Darts-Weltmeister Gary Anderson: Zwischen Sport und Folklore
Der neue Darts-Weltmeister Gary Anderson darf sich auch über eine wachsende deutsche Fangemeinde freuen.
Gary Anderson sieht fast schon sportlich aus. Anders als so mancher seiner Kollegen schiebt er keinen gewaltigen Bauch vor sich her. Dass er deswegen den Titel bei der Darts-WM gewonnen hat, wäre allerdings eine gewagte These. Denn tatsächlich gehört mehr dazu, um sich im Feld der besten Pfeilewerfer zu behaupten. Und Anderson ist das schon zum zweiten Mal gelungen. „Ich spüre mein Alter“, sagte der 45-Jährige nach dem Sieg im Finale am Sonntag im Londoner Alexandra Palace.
Dort, im Westen der britischen Hauptstadt, treffen sich die besten Dartspieler der Welt alljährlich zum Showdown. Unter den Fans in der Halle herrscht zwei Wochen lang selige Bierzeltstimmung. Gelingt es einem der Spieler mit drei Pfeilen die Höchstpunktzahl 180 zu erzielen, verfallen die Zuschauer in kollektive Ekstase. Kombiniert mit den zuweilen aberwitzigen Outfits der Akteure und den unvermeidlichen Spitznamen entbehrt das nicht einer gewissen Komik.
Dennoch hat es Darts in den vergangenen Jahren geschafft, mehr als nur eine Kneipensportart zu sein. Das Teilnehmerfeld ist internationaler geworden, drei Deutsche haben es in diesem Jahr bei der WM versucht. Die wachsende Popularität hängt auch mit der zunehmenden Präsenz im Fernsehen zusammen. Der deutsche Spartensender Sport 1 fährt mit seinen Darts-Übertragungen für seine Verhältnisse Traumquoten von bis zu einer Million Zuschauern ein.
Jahrelang beherrschte der Engländer Phil Taylor die Szene
Die Faszination des Spiels liegt in der Präzision der Leistungen. Wer selbst schon einmal Darts gespielt hat, weiß, wie schwer es ist, den Pfeil auf ein bestimmtes Feld zu werfen. Jahrelang beherrschte das der Engländer Phil Taylor am besten. Sechzehn Mal wurde „The Power“ Weltmeister. Mit seinem Sport ist er reich geworden – auch wenn seine Nachfolger ihn inzwischen regelmäßig überflügeln und deutlich mehr Geld verdienen, als es bei Taylor anfangs der Fall war. Etwa 400 000 Euro hat Anderson der aktuelle WM-Sieg eingebracht.
„The Flying Scotsman“ liefert dazu die perfekte Geschichte. Anderson, von Beruf Kaminbauer, spielt erst seit zehn Jahren professionell Darts. 2011 stand er schon einmal im Finale, kurz danach starben nacheinander sein Bruder und sein Vater. Für Anderson begann eine harte Zeit, Darts wurde für ihn zur Nebensache. Das ist nun wieder anders, Pfeile mag Anderson nach dem 17-tägigen Turnier aber keine mehr sehen: „Ich gehe jetzt nach Hause, packe die Koffer und fahre weg. Ich weiß noch nicht wohin, aber ich bin weg.“
Jörg Leopold
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