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Benny Wendt (Mitte, hier mit Winfried Berkemeier (li.) und Jürgen Schulz) und TeBe landeten einen Coup gegen Hertha BSC.
© imago sportfotodienst

Berliner Derbys in der Bundesliga (Teil 4): Zwei Platzverweise und ein Überraschungscoup durch TeBe

Wir blicken zurück auf die bisherigen Stadtduelle. Diesmal: Das bislang letzte Derby zwischen Tennis Borussia und Hertha BSC sorgte für viel Gesprächsstoff.

Auf der Geschäftsstelle von Hertha BSC ist sehr viel los, ständig erkundigen sich Fans nach Eintrittskarten für das DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Köln. Doch der Vorverkauf für das Spiel in sechs Wochen in Hannover hat noch nicht begonnen. Quasi direkt vor der Tür steht dagegen das zweite Lokalderby der Saison 1976/77 gegen Tennis Borussia.

Das Interesse daran ist aber im April 1977 bei den Berliner Fußball-Fans kleiner als sonst. Zwei der bisherigen drei Stadtduelle wollten jeweils fast 75 000 Zuschauer sehen. Diesmal werden weniger als 42 000 Besucher dabei sein. Im Vergleich zu anderen Bundesligaspielen ist das immer noch viel, für ein Derby eher wenig.

Schuld an der geringeren Begeisterung haben die Protagonisten selbst. Hertha steht in der Liga nach einer schwachen Rückrunde im Mittelfeld, der Weggang von Trainer Georg Kessler ist sicher. TeBe sieht die Nichtabstiegsplätze nur noch in großer Entfernung. Die Erwartungen sind dementsprechend gering, das Spiel wird dafür umso aufregender.

Schiedsrichter Max Klauser muss kurz vor dem Anpfiff passen, für ihn springt Werner Burgers ein. Der rückt schnell in den Mittelpunkt. Herthas Uwe Kliemann sieht früh Gelb, foult noch einmal, meckert und reißt kurz danach TeBe-Stürmer Benny Wendt um. Alles zusammen rechtfertigt aus Sicht vieler Beobachter die Rote Karte nach einer halben Stunde.

„Nun ist alles aus“

Die „Fußball-Woche“ berichtet, dass Kliemann, der schon im Januar bei Borussia Mönchengladbach des Feldes verwiesen worden war, mit Tränen in den Augen den Rasen verlässt und dort von seiner Frau in Empfang genommen wird. „Nun ist alles aus. Jetzt verlieren wir, und der Pokal ist auch im Eimer“, wird Kliemann zitiert. Beim Pokalfinale ist er dann zwar wieder spielberechtigt, mit dem ersten Teil seiner Prognose behält der 28-Jährige jedoch recht.

Hertha verliert 0:2, Jürgen Schulz und Winfried Stradt machen in der zweiten Halbzeit die Tore. Dass zwischen den Treffern der Borusse Hans-Jürgen Baake ebenfalls die Rote Karte sieht, hilft dem Favoriten nicht mehr. Im vierten Bundesliga-Derby der beiden Mannschaften gelingt TeBe der erste Sieg.

Der Überraschungscoup gerät nach Abpfiff fast in den Hintergrund, es geht vor allem um die Rote Karte gegen Kliemann. Herthas Erich Beer hatte das Geschehen verletzt von draußen beobachtet. Er ist sich sicher: „Niemals war das ein Platzverweis.“ Auch Wendt ergreift Partei für den Herthaner: „Kliemann hat mich nicht gefoult, sondern nur umgerissen. Wir sind nun einmal zwei wichtige Punkte in unseren Mannschaften, und da schenkt man sich nichts.“

Schiedsrichter Burgers will keinen Kommentar zu den Hinausstellungen abgeben – tut es dann aber doch. Kliemanns Foul „war vorsätzlich“. Gelb habe er nicht mehr zeigen können, daher zeigte er Rot. „Mehr sage ich nun wirklich nicht“, schließt Burgers seine Ausführungen. So endet das vorerst letzte Berliner Bundesliga-Derby. Die Fortsetzung folgt am Samstag. Nach über 42 Jahren.

Damit endet unsere Serie. Bisher erschienen: Hertha gewinnt die „Weltpremiere“, Als Hertha TeBe in die Zweite Liga schickte und Der Jubellauf des Erich Beer.

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