Eisbärinnen sind Außenseiter beim Finalturnier: „Wir können nur gewinnen“
Die Eisbärinnen spielen am Wochenende beim Finalturnier um die deutsche Meisterschaft. Die Vorbereitung verlief dabei alles andere denn optimal.
Als der Bus des Frauenteams der Eisbären Juniors am Freitagvormittag zum Finalturnier der Deutschen Frauen-Eishockey Liga (DFEL) nach Füssen abfuhr, fehlten drei wichtige Spielerinnen. Und dennoch werden Lucie Geelhaar, Paula und Emily Nix am Samstagnachmittag um 15 Uhr mit auf dem Eis stehen, wenn die Eisbärinnen im ersten Halbfinale mit dem ERC Ingolstadt die Schläger kreuzen (Live im kostenfreien Stream auf www.thefan.fm).
„Wir fahren mit dem Auto am Nachmittag in Hamburg los", erzählt Emily Nix. Die 23-Jährige wird sich am Steuer des Autos mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester und der 26-jährigen Sturmkollegin abwechseln. „Wir haben alle drei einen Führerschein, das geht also.“
Während es für die norddeutsche Fraktion der Eisbären Juniors anscheinend schon fast normal ist, nicht mit dem Bus und den Mitspielerinnen zu den Auswärtspartien zu reisen, klingt das doch komisch für ein Team in der 1. Bundesliga. Da aber Lucie Geelhaar in Lübeck, Emily und Paula in Hamburg studieren, ist das gar nicht anders möglich. „Wir hatten kurz mal überlegt, ob wir diese Woche in Berlin mittrainieren, aber da Paula arbeiten musste und Lucie in der Klausurenphase ist, ging das nicht.“
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Es ist eine verrückte Saison für die Nationalspielerin, die mit ihren Toren im Februar zwei der drei Länderspiele gegen die Schweiz entschied - also auf höchstem europäischen Level spielt. Und vielleicht ginge da noch wesentlich mehr. Ihre Trainingsbedingungen sind derzeit alles andere als optimal. „Normalerweise trainieren wir vier Mal die Woche mit dem Hamburger U20-Team. Da die aber seit November aufgrund des Lockdowns nicht mehr aufs Eis konnten, hatten Paula und ich zuletzt nur eine Stunde Eistrainingszeit in der Woche.“ Und selbst diese Stunde mussten sich die Bundesliga-Spielerinnen erst noch bei den zuständigen Stellen erkämpfen. Das Hamburger Oberliga-Team wollte sie auch nicht wirklich mittrainieren lassen. "Das verstehe ich aber auch“, sagt Nix.
Zwar jung, aber nicht schlecht
Emily Nix war in der abgelaufenen DFEL-Hauptrunde mit elf Toren und elf Vorlagen zweitbeste Scorerin der Eisbärinnen und landete auf Platz 14 der gesamten Bundesliga. Sie bestritt alle Partien und ist zufrieden mit dem, was das Team und sie aufs Eis brachten in den 24 Spielen, von denen sie aufgrund der strengeren Berliner Infektionsschutzverordnung für Sportler*innen zwanzig auswärts bestritten. „Wir sind eine junge, aber keine schlechte Mannschaft. Wir haben gegen zwei der drei Finalrundenteilnehmerinnen ein Spiel gewinnen können. Platz vier war so das, was ich auch vor der Saison im Kopf hatte.“
Dass sie ihr persönliches Saisonziel von einem Punkt pro Spiel nicht ganz erreicht hat, liegt sicher auch an den schwierigen Voraussetzungen. „Ich merke schon, dass ich das Warmup auf dem Eis viel mehr brauche, als sonst. Und ja, vielleicht habe ich auch deshalb die eine oder andere Chance mehr benötigt, um den Puck auch wirklich ins Tor zu schießen.“
In der Rolle des Underdogs
Nun geht es für die Berlinerinnen im Halbfinale ausgerechnet gegen den Vorrundenersten ERC Ingolstadt. Die Schanzer-Pantherinnen haben ein mit Nationalspielerinnen gespicktes Team und sind die einzigen, gegen die Emily Nix und Co. 2020/21 noch nicht gewinnen konnten.
Neben einem 0:6 und 0:4 gab es aber auch knappe Ergebnisse wie ein 1:2 und 2:3. „Ich finde, es ist immer leichter in der Rolle des Underdogs, wir haben nichts zu verlieren, können nur gewinnen", sagt Nix und findet, das gerade der knappe Ausgang der letzten Partie in Ingolstadt Mut macht. „Da fehlten vier, fünf unserer besten Spielerinnen, die wir diesmal dabei haben. Warum sollten wir die Überraschung also nicht schaffen?!“
Die Taktik ist jedenfalls klar: „Wir müssen in der Defensive gut stehen, denn wir werden mehr in unserer Zone spielen. Dann gilt es das Spiel schnell umzudrehen und die Konterchancen auch zu nutzen.“
Die gut acht stündige Autofahrt zurück nach Hamburg würde für die drei Nordlichter im Eisbärinnen-Team auf jeden Fall schneller vergehen, wenn sie am Sonntag mit einer Medaille um den Hals das Ostallgäu verlassen könnten. Es wäre ein traumhafter Abschluss einer einzigartigen Spielzeit.
Daniel Goldstein