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Blick hinter die Maske: Das Verhältnis zwischen Sebastian Vettel und Ferrari ist angespannt.
© Mark Sutton/AFP

Vettel macht Ärger über Ausmusterung Luft: „Wir hatten nie eine Diskussion“

Vor dem Start der Formel-1-Saison in Österreich äußert sich Sebastian Vettel irritiert über den nahenden Abschied bei Ferrari. Seine Zukunft lässt er offen.

Es wird ein Abschied unter besonderen Bedingungen. Nicht mal die alten Weggefährten seines früheren Rennstalls Red Bull wird Sebastian Vettel besuchen dürfen, wenn an diesem Wochenende mit dem Rennen in Spielberg die neue Formel-1-Saison beginnt. An seinem 33. Geburtstag an diesem Freitag darf er nur im Kreis seines aktuellen Rennstalls feiern. Mit Abstand. So ist das in Coronavirus-Zeiten.

Ende des Jahres ist für den viermaligen Weltmeister Schluss bei Ferrari – und womöglich auch in der Formel 1. Kurz vor dem Start in die neue Saison machte Vettel dem Ärger über die Art der Ausmusterung bei Ferrari so noch einmal Luft. Der Anruf von Teamchef Mattia Binotto mit der Entscheidung, den am Jahresende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, sei für ihn überraschend gekommen. „Wir hatten nie eine Diskussion. Es lag nie ein Angebot auf dem Tisch“, sagte Vettel am Donnerstag vor dem Auftakt in Österreich hörbar irritiert.

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Noch im Mai bei der Verkündung seines Abschieds hatten Ferrari und Vettel von einer gemeinsamen Entscheidung gesprochen. Dieser Darstellung widersprach Vettel nun mit seinen Worten in Spielberg. Es habe gar keine Knackpunkte bei möglichen Verhandlungen gegeben, weil es gar nicht zu Gesprächen gekommen sei, ließ Vettel wissen.

Seine Zukunft ließ er hingegen weiterhin offen. „Ich will nichts übereilen“, sagte der viermalige Weltmeister. Er wolle sicherstellen, die richtige Entscheidung für sich und seine Karriere zu treffen. „Ich bin immer noch motiviert und bereit, mehr zu erreichen“, sagte Vettel. Aber dafür müssten die Umstände passen.

Was er in diesem Jahr noch unbedingt erledigen will, dürfte dagegen klar sein. Vettel hat bei Ferrari nichts mehr zu verlieren. Aber es geht auch um seinen Ruf. Als Gescheiterter wird er am Ende ganz sicher nicht dastehen wollen.

In der verspäteten und verkürzten Coronavirus-Saison 2020 kann Sebastian Vettel im Schnelldurchlauf nun einiges wieder geraderücken: zum Beispiel die Zweifel an seinen Fahrkünsten nach Fehlern in den vergangenen Jahren, auch wenn die zum Teil seinem Wagen geschuldet waren. Oder das Duell mit seinem zehn Jahre jüngeren Teamkollegen Charles Leclerc, der von Beginn an als Ferraris Zukunft gepriesen wurde und mit entsprechendem Selbstbewusstsein auftritt. Oder seine Siegbilanz. „Er wird beweisen wollen, dass Ferrari auf den falschen Fahrer setzt“, heißt es auf der F1-Homepage.

Auf dem Weg: Sebastian Vettel (links) wird sich am Jahresende von Ferrari verabschieden.
Auf dem Weg: Sebastian Vettel (links) wird sich am Jahresende von Ferrari verabschieden.
© Joa Klamar/AFP

Die Wertschätzung für einen immerhin viermaligen Weltmeister schien Vettel bei Ferrari nicht uneingeschränkt zu erfahren. Als sein Kumpel Kimi Räikkönen gegen Leclerc ausgetauscht wurde, deutete sich der personelle Richtungswechsel in der Scuderia mehr als nur an. Vettel verpasste es aber womöglich auch, den Anspruch des Champions wie einst Michael Schumacher klar für sich zu reklamieren. Unterm Strich will Vettel eben nur rennfahren.

Und genau das kann er nun. Die mediale Präsenz ist durch die Hygienemaßnahmen stark eingeschränkt, was Vettel nicht ungelegen kommen dürfte. Die üblichen Gesprächsrunden auch mit Teamchef Binotto wird es in der gewohnten Form vorerst nicht geben, die Distanz wurde auch ohne Coronavirus-Regeln am Donnerstag noch einmal spürbar – trotz aller vorherigen Bemühungen.

Rücksicht muss Sebastian Vettel auf seiner Abschiedstournee im Ferrari jedenfalls keine mehr nehmen. Er kann jetzt wieder die volle Kampflinie fahren. (dpa)

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