wichtigen Sieg im Streit um gemeinsam durchgeführte Codeshare-Flüge erringen. Grundlegend verbessert hat sich die Lage dadurch nicht. Die Passagierzahl ist im Januar um 7,4 Prozent auf 1,57 Millionen gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Da zugleich die Zahl der Sitzplätze reduziert wurde, stieg die Auslastung der Maschinen aber um 2,3 Prozent auf 80,6 Prozent.