SC Paderborn gegen 1. FC Union: Zwei ungleiche Aufsteiger im Duell
Der 1. FC Union drückt der Bundesliga seinen Stil auf. Sein kommender Gegner SC Paderborn schafft es noch nicht. Das hat Gründe.
Wenn Steffen Baumgart etwas sagt, dann meint er das in aller Regel auch so. Der Fußballtrainer des Bundesligisten SC Paderborn gilt als geradliniger Typ, weniger als Phrasendrescher. Die folgenden Sätze sind deshalb ernst zu nehmen: „Wir wollen das Spiel gewinnen. Wir wollen einen richtig guten Fight liefern. Wir wollen zeigen, dass das, was wir abliefern in diesem Jahr, auch kein Zufall ist.“
All das hat Steffen Baumgart gesagt, als er gefragt wurde, wie sein Team denn gegen den 1. FC Union auftreten wolle. Es sind allerdings auch Zitate, die knapp neun Monate zurückliegen.
Damals, im März, als Paderborner und Berliner noch in der Zweiten Liga aufeinandertrafen, tat Baumgart kund, dass er vor allem deshalb nach Berlin fahre, um „ganz klar“ die drei Punkte zu holen. Das taten die Gäste dann auch und siegten An der Alten Försterei mit spielerischer Leichtigkeit 3:1. Seither hat sich allerdings einiges getan, auf der einen Seite mehr, auf der anderen weniger.
„Union macht einen Riesenjob“, stellt Baumgart vor dem nun anstehenden Aufsteiger-Duell in Paderborn (Samstag, 15.30 Uhr, live bei Sky) fest, in das der 1. FC Union als Favorit gehen wird.
Zwar will Urs Fischer, der Berliner Trainer, davon nichts wissen, weil er in solchen Schwarz-Weiß-Kategorien recht selten denkt; den Vorsprung von bereits elf Punkten auf Baumgarts Mannschaft kann er aber nur schwerlich leugnen.
Die Augenhöhe, auf der sich die beiden Mannschaften in der Zweiten Liga noch befanden, gibt es eine Etage höher nicht mehr. Und das hat Gründe. Während der 1. FC Union seine Leistungsträger allesamt halten konnte, verkaufte Paderborn seinen Topscorer Philipp Klement für 2,5 Millionen Euro an den Zweitligisten VfB Stuttgart.
16 Tore und sechs Vorlagen gelangen dem Mittelfeldspieler in der vergangenen Saison, er war damit wesentlich am viel beachteten Durchmarsch der Paderborner von der Dritten in die Erste Liga beteiligt.
Weitere zehn Tore und sechs Vorlagen wanderten mit Bernard Tekpetey ab, zunächst zum FC Schalke 04, der ebenfalls 2,5 Millionen Euro überwies und den Spieler schließlich an Fortuna Düsseldorf verlieh.
Im Gegenzug verzichteten die Paderborner darauf, gestandene Bundesliga-Profis zu verpflichten, anders als es etwa der 1. FC Union in den Fällen Christian Gentner und Neven Subotic tat. Der auffälligste Neuzugang heißt Streli Mamba und wechselte vom Drittliga-Absteiger Energie Cottbus an die Pader.
Fünf Tore erzielte der Stürmer bislang, er passt in das von Trainer Baumgart propagierte Offensivkonzept. Eine „starke Dynamik“ attestierte Fischer den Paderbornern bereits in der vergangenen Saison, „eine Geradlinigkeit und Zielstrebigkeit vor allem im Umschaltspiel.“
Vor dem neuerlichen Duell klingt der Berliner Trainer ähnlich. „Die Spielweise ist immer noch die gleiche“, sagt er. Ein horrendes Tempo lege der Gastgeber hin, verfüge über ein gefährliches Umschaltspiel und sei eben „eine Mannschaft, die eine Wahnsinnsdynamik in der Vorwärtsbewegung entwickeln kann“.
Das Problem der Paderborner ist indes, dass die von Fischer angeführte Wahnsinnsdynamik in der Bundesliga nur wahnsinnig oft gelobt wird. Dem Spielstil, der in der Zweiten Liga ziemlich erfrischend und zielführend daherkam, fehlen eine Klasse höher Spieler, die ihn veredeln. Zudem wackelt die Abwehr, was 32 Gegentore dokumentieren – Ligahöchstwert.
Neben individueller Klasse und mangelnder Balance fehlen dem Aufsteiger vielleicht auch ein paar Fußballer mit physischer Stärke. In der Bundesliga-Gewichtstabelle rangieren die Paderborner Spieler auf dem vorletzten Platz. Im körperlich anspruchsvolleren Bundesligabetrieb kann das ein entscheidender Nachteil sein.
Acht Union-Tore nach Standards
Union muss sich auch in dieser Statistik keine Sorgen machen, die Berliner verfügen offenbar über das schwerste Spielermaterial. Fischers Startelf setzt die körperlichen Vorteile speziell nach Standards hervorragend ein. Aus ruhenden Bällen resultierten bereits acht Tore.
Die physischen Werte passen zum Berliner Spiel. Das basierte bereits in der Zweiten Liga auf einer starken Defensive, Robustheit und hoher Effizienz. In der Bundesliga bietet Union nichts anderes – nur eben ein Level höher. Erstaunlich schnell hat die Mannschaft gelernt, sich anzupassen. Beim SC Paderborn ist der Nachholbedarf derweil groß.