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Ganz oben dabei. Der Verband der Rodler und Bobfahrer schneidet nicht nur dank Olympiasiegerin Natalie Geisenberger bei der Potas-Bewertung sehr gut ab.
© Karmann/dpa

Potas-Kommission zum Wintersport: Grundsätzlich optimistisch

Die Potas-Kommission überprüft die deutschen Sportverbände auf ihre Potenziale. Jetzt liegen für den Wintersport die ersten Ergebnisse vor.

Von Johannes Nedo

Intensive Monate liegen hinter Urs Granacher und seinen Kollegen. Der Professor für Trainingswissenschaft an der Universität Potsdam ist Vorsitzender der Potas-Kommission, jenem Expertengremium, das die deutschen Sportverbände auf ihre Potenziale überprüft. Granacher und seine Mitstreiter gehen dabei äußerst detailliert vor, schließlich sind sie mit ihrer Arbeit ein wichtiger Teil der Leistungssportreform des Bundesinnenministeriums und des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Um die sieben Wintersportverbände, mit denen sich die Potas-Kommission zunächst beschäftigt hat, genau bewerten zu können, mussten diese 151 Fragen beantworten, sie mussten unter anderem ihre Medaillenerfolge, Kaderstrukturen und Trainingssteuerungen vorlegen. Und sie mussten im Juni auch noch in einem mehrstündigen Gespräch auf weitere Nachfragen eingehen.

All das werteten Granacher und seine Kollegen minutiös aus – und nach rund einem Jahr Arbeit hat die Potas-Kommission am Dienstag ihre Ergebnisse zu den Wintersportverbänden veröffentlicht. Granachers erstes Fazit lautet dabei: Das bei seiner Einführung stark kritisierte Berechnungmodell des Potas-Systems funktioniert. „Wir haben zum ersten Mal objektive Daten um die Verbände miteinander vergleichen zu können“, sagt er.

Was die Potenziale der Wintersportverbände angeht, fällt die Kommission ebenfalls ein positives Urteil. „Die Ergebnisse stimmen im Hinblick auf die nächsten Olympischen Spiele grundsätzlich optimistisch“, heißt es in der Bilanz. Die Verbandsstrukturen seien tendenziell solide ausgeprägt und nur vereinzelt gebe es Schwächen in den Rahmenbedingungen.

Granacher und seine Kollegen brechen ihre Analysen herunter bis auf jede einzelne Disziplin, sei es Eiskunstlaufen, Ski Freestyle oder Biathlon. Zusammengefasst lässt sich aus dem Potas-Bericht herausstellen, dass der Bob- und Schlittenverband sowie der Skiverband am besten abschneiden – beide waren auch bei Olympia in Pyeongchang sehr erfolgreich. Und dass der Curling-Verband sowie die Eislauf-Union am meisten aufzuholen haben.

Als Nächstes werden die 32 Sommersportverbände bewertet

Nun sollen die Ergebnisse der Potas-Kommission ja auch in die Förderungsbeschlüsse einfließen. Doch die Frage, ob erfolgreiche Verbände wie die Rodler nun mit mehr Geld aus dem etwa 190 Millionen Euro umfassenden Etat rechnen können, mit dem das Innenministerium den Spitzensport unterstützt, beantwortet Staatssekretär Markus Kerber klar: „Für den Haushalt 2019/2020 wird sich da noch nicht viel ändern.“ Allerdings betont Kerber auch, dass man weniger erfolgreiche Verbände nicht vollends vernachlässigen wolle: „Wir würden nie so weit gehen wie die Briten und manche Sportarten gar nicht mehr fördern.“

Dennoch stehen gerade für die schwächeren, kleineren Wintersportverbände bis Anfang September noch harte Strukturgespräche mit dem DOSB über die zukünftige Förderung an. Schlechte Bewertungen durch die Potas-Kommission erzeugen da zusätzlichen Druck, etwa beim Curling-Verband. „Mit unseren Möglichkeiten ist es schon jetzt fast unmöglich, wettbewerbsfähig zu sein“, sagt Verbandspräsident Bernhard Mayr. Nun wurde den Curlern vom DOSB in Aussicht gestellt, dass das jährliche Budget, das im mittleren sechsstelligen Bereich liegt, wohl nochmals halbiert werden soll. „Das heißt für uns Krisenmodus. Das wäre eine extreme Belastung“, betont Mayr.

Um auf die individuellen Belange der unterschiedlichen Verbände besser eingehen zu können, wünscht sich Mayr dann auch, dass das Potas-Gerüst nicht so starr sei, sondern noch Gestaltungsspielraum zulasse. Dabei ist er generell von der neuen Methodik überzeugt: „So etwas musste einfach kommen.“ Überhaupt ist bei den Verbänden die Ablehnung gegenüber Potas gewichen. Nur bei einem Punkt gibt es von Mayr und anderen Verbandsvertretern Kritik: die zusätzliche Arbeit für Potas sei enorm viel gewesen. Auch Thomas Schwab, Vorstandschef des viel größeren Bob- und Schlittenverbands, klagt über einen „Wahnsinnsaufwand“.

Doch genau da wollen Granacher und seine Kollegen ansetzen. Schon bei der nächsten Analyse, die sich mit den Sommersportverbänden auseinandersetzen wird, soll einiges effizienter gestaltet werden. Auch im Sinne der Potas-Kommission. Denn statt sieben Wintersportverbänden müssen dann 32 Sommersportverbände analysiert werden.

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