Paralympics 2016 in Rio: Zum Erfolg rollen - Wie funktionieren die Sportrollstühle des deutschen Teams?
Wenn es bei den Paralympics im September in Rio los geht, müssen die Rollstuhlbasketballer und -Rugbyspieler einiges aushalten - so auch ihre Rollstühle. Wir erklären, wie die Sportrollstühle aufgebaut sind und was es für Unterschiede es gibt.
Beim Rollstuhlbasketball und -Rugby geht es richtig hart zur Sache - die Sportler, aber auch das Material werden bis an die Grenzen, und manchmal auch darüber hinaus, gefordert. Doch wie bei den Prothesen sind auch die Rollstühle an die Sportler individuell angepasst. Bestimmte Richtlinien und Formen der jeweiligen Sportart müssen trotzdem beachtet werden. Für die Paralympics im September in Rio sind die deutschen Nationalteams der Damen und Herren im Rollstuhl-Basketball mit Rollstühlen von der Firma Ottobock ausgestattet, das Modell trägt den passenden Namen "Invader”.
Nicht nur für Rollstuhlbasketball gibt es spezielle Modelle von großen Sportrollstuhlherstellern, sondern auch für andere Sportarten wie Rollstuhl-Rugby, Tennis und Fechten. Da es aber besonders beim Rollstuhlbasketball und Rollstuhlrugby darauf ankommt, dass sich die Sportler schnell und frei bewegen können, stellt der Tagesspiegel exemplarisch zwei Invader-Modelle vor.
Zu den Rollstühlen, die im Alltag genutzt werden, gibt es erhebliche Unterschiede
Äußerlich unterscheiden sich die Rollstühle nur gering: Der Basketball-Rollstuhl hat einen etwas höheren Sitz und eine niedrigere Rückenlehne, während das Rugby-Modell tiefer und mit hoher Rückenlehne ausgestattet ist.
Zu den Rollstühlen, die im Alltag verwendet werden, gibt es jedoch große Unterschiede. Wie man auf den Bildern erkennen kann, stehen die Reifen bei Sportrollstühlen horizontaler zum Boden, so dass die Sportler einen besseren Halt haben und möglichst schnell die Richtung wechseln können. Außerdem haben beide Modelle sogenannte Antikipprollen: Sie stabilisieren den Sportrollstuhl im Einsatz und verhindern ein Umschlagen nach hinten. Selbstverständlich hat jeder Sportler einen individuell eingestellten Rollstuhl, bei dem vor allem die Rückenbespannung angepasst und mit Lederecken gepolstert ist, um Druckgeschwüren vorzubeugen (Dekubitusprophylaxe). Die Seitenteile und der Rahmen des Rollstuhls unterscheiden sich ebenfalls je nach Wunsch des Sportlers. Grundsätzlich haben Basketball-Rollstühle niedrige Seitenteile, damit die Sportler sich gegebenenfalls etwas heraus lehnen können. Außerdem gibt es an einigen Sportrollstühlen Gurte, die den Sportler sicher im Rollstuhl halten - vor allem wenn es beim Rugby härter zugeht.
Der größte erkennbare Unterschied zwischen Rugby-Rollstühlen und Basketball-Rollstühlen sind die "Stählernen Pickbars”, die an dem Modell “Invader Rugby Defensiv” angebracht sind. Wie der Name beschreibt, handelt es sich hierbei um einen Rollstuhl der Abwehrpositionen im Rollstuhl-Rugby. Ähnlich wie bei einem Geländewagen, dient die am Rollstuhl vorne angebrachte Metallkonstruktion dem Einhaken und Sperren und soll den gegnerischen Spieler frontal abblocken.
Die Sportrollstühle sind sehr leicht - ein Vorteil, da die Athelten im Wettkampf häufig umkippen damit und sich schnell aufrichten müssen
Im Allgemeinen kann man Rugby- und Basketball-Rollstühle einfach von Badminton- und Tennis-Rollstühlen unterscheiden: Bei ersteren handelt es sich um Modelle, die an einen schnellen, offensiven und defensiven Mannschaftssport angepasst sind. Das heißt, dass sich zunächst mehr Sportler auf dem Spielfeld befinden, als beim Tennis, und dass diese Sportler schnell in Berührung kommen. Die Rollstühle müssen solchen Aufprallen standhalten und gleichzeitig dürfen sie die Spieler nicht behindern. Deshalb haben diese Rollstühle unter anderem am Außenrahmen eine Aluminiumstange vor der Fußbrettauflage, die verhindert, dass sich die Rollstühle beim Aufprall verankern. Da der Aluminiumrahmen eines Sportrollstuhls außerdem sehr leicht ist, sind die Sportler in der Lage, sich nach einem Aufprall schnell und unbeschwert wieder aufzurichten, wenn der Rollstuhl umgefallen ist.
Miriam Karout