Aktien der MK-Kliniken gekauft: Verbraucherschützer will Auskunft zu Josephinen
Der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Brandenburg sicherte sich für 165 Euro ein Mini-Paket - um auf der nächsten Hauptversammlung der MK-Kliniken AG sprechen zu können.
Potsdam - Raffinierter Schachzug der Verbraucherzentrale Brandenburg: Geschäftsführer Christian Rumpke hat nach den Massenkündigungen in der Josephinen-Anlage privat zehn Aktien der Hamburger MK-Kliniken AG gekauft, des Mutterkonzerns der SSG Soziale Grundbesitzgesellschaft GmbH – um ein Zutritts- und Rederecht auf der nächsten Hauptversammlung der AG zu erhalten.
„Uns empört die Kündigung von hochbetagten Seniorinnen und Senioren, und ich will auf der Hauptversammlung wissen, warum Menschen in Zeiten von Corona, Wohnungsknappheit und Pflegenotstand so vor die Tür gesetzt werden“, sagte Rumpke am Mittwoch den PNN. Zudem verlangt er Auskunft darüber, was die Eigentümerin mit dem Hochhaus an der Havel vorhabe.
Die SSG hatte wie berichtet vor Weihnachten rund 110 Bewohnern der an der Burgstraße gelegenen und von ihr betriebenen Anlage gekündigt, die nach dem Prinzip des Betreuten Wohnens organisiert ist. Die Betreiber hatten unter anderem den wegen coronabedingter Bauverzögerungen seit längerer Zeit nicht mehr nutzbaren Speisesaal und Personalmangel als Gründe für das Ende des Seniorenprojekts genannt. Die Wohnungen gegenüber der Freundschaftsinsel sollen leergeräumt und, wie die Eigentümer erst kürzlich bekanntgaben, an Studenten vermietet werden.
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Die größtenteils hochbetagten Bewohner:innen waren völlig überrascht und sehr verunsichert, die Empörung in der Potsdamer Stadtgesellschaft darüber war groß. Ein Bündnis von Mieterverein, Verbraucherzentrale und dem Seniorenbeirat der Stadt schloss sich zusammen, der Mieterverein hält die Kündigungen für rechtlich unwirksam.
So wurde der Coup möglich
Rumpke berichtete, dass er zehn Aktien der nicht börsennotierten MK-Kliniken AG im Gesamtwert von 165 Euro erworben habe, sie werden außerbörslich gehandelt. Der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale verriet den PNN auf Anfrage, wie der Coup möglich wurde: Er kaufte das Mini-Paket von der in München residierenden Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), die von allen börsennotierten und den meisten nicht börsennotierten Aktiengesellschaften Anteilsscheine besitzt, um jederzeit Zutritt zu Hauptversammlungen und ein Klagerecht zu haben.
Michael Kunert, Berliner Sprecher der SdK, weiß, dass über die MK-Kliniken im sogenannten Schwarzbuch der Schutzgemeinschaft wegen ihres angeblich negativen Umgangs mit Aktionären wiederholt über die MK-Kliniken AG berichtet wurde.
Verbraucherzentrale-Geschäftsführer Rumpke will mit den Aktien kein Geld verdienen. Sollte durch einen späteren Verkauf der Aktien ein Gewinn entstehen, werde er ihn dem Diakonischen Werk spenden, das sich um ältere Menschen, aber auch um Wohnungslose kümmere.
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