Union und Hertha BSC trennen sich 1:1: Zufrieden mit dem Punkt, aber nicht mit dem Spiel
Das Berliner Derby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC endet unentschieden. Mit dem 1:1 in einem eher zähen Spiel können beide Teams leben.
Krzysztof Piatek stand in der Schlussphase an der Seitenlinie und wartete auf seine Einwechslung. Der Stürmer von Hertha BSC wartete dort minutenlang, denn es gab keine Unterbrechung. Der Ball befand sich meist irgendwo im Mittelfeld, mal beim 1. FC Union, mal bei Hertha BSC.
Als die Nachspielzeit angezeigt wurde, schaute Piatek zur Sicherheit genau zur Tafel: Drei Minuten stand da – und innerhalb dieser drei Minuten kam es dann doch noch zur Einwechslung. Großen Einfluss nehmen konnte der Pole aber nicht mehr, das Derby in der Fußball-Bundesliga im Stadion an der Alten Försterei endete so, wie es sich in der weitgehend ereignislosen zweiten Halbzeit lange angedeutet hatte: mit einem Punkt für jeden, 1:1 (1:1). Damit bleiben für Union die Europapokalplätze in Sichtweite, für Hertha ist es ein wichtiger Zähler im Kampf gegen den Abstieg.
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Herthas Trainer Pal Dardai war weniger mit dem Punkt unzufrieden als mit dem Spiel seiner Mannschaft. „Das ist nicht okay“, sagte der Ungar. „Ich habe meine Mannschaft nicht erkannt. Wir wollten zu Beginn so spielen, wie Union gespielt habe. Davon habe ich nichts gesehen. Wir haben nicht nach vorne verteidigt, hatten keine dynamischen Balleroberungen.“
Sowohl Dardai als auch sein Trainerkollege Urs Fischer vom 1. FC Union hatten ihre Startelf im Vergleich zum letzten Bundesligaspiel vor zwei Wochen auf zwei Positionen verändert. Bei Union waren Stürmer Petar Musa und Mittelfeldspieler Christian Gentner dabei, Joel Pohjanpalo und Marcus Ingvartsen saßen auf der Bank. Bei Hertha waren es gesundheitlich bedingte Wechsel: Torwart Rune Jarstein war positiv auf das Coronavirus gestestet worden. Wie der Verein mitteilte, geht es ihm gut. Für Jarstein stand erstmals unter Pal Dardai Alexander Schwolow im Tor. Zudem fehlte Marton Dardai wegen Knieproblemen, Jordan Torunarigha rückte in die Abwehrkette rein.
Die ersten drei Minuten des Spiels war es sehr laut im Stadion. Hinter der Tribüne auf der Waldseite war jede Menge Feuerwerk gezündet worden, das Ganze dauerte drei Minuten. In dieser Zeit hatte Union schon die erste Chance: Grischa Prömel köpfte, Schwolow hielt hervorragend – doch das Tor hätte wegen einer Abseitsposition ohnehin nicht gezählt.
Robert Andrich steht erneut im Mittelpunkt
Danach hielt Schwolow bei einem Weitschuss von Max Kruse erneut. Gegen Robert Andrich – im Hinspiel noch vom Platz gestellt – war er in der zehnten Minute allerdings machtlos. Der ehemalige Herthaner traf den Ball knapp außerhalb des Strafraums mit dem linken Fuß perfekt, über den Innenpfosten ging die Kugel ins Tor. Und Union hätte schnell nachlegen können: Julian Ryerson traf die Latte, beim zweiten Versuch stand Petar Musa völlig frei, schoss aber drüber.
Hertha BSC war bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in Erscheinung getreten und konnte sich glücklich schätzen, nur mit einem Tor zurückzuliegen. Erste offensive Akzente setzten die Gäste nach knapp 20 Minuten: Ein guter Freistoß von Matheus Cunha wurde zur Ecke abgefälscht, Torunarigha traf mit dem Kopf die Latte. Ansonsten machte es Union defensiv wie so häufig ziemlich gut, Hertha schaffte es nicht oft gefährlich nach vorn.
Anschließend kam viel Hektik rein. Ausgangspunkt war ein Zweikampf von Prömel gegen Mattéo Guendouzi. Der Unioner zerrte etwas, der Herthaner riss sich mit dem Arm los. Beide sahen Gelb – und die Verwarnung für Guendouzi war dabei ein ziemlich dunkles Gelb.
Herthas Tousart fehlt im nächsten Spiel
Wenig später stand er wieder im Mittelpunkt: Die Gastgeber bekamen den Ball diesmal nicht weg, Lucas Tousart legte auf Guendouzi, den Marvin Friedrich im Strafraum am Fuß traf. Elfmeter für Hertha, Tor durch Dodi Lukebakio zum 1:1.
Kurz vor der Pause holte sich Tousart für ein Foul an Musa seine fünfte Gelbe Karte ab, er fehlt nächste Woche gegen Borussia Mönchengladbach. Als Schiedsrichter Sascha Stegemann schon zur Halbzeit gepfiffen hatte, tauschten mehrere Spieler an der Seitenlinie noch ein paar verbale Nettigkeiten aus.
Auch in die zweite Hälfte startete Union elanvoller. Kruse schlug einen Freistoß raffiniert in den Strafraum, aber niemand kam heran. Hertha verlegte sich weitgehend aufs Verteidigen, Union fiel nach in der Offensive wenig ein. Trotzdem sagte Trainer Fischer: „Es war ein gutes Spiel von uns. Wir haben uns bemüht, wir haben es versucht.“
Doch jegliche Art von Spielfluss versiegte, je länger die Partie dauerte. Die Fehlpässe häuften sich ebenso wie die Fouls. Die Partie war – anders als später, da musste Piatek eine gefühlte Ewigkeit warten – sehr häufig unterbrochen. Unter anderem auch, als Herthas Kapitän Niklas Stark bei einer Abwehraktion im eigenen Strafraum einen Schuh verloren hatte. Teamkollege Guendouzi spielte den Ball ins Aus, damit Stark den Schuh wieder anziehen konnte.
Dann kam auch noch Schiedsrichter Stegemann im Mittelkreis zu Fall, nachdem er mit Guendouzi kollidiert war. Aber Stegemann sammelte schnell sein Freistoßspray ein und es ging weiter.
Die beste Gelegenheit für Hertha resultierte irgendwie bezeichnend aus einem Rückpass, den Cordoba fast erreicht hätte. Aber Torwart Andreas Luthe war schneller. Bei den Gästen feierte Sami Khedira sein Comeback nach längerer Verletzungspause. Einige Minuten später war es vorbei, das vierte Derby dieser beiden Teams in der Bundesliga brachte zum ersten Mal ein Remis.