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Wolfgang Sidka erzielte das Siegtor. Er spielte von 1971 bis 1980 bei Hertha BSC. Ende der 80er Jahre war er bei Tennis Borussia.
© imago sportfotodienst

Berliner Derbys in der Bundesliga (Teil 2): Als Hertha TeBe in die Zweite Liga schickte

Wir blicken zurück auf die bisherigen Stadtduelle. Diesmal: Obwohl Tennis Borussia absteigt, ist Trainer Georg Gawliczek stolz auf sein Team.

Die Saison 1974/75 biegt auf die Zielgerade ein, fünf Spiele bleiben noch. Doch bei Tennis Borussia wird schon fleißig für die neue Spielzeit geplant. „Wir arbeiten weiter unter Profibedingungen, Halbtagsarbeit der Spieler oder Auswärtsreisen mit Privat-Pkw kommen bei uns nicht in Frage“, kündigt Manager Heinz Opitz an.

Auch ein neuer Trainer steht bereits fest: Helmuth Johannsen, Deutscher Meister 1967 mit Eintracht Braunschweig, folgt auf Georg Gawliczek. Schön, wenn so früh Planungssicherheit besteht. Weniger schön, wenn diese durch den bereits jetzt fast sicheren Abstieg aus der Fußball-Bundesliga resultiert. Das Derby bei Hertha BSC hat für TeBe nur noch statistischen Wert.

Für Hertha dagegen ist der erste Meistertitel seit 1931 nicht unrealistisch. Das Team mit der perfekten Mischung aus erfahrenen Spielern wie Erich Beer, Lorenz Horr und Ludwig Müller, den alle nur Luggi nennen, und jungen Akteuren wie Michael Sziedat und Hans „Hanne“ Weiner liegt zu diesem Zeitpunkt lediglich zwei Punkte hinter Borussia Mönchengladbach. Gespielt wird am 10. Mai 1975, einem Samstag, um halb vier. Bis auf ganz wenige Ausnahmen ist das die gängige Anstoßzeit. Um 15.30 Uhr geht es also vor 45.000 Zuschauern im Olympiastadion los, um 15.32 Uhr führt Hertha: Horr erobert den Ball und schickt Sziedat, der Torwart Hubert Birkenmeier überlupft.

Das klingt nach einem perfekten Auftakt. Doch Trainer Georg Kessler sagt nach Abpfiff: „Wie gegen Wuppertal fiel das 1:0 zu früh.“ Da hatte Gerhard Grau in der ersten Minute getroffen. „Die Mannschaft findet nur zu ihrem Spiel, wenn innerhalb der nächsten zehn Minuten das 2:0 fällt.“

Kurzzeitig wird es eng für Hertha BSC

Tat es gegen den Wuppertaler SV nicht, tut es auch gegen TeBe nicht. Gewann Hertha einige Wochen zuvor gegen den WSV trotzdem recht ungefährdet 2:0, wird es diesmal ziemlich eng, da Jürgen Rumor kurz vor der Pause ausgleicht. Bevor Hertha richtig ins Zittern kommen kann, gelingt Wolfgang Sidka fünf Minuten nach Wiederanpfiff die erneute Führung. Viel mehr kommt vom Favoriten nicht. Stattdessen hat TeBe die Riesenchance zum Ausgleich, aber Peter Geyer verfehlt das Ziel knapp.

Hertha siegt 2:1 und darf weiter von der Meisterschaft träumen. Allerdings nur noch knapp eine Woche, dann folgt ein 0:3 beim 1. FC Kaiserslautern. Am Ende wird mit Platz zwei trotzdem die bis heute beste Bundesliga-Platzierung stehen.

Der Abstieg von Tennis Borussia nach nur einer Saison in der Bundesliga ist durch die Niederlage fix. Trainer Gawliczek macht es jedoch „etwas stolz, dass sich die Mannschaft noch einmal zusammengerissen hat“. Und die Planungen für die Zweite Liga sind ja weit vorangeschritten. Dort, so viel sei an dieser Stelle verraten, läuft es sehr gut. TeBe wird Meister und steigt sofort wieder auf.

Hier geht es zum ersten Teil der Serie.

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