Nach Silber in Pyeongchang: Spielt der nächste Beckenbauer Eishockey?
Das deutsche Eishockey will den Schwung der olympischen Silbermedaille nutzen. Am Mittwoch geht es aber erst mal zurück in den Alltag, die Eisbären empfangen München.
Am Mittwoch beginnt wieder der Alltag in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Reichlich nah an den Olympischen Winterspielen dran. Natürlich wurde bei der Terminplanung nicht das Finale der Winterspiele nicht berücksichtigt. „Wir dachten ja alle, dass wir das Finale zu Hause auf der Couch sehen“, sagt selbst Bundestrainer Marco Sturm. Die DEL-Terminierung bringt die Zuschauer nun um einen Höhepunkt: Die halbe Nationalmannschaft, zehn Silbermedaillengewinner von Pyeongchang, hätten sich am Mittwoch bei Spiel Eisbären Berlin gegen RB München auf dem Eis in der Arena am Ostbahnhof getroffen. Jonas Müller, Frank Hördler und Marcel Noebels aus Berlin, gleich sieben Profis von Meister München. Doch diese Attraktion gibt es nun nicht, Torwart Danny aus den Birken und die anderen Nationalspieler aus München haben bis einschließlich Freitag frei. Und ob die Berliner Olympia-Starter gegen den Tabellenführer zum Einsatz kommen, entscheidet sich erst nach dem Training am Dienstag. In Köln und Mannheim dagegen spielen die Nationalspieler – diese Klubs kämpfen noch um den Play-off-Einzug.
Es wird eine spannende Frage, wie denn nun die Liga und der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) mit dem Olympia-Erfolg umgehen werden. Für Liga-Standorte wie Bremerhaven oder Iserlohn hat er wenig Relevanz, weil dort fast nur nordamerikanische Spieler auf dem Eis stehen. Für die Klubs, die seit Jahren deutsche Spieler aus den eigenen Reihen einbauen, hat das Thema sicher eine größere Relevanz – sie stellen schließlich auch die Spieler für die Nationalmannschaft, die für die kleinen Klubs übrigens nicht zu teuer sein müssen.
Die „Washington Post“ schrieb, der deutsche Erfolg sei einer der am „meisten undenkbaren“ in der Geschichte des olympischen Eishockeys gewesen. Die „Hockey News“ glaubt, dass Kinder in Deutschland sich die Nationalspieler zum Vorbild nehmen könnten. „Und anstatt zu versuchen, der nächste Franz Beckenbauer, Michael Schumacher oder Dirk Nowitzki zu werden, wollen sie vielleicht, dass ihre Eltern ihnen eine Ausrüstung kaufen und sie beim Eishockey anmelden, um der nächste Patrick Hager zu werden.“
DEB ist auf neuen Boom vorbereitet
Das scheint alles zu hoch gegriffen, denn bei internationalen Erfolgen deutscher Nationalteams in anderen Sportarten hat sich danach auch nicht allzu viel verändert. Die Handball-Bundesliga etwa liegt von den Zuschauerzahlen inzwischen im Ligenvergleich nur noch an Stelle vier – hinter Basketball, Eishockey und Fußball. Sicher, der Erfolg wird der DEL nicht schaden, sie hat sich damit auch internationale Wertschätzung erkämpft. Die deutsche Olympiamannschaft rekrutierte ihr Personal ausschließlich in der DEL, und die kann so schlecht nicht sein, wenn ihre Spieler bis ins olympische Finale kamen.
Wichtig ist aber vor allem die Basis. Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) wollte laut Präsident Franz Reindl im Jahr 2026 international um Medaillen mitspielen – das Ziel wurde also früher erreicht. Angeblich ist das deutsche Eishockey auf einen Ansturm des Nachwuchses vorbereitet. Laut Franz Reindl war der Verband auf einen neuen Boom übrigens schon im vergangenen Jahr eingestellt – doch bei der Weltmeisterschaft in Köln und Paris hat sich die deutsche Öffentlichkeit deutlich weniger interessiert für die Viertelfinalteilnahme der Deutschen, die dann 1:2 gegen Kanada verloren.
Das war nun anders, beim unglücklichen 3:4 gegen Russland nach Verlängerung. Durchschnittlich 3,19 Millionen Menschen haben in den frühen Morgenstunden des Sonntags die Live-Übertragung des Eishockey-Finales im ZDF gesehen. Das war für den Sender ein Marktanteil von 51,2 Prozent. Es war der höchste Marktanteil aller Übertragungen von den Olympischen Spiele von Pyeongchang. Es wird auch entscheidend für die Zukunft des Eishockeys in Deutschland sein, dass diese Übertragung nicht für Jahre die letzte Liveübertragung eines Eishockeyspiels im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bleibt.