Doping bei Ski-WM in Seefeld: Wohin die Blutbeutel führen
Der Dopingskandal bei der Ski-WM in Seefeld zieht weite Kreise. Der überführte Este Karel Tammjärv hat ausführlich über Dopingpraktiken ausgepackt.
Die Furcht vor neuen Enthüllungen im Doping-Skandal um den Erfurter Sportmediziner wächst. Das Ausmaß ist nach den Razzien in Erfurt und bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld noch nicht absehbar, doch weitere Aufschlüsse könnten die Vernehmungen des festgenommenen Arztes S. ergeben. Dieser kooperiere „vollumfänglich mit den Ermittlungsbehörden“, teilte einer der Anwälte der „Bild“-Zeitung mit.
In Erfurt waren bei den Razzien laut „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ mehr als 40 Blutbeutel sichergestellt worden. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete von mindestens einigen Dutzend kühl gelagerter Blutbeutel. Angeblich seien diese mit Tarnnamen versehen gewesen, hieß es.
Este bestätigt Verbindungen nach Deutschland
Nach Angaben von Dieter Csefan vom österreichischen Bundeskriminalamt arbeiten die Behörden eng mit der Welt-Anti-Doping-Agentur und den Nationalen Anti-Doping-Agenturen zusammen. Er sieht „gute Möglichkeiten, die Blutbeutel über DNA-Tests den jeweiligen Besitzern zuordnen zu können“, wurde er in der „SZ“ zitiert. Die Ermittler gehen von einem internationalen Doping-Netzwerk aus, in das neben den festgenommenen neun Verdächtigen weitere Personen verwickelt sein könnten.
Der estnische Skilangläufer Karel Tammjärv gab am Freitag ausführlich Auskunft über seine Dopingpraktiken und beschrieb seine Verbindungen nach Deutschland. „Die Blutentnahmen und -injektionen fanden in Frankfurt und Berlin statt“, sagte er. Tammjärv war einer von fünf Langläufern, die in Seefeld festgenommen worden waren. Sie wurden wieder freigelassen, nachdem sie Eigenblutdoping gestanden hatten.
Österreichs Skiverbands-Präsident Peter Schröcksnadel warf im MDR auch deutschen Athleten Doping vor: „Ich habe Informationen, dass auch deutsche Athleten betroffen sind“, sagte er. (dpa)