Eishockey: Interview mit Florian Funk: „Wir sind auf einem guten Weg“
Der Tölzer Eishockey-Nachwuchstrainer Florian Funk über von ihm entdeckte Nationalspieler und Arbeit an der Basis.
Florian Funk, wie haben Sie das Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen erlebt?
Das war sensationell gut. Aber so wie die Mannschaft gespielt hat, war das ganz klar verdient. Ich nenne mal nur den Danny aus den Birken, der hat absolut herausragend gehalten. Die Mannschaft hat mit Struktur gespielt, die Arbeitsweise hat mir gefallen.
Zwei der Spieler, die mit der Mannschaft Silber gewonnen haben, haben Sie einst als Nachwuchstrainer gefördert.
Yasin Ehliz ist beim EC Bad Tölz groß geworden, Leo Pföderl kommt vom SC Reichersbeuern und hat dann ab dem Alter von 14 Jahren auch bei mir in Tölz gespielt. Natürlich hat mich das für die beiden gefreut – auch als Trainer.
Was bewirkt so ein Erfolg, werden nun mehr Kinder zum Eishockey kommen?
Das hoffe ich schon. Am Mittwoch haben wir hier in Tölz unsere Laufschule, da kommen dann fünf, sechs und sieben Jahre alte Kinder. Anfänger, die sich auf dem Eis ausprobieren. Ich bin sehr gespannt, ob da jetzt mehr sind als sonst.
Das heißt, Sie haben Kapazitäten?
Natürlich, selbst in so einer Eishockeyregion wie bei uns in Bayern. Zur Laufschule kommen in Tölz und Reichersbeuern im Schnitt so insgesamt bis zu 50 Kinder, dabei haben wir Platz für 80 Kinder. Und uns geht es ja noch gut, bei den Großstadtvereinen müssen sie ja viel mehr darum kämpfen, dass die Jugend zum Eishockey kommt. Wichtig ist, dass an der Basis ganz viel los ist. Denn mit 13, 14 Jahren springen ja viele ab. Nein. die Kapazitäten im deutschen Nachwuchs sind bei Weitem nicht ausgelastet. Die Nachricht muss nun lauten: Wer Eishockey spielen will, der kann das machen und muss nicht zum Fußball gehen.
Es heißt aber oft, es seien nicht genügend gute Trainer in der Nachwuchsarbeit beschäftigt.
Und das ist eine Legende. Schauen Sie sich doch an, wie alt die Nationalspieler zum Teil sind. Die wurden doch schon vor 15 Jahren ausgebildet. So schlecht kann das alles also nicht sein. Wir sind seit Jahren an der Basis dabei aufzuholen mit dem deutschen Eishockey. Ein paar Länder haben wir schon wieder überholt.
Und der Eishockey-Bund schraubt kräftig an der Basis, legt Nachwuchsligen zusammen und ändert Strukturen.
Manchmal sogar schon etwas zu viel, ab der U19 abwärts gibt es dann ja zum Teil nur acht Teams pro Liga, um den Wettbewerb zu steigern. Insgesamt sind wir aber auf einem gutem Weg.
Was heißt das denn für die nähere Zukunft? Im Mai ist Eishockey-WM in Dänemark. Besteht nicht die Gefahr, dass das deutsche Team dort weniger gut als bei den Winterspielen abscheidet?
Die besteht für jede Mannschaft, die Silber bei Olympia holt. Ich bin aber optimistisch, wenn das deutsche Team im Kern zusammenbleibt. Ich glaube, wir werden in den kommenden Jahren noch viel Freude an ihm haben. Olympia war kein Zufall.
Ihr Vater Lorenz Funk gewann 1976 Bronze als Spieler mit der Mannschaft in Innsbruck. Er ist im September 2017 verstorben. Wie hätte er reagiert nach dem Erfolg von Pyeongchang?
Ja, schade, dass mein Vater das nicht mehr erlebt hat. Mit Yasin Ehliz hat er vor ein paar Jahren noch Pässe geübt, kurz vor seinem Tod hat Yasin ihn noch besucht. So wie ich meinen Vater kenne, hätte es bei ihm wochenlang kein anderes Thema gegeben. Was hätten wir darüber diskutiert!
Florian Funk, 48, ist Nachwuchstrainer beim EC Bad Tölz. Dort betreut er auch die erste Mannschaft in der Zweiten Liga. Funk spielte als Profi unter anderem für die Eisbären Berlin.