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Dieses Bild zeigt eine als Flüchlingsunterkunft umfunktionierte Sporthalle.
© dpa

Sport bangt um seine Turnhallen: "Wo sollen die Flüchtlinge denn sonst wohnen?"

Wohin mit den vielen Flüchtlingen in Berlin? Der Sport sagt jedenfalls: nicht mehr in die Turnhallen. Der Streit zwischen Verbänden und Senat nimmt kein Ende.

Der Sport betont in diesen Wochen und Monaten, dass er seinen Beitrag leisten wolle, um den vielen Flüchtlingen zu helfen. Gleichermaßen nehmen aber die Appelle von Seiten der Verbände zu, nicht noch mehr Sporthallen als Flüchtlingsunterkünfte umzufunktionieren. Circa 1050 Turn- und Sporthallen gibt es in Berlin, derzeit dienen gerade einmal rund 37 davon als Flüchtlingsunterkunft.

Dennoch forderte der Landessportbund Berlin am Wochenende den Senat noch einmal dazu auf, keine weiteren Sporthallen für die Unterbringung von Flüchtlingen zu beschlagnahmen. Die Delegierten verabschiedeten einstimmig die Erklärung „Integration der Flüchtlinge nur mit dem Sport – nicht gegen den Sport“. Darin heißt es wörtlich:  „Wir fordern den Senat von Berlin auf: Augenmaß bewahren, keine weiteren Sporthallen für die Unterbringung von Flüchtlingen beschlagnahmen. Die Sicherstellung von Sporthallen zur Unterbringung von Flüchtlingen kann nur eine vorübergehende zeitlich begrenzte Notmaßnahme sein.“ Es seien „alternative Unterbringungsmöglichkeiten mit Nachdruck, Ernsthaftigkeit und entschlossenem Willen zu prüfen und umzusetzen“, so der weitere Wortlaut der LSB-Erklärung. Schließlich gebe es noch Potenzial in Berlin und zahlreiche geeignete Objekte, die herangezogen werden könnten. „Nur wenn der Berliner Sport nicht überstrapaziert wird, kann er seinen solidarischen Beitrag leisten.“

In eine ähnliche Richtung ging ein offener Brief des Berliner Hockey-Verbandes unter anderem an den Regierenden Bürgermeister von Berlin sowie an insgesamt vier Senatsverwaltungen. „Wir fordern die politisch Verantwortlichen eindringlich auf, keine weiteren Sporthallen mehr für die Unterbringung von Flüchtlingen in Beschlag zu nehmen, um die Integrationskraft des Sports nicht zu lähmen“, heißt es in dem Schreiben vom Montag. So sei dem Berliner Hockey-Verband zu Ohren gekommen, „dass in dieser Woche u.a. die Sporthallen der Dreilinden-Schule in Zehlendorf und der Bettina von Arnim OS in Reinickendorf zur Unterbringung von Flüchtlingen beschlagnahmt werden könnten“.

Auch die Berliner Bezirke stellen sich quer

Den Berliner Dachverband der Hockeyspieler treibt die Sorge um, dass die besetzten Hallen dem Sport langfristig nicht mehr zur Verfügung stehen werden. „Das beruht auf Erfahrungen aus 2014. Heute haben wir eine andere Dimension. Wo sollen die aktuell in 36 Sporthallen untergebrachten Flüchtlinge denn sonst wohnen? Das sind mehr als 10.000 Personen.“   

Deswegen, so Forderung, müsse sich der Senat nach alternative Unterkünften umsehen. Der Berliner Hockey-Verband machte in seinem Schreiben konkrete Vorschläge. „So steht im Märkischen Viertel am Marktplatz seit mehr als sechs Jahren ein gefühlt 12-geschossiges Hochhaus leer. Das ehemalige Tropeninstitut auf dem Klinikgelände des Westends-Klinikums käme ebenfalls in Betracht. Die Räume des früheren Bundesinnenministeriums am Spreebogen in Moabit stehen leer.“

Auch die Berliner Bezirke stellten sich zuletzt quer bei der Aufforderung des Senats, bis vergangenen Freitag jeweils vier Turnhallen als Unterkunft für Asylsuchende zu benennen. Lediglich vom Bezirk Marzahn-Hellersdorf kam laut rbb-Inforadio die Zusage, zumindest zeitweise vier Hallen bereitzustellen. Steglitz-Zehlendorf will zwei Hallen benennen, in die der Senat Flüchtlinge einquartieren darf. Mitte, Reinickendorf, Lichtenberg und Treptow-Köpenick wollen dagegen keine Sporthallen freigeben. Die beiden Bezirke im Osten werden aber zumindest Alternativunterkünfte zur Verfügung stellen.

"Es kann nicht sein, dass wir immer wieder springen und innerhalb von Stunden neue Objekte zur Verfügung stellen müssen", kritisierte Oliver Igel, SPD-Stadtbezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick. "Wir brauchen für die Unterbringung der Flüchtlinge eine große Lösung, zu der auch große Objekte, wie das ICC oder das Messegelände gehören", sagte der SPD-Politiker.

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