VfL Wolfsburg - Hannover 96 1:1: Wolfsburg enttäuscht im Niedersachsen-Derby
Ideenlos, müde, zu umständlich: Nach dem 1:5 beim FC Bayern enttäuscht der VfL Wolfburg auch gegen Abstiegskandidat Hannover 96. Den Gästen gelingt ein Achtungserfolg - doch wieder kein Sieg.
Diese schlimme Woche, die aus Wolfsburger Sicht besser nie stattgefunden hätte, endete mit weiterem Ärger. "Man darf gegen Hannover nicht 1:1 spielen", sagte Bas Dost. Der Torjäger des VfL Wolfsburg wollte mit diesem Satz niemanden beleidigen. Aber dass es im Heimspiel gegen den Tabellenletzten nur zu einem Remis gereicht hat, passt nicht zu seinen Ansprüchen und denen des VfL. Wolfsburg verliert im Duell mit den anderen Titelanwärtern an Boden und hat auch sonst wenig zu lachen. Erst vom FC Bayern München abgeschossen, dann von den Querelen des Hauptsponsors Volkswagen touchiert - es kommt nicht ganz überraschend, dass der VfL Wolfsburg angesichts solcher Turbulenzen leicht verunsichert auf der Stelle tritt.
Vor 29 236 Zuschauern gab es das übliche Spiel zu bestaunen. Der Favorit glaubte, er könne den Außenseiter mal eben so mit links beiseite schubsen und stolperte dabei. Ihrem Führungstreffer durch Dost (40. Minute) hatten die Wolfsburger einen Schuss zu viel Lethargie folgen lassen. Und Hannover 96 reagierte auf diese Nachlässigkeit mit einem sehenswerten Tor. Der Ausgleichstreffer des Japaners Hiroshi Kiyotake (57.) war ein artistisches Kunststück und der verdiente Lohn für einen beherzten Gästeauftritt. "Ich will nicht verhehlen, dass ich mich sehr freue", sagte Hannovers Trainer Michael Frontzeck. Es muss um seinen Job bangen, weil das 96-Team in dieser Saison noch kein einziges Bundesligaspiel gewinnen konnte. Zwei Tage frei, dann geht es weiter in ein Trainingslager unter Ausschluss der Öffentlichkeit: Hannover macht sich erst einmal rar, um zu überlegen, wie das ungeliebte Tabellenende wieder verlassen werden kann.
Allofs: "Laufen nicht mit Scheuklappen herum"
Die Punkteteilung war nicht nur durch den beherzten Auftritt von Hannover 96 zu erklären. Dem VfL Wolfsburg ist seine Rückkehr in den Ligaalltag nach dem bitteren 1:5 beim FC Bayern schwer gefallen. Seinem Offensivspiel, an dem neben Dost mit Julian Draxler, Max Kruse und Andre Schürrle ein beachtliches Trio teilnehmen sollte, fehlte es am nötigen Schwung. Kruse spielte noch gut, Schürrle passte meistens rückwärts statt vorwärts, Draxler wurde frühzeitig ausgewechselt. "Wir spielen zum Teil zu kompliziert", findet VfL-Trainer Dieter Hecking. Aus viel Ballbesitz und Dominanz wurde am Ende recht wenig. Vier Tage vor dem Champions League-Spiel bei Manchester United ist der VfL aus der Spur geraten. Immerhin: Vor dem Führungstor war ihm das Bewährte gelungen. Seitenwechsel durch Ricardo Rodriguez, Flanke Christian Träsch, Kopfballtor durch Dost.
Die Mehrheit der Wolfsburger Gegner ist mit dieser Form von Rasen-Schach überfordert. Aber offenbar hatte in Wolfsburg keiner so richtig daran geglaubt, dass Hannover 96 so hartnäckig aufbegehren könnte.
Was auch immer den VfL Wolfsburg an diesem 7. Spieltag ausgebremst hat - der Verein wird damit rechnen müssen, dass es auch mit den aktuellen Sorgen seines Hauptsponsors VW in Verbindung gebracht wird. Natürlich zählte die Abgas-Affäre des Volkswagen-Konzerns an den Bratwurstbuden rund um das Stadion zu den zentralen Gesprächsthemen. "Volkswagen - das Auto": Wie selbstverständlich wurden während der Halbzeitpause die üblichen Werbespots mit Wolfsburger Automobilen ausgestrahlt, über die in diesen Tagen weltweit Witze gerissen werden. Aber irritiert das wirklich die Mannschaft? "Wir laufen nicht mit Scheuklappen herum. Wer in Wolfsburg lebt, kann sich diesem Thema nicht entziehen", gesteht VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs.