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Die besten Strukturen wurden dem Badminton-Verband attestiert.
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Potas-Analyse der Sommersportarten: Wo Badminton vor Rudern liegt

Eine Untersuchung der Sommersportarten zeigt: Auch große Verbände müssen sich strecken, um weiterhin genug Fördermittel zu erhalten.

Von Johannes Nedo

Ohne Ranglisten geht es nicht im Sport. Athleten und Mannschaften wollen ermitteln, wer der Beste ist. Nun können sich auch die deutschen Verbandsfunktionäre der olympischen Sommersportarten in einer Tabelle vergleichen – mit durchaus überraschenden Ergebnissen, aber dazu später mehr.

Die Rangliste basiert auf den Ergebnissen eines Expertengremiums, das nach den deutschen Wintersportverbänden nun die Potenziale der Sommersportverbände untersucht und die vorläufigen Ergebnisse am Mittwoch veröffentlicht hat. Diese Analyse der sogenannten Potas-Kommission ist ein essentieller Bestandteil der Leistungssportreform des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und des Bundesinnenministeriums. Sie wurde 2016 auf den Weg gebracht, um die Sportförderung besser zu gestalten – und schlussendlich den deutschen Spitzensport erfolgreicher zu machen.

Der Tennis-Bund liegt relativ weit hinten

Um die Potenziale der 26 Sommersportverbände zu ermitteln, hat die Kommission um ihren Vorsitzenden Urs Granacher zahlreiche Attribute untersucht, besonders die Struktur und die Leistungsentwicklung. Den dritten wichtigen Punkt der Analyse, den Erfolg, konnten der Professor für Trainingswissenschaften der Universität Potsdam und seine Mitstreiter noch nicht berücksichtigen. Das soll erst nach den Olympischen Spielen 2020 in Tokio geschehen.

Dennoch kann Granacher aus diesem Zwischenstand einiges ableiten über den Status quo der Sommersportarten. „Die Verbände haben grundsätzlich ihre Hausaufgaben gemacht“, sagt er. Auch die Potas-Kommission hat einiges angepasst im Vergleich zur Analyse der Wintersportverbände im vergangenen Jahr. So wurden weniger sogenannte Hauptattribute bei den Verbänden untersucht. Außerdem fällt die Sortierung weg, nach der die besten Verbände im Exzellenz-Cluster landen und damit voll gefördert werden – und die schlechtesten sich sofort um die Zukunft sorgen müssen.

Stattdessen gibt es nun eine Rangliste. Es ist also immer noch klar ersichtlich, welcher Verband top abgeschnitten hat und welcher eher ein Flop in den untersuchten Kategorien ist. Aber ohne diese Aufteilung wird ein Drittel der Verbände nicht gleich als kaum zukunftsfähig abgestempelt. Allerdings ist so eine Tabelle trotzdem eine deutliche Ansage: Welche Verbände mit gehen mit der Zeit und haben noch viel aufzuholen.

Die Fördermittel wurden erhöht

Im Bereich Struktur etwa können sich die Funktionäre des Deutschen Badminton-Verbands stolz auf die Schultern klopfen. Sie sind die Nummer eins, gefolgt von den Schützen und den Leichtathleten. Die letzten drei Plätze der Rangliste belegen der Deutsche Tennis-Bund, die Deutsche Taekwondo Union und am Ende der Deutsche Ruderverband.

Bei den Ruderern fehlen Granacher zufolge gewisse Führungsstrukturen und Rahmentrainingskonzepte. Umgekehrt hätte der Badminton-Verband eine sehr gute Trainingssteuerung und ein vorbildliches Wissenschaftsmanagement. Dass man daraus nicht allein auf Erfolge schließen kann, ist Granacher natürlich bewusst. Schließlich kann der Badminton-Verband darin noch so gut sein, wenn aber die internationale Konkurrenz – in diesem Fall die Asiaten – die Sportart so dominiert, sind Olympia-Medaillen trotzdem nahezu unmöglich. Andersherum haben die Ruderer trotz aller aufgeführter Defizite beste Olympia-Medaillenchancen in einigen Disziplinen. Das weiß Granacher, er betont aber: „Strukturen sind die Voraussetzung für eine bestmögliche Entwicklung der Athleten.“

Das Innenministerium ist angetan

Beim Innenministerium als Geldverteiler wird diese Einordnung absolut begrüßt. „Die Verbände sind nun vergleichbarer und wir können Förderniveaus auf dieser Grundlage nun besser steuern“, sagt Staatssekretär Markus Kerber. Dass das Innenministerium zuletzt die Mittel für den Sport stetig erhöhte – für 2020 steigt die Förderung auf rund 260 Millionen Euro (etwa 100 Millionen Euro mehr als 2017) –, führt Kerber auch auf die Potas-Ergebnisse zurück. Das Ministerium goutiert also, dass sich der deutsche Sport verändern will.

Diesen Antrieb betont auch DOSB-Leistungssportchef Dirk Schimmelpfennig: „So groß der Aufwand für die Verbände auch war, alle wollen die Potas-Ergebnisse nutzen um sich zu verbessern.“ Schließlich ist die Potas-Tabelle für den Förderzyklus 2021 bis 2024 noch nicht endgültig. „Qualitativ müssen wir in der Analyse noch tiefer hineinschauen“, sagt Granacher. An der Rangliste kann sich nach Olympia also noch einiges ändern. Vielleicht können die Ruderer ja sogar dem Badminton-Verband auf die Pelle rücken.

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