Hertha BSC empfängt Hannover 96: Zweimal in Folge verlieren? Wir nicht!
Im Heimspiel gegen Hannover 96 vertraut Hertha BSC der Macht der Statistik. Nach dem 0:5 in Gladbach ist gegen den Tabellenletzten ein Sieg eingeplant.
Pal Dardai hat sich dieser Tage ein paar Gedanken über die nahe Zukunft gemacht. Zum Beispiel darüber, ob es jetzt tatsächlich einfach so weitergehen kann, ohne Intervention und größere Kurskorrekturen also. Dabei ist der Trainer von Hertha BSC zu einer erstaunlichen Erkenntnis gelangt. „Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, unsere Philosophie zu ändern“, sagte Dardai unter der Woche zwischen der jüngsten Niederlage in Mönchengladbach (0:5) und der nächsten Aufgabe am Freitag, dem Bundesliga-Heimspiel der Berliner gegen Hannover 96 (20.30 Uhr, Sky).
Das war natürlich nur ein Scherz und der Tatsache geschuldet, dass Dardai in der Vorwoche mit einer Begeisterung von den Geschehnissen und der Galligkeit seines Teams beim Abschlusstraining berichtet hatte, die später so gar nicht zum Ergebnis im Borussia-Park passen sollte. „Vielleicht müssen wir jetzt sechs Mal schlecht trainieren, dann gewinnen wir noch sechs Mal“, sagte er.
Die Laune bei Hertha BSC hat also nicht gelitten unter den Geschehnissen vom Sonntag, warum auch? Nach Lage der Dinge gibt es noch immer geschätzte 15 Mitbewerber, die ihre Situation jederzeit und ungefragt eintauschen würden gegen die beim Berliner Bundesligisten. „Wenn wir zwei, drei solche Spiele haben sollten wie am Sonntag in Mönchengladbach, dann haben wir ein Problem“, sagt Dardai, „aber das wird nicht der Fall sein.“ Zumal der nächste Gegner, bei allem gebotenen Respekt, nicht im Ansatz die Qualität von Herthas nunmehr erstem Verfolger besitzt.
In Hannover, so hat es den Anschein, haben sie sich endgültig mit dem Abschied nach 14 Jahren Bundesliga abgefunden – eine plausible Einsicht angesichts von elf Punkten Rückstand auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz, zumal nur noch 18 Punkte zu vergeben sind. Am Sonntag ist Trainer Thomas Schaaf wegen anhaltender Erfolglosigkeit von seinem Amt entbunden worden, nun fahndet Präsident Martin Kind nach einem Nachfolger für einen Neustart und hat in Ex-Trainer Mirko Slomka bereits einen möglichen Kandidaten ins Spiel gebracht. In Berlin werden die Niedersachsen von Interimstrainer Daniel Stendel betreut, der eigentlich das U-19-Team verantwortet. Außerdem wird Kapitän Christian Schulz wohl wegen Rückenproblemen fehlen.
Dardai warnt vor den Niedersachsen: "Die wollen sich noch mal zeigen"
Andererseits birgt eben genau diese Konstellation gewisse Gefahren für Hertha BSC. „Alle Spieler wollen nochmal zeigen, dass sie in die Bundesliga gehören oder den eigenen Namen aufbauen“, sagt Dardai, „das macht sie einen Tick gefährlicher, weil sie vielleicht mit einem ganz anderen Spielplan zu uns kommen.“ Nun weiß Dardai aus Erfahrung, wovon er spricht. Bei seinem Debüt als Cheftrainer von Hertha BSC im Februar 2015 – beim 2:1-Sieg in Mainz – impfte der Ungar seinem Team einen neuen Geist ein, der sich bis heute gehalten hat, wenngleich das taktische System im Sommer noch einmal modifiziert worden ist.
Mittlerweile dürfen die Berliner sogar auf die Macht der Statistik vertrauen. „Wenn wir eine ganze Woche zusammengearbeitet und Zeit zur Vorbereitung hatten, hat es immer gut ausgesehen“, sagt Dardai. In der Tat hat sein Team in dieser Saison noch nie zwei Spiele hintereinander verloren, und das möchte im Sinne der gesteigerten Ambitionen auf einen Europapokalplatz auch bitte so bleiben. „Wenn man so kurz vor Schluss so weit oben steht, will man da natürlich auch bleiben“, sagt Dardai.
Bei diesem Unternehmen wird John Anthony Brooks nicht mithelfen können. Der Innenverteidiger hat in dieser Woche individuell mit Konditionstrainer Henrik Kuchno gearbeitet, für ihn dürfte entweder Fabian Lustenberger oder Sebastian Langkamp in die Startelf rücken. Zudem ist der Einsatz von Per Skjelbred fraglich, der gegen Gladbach einen Tritt auf den Fuß abbekommen hat. „Sieht aus wie ein Elefantenfuß“, sagte Dardai. Unabhängig aller Personalien ist der Trainer im übrigen überzeugt davon, „dass wir noch viele Punkte holen, wenn wir unserer Philosophie treu bleiben.“ Das war dann auch wieder ernst gemeint.