Volleys-Manager Kaweh Niroomand im Interview: „Wir haben alles so sicher wie möglich gestaltet“
Kaweh Niroomand über den Trip der Volleys nach Kasan und die besonderen Rahmenbedingungen dieser Champions-League-Reise.
Kaweh Niroomand (68), Manager der BR Volleys, spricht im Vorfeld der Champions-League-Spiele in Kasan über die schwierigen Rahmenbedingungen und die derzeit größten Herausforderungen für den Klub.
Herr Niroomand, die BR Volleys sind am Montagvormittag nach Kasan in Russland geflogen. Dort stehen in den kommenden zwei Tagen die Champions-League-Spiele gegen ACH Volley Ljubljana und Zenit Kasan an. Welche Sicherheitsmaßnahmen wurden für die Reise getroffen?
Wir haben alle Vorkehrungen in Absprache mit unserem Mannschaftsarzt getroffen. Die Mannschaft ist gestern getestet worden und komplett abgesichert in einer Maschine. Wenn sie landet, dann geht es von dort aus zum Hotel, was ausschließlich für die Teilnehmer vorgesehen ist. Entsprechende Tests werden dann vor Ort nochmal durchgeführt. Damit hoffe ich, dass wir alles so sicher wie möglich gestaltet haben.
Vor allem die Fußball-Mannschaften werden aktuell für ihre Reisen zu den internationalen Spielen kritisiert. Auch die Handball-Weltmeisterschaft in Ägypten wurde öffentlich diskutiert. Ist das Spiel in Russland in Ihren Augen vertretbar?
Wir reden hier von einer relativ überschaubaren Gruppe, das sind drei Mannschaften, die dort sind. Wir haben das in Berlin auch durchgeführt und wenn es in Kasan genauso konsequent gemacht wird, dann habe ich eigentlich keinerlei Bedenken.
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Ursprünglich waren drei Spiele angesetzt, aber die polnische Mannschaft Jastrzebski Wegiel musste aufgrund eines positiven Corona-Falls zuhause bleiben. Was ändert sich damit für die BR Volleys?
Die sportliche Ausgangslage ist nicht ganz einfach. Wir müssen auf jeden Fall die Spitzenmannschaft Ljubljana schlagen und selbst dann könnte es nicht reichen, wenn uns nicht eine kleine Überraschung gegen Kasan gelingt. Zwei Sätze gegen Kasan zu gewinnen und damit einen Punkt zu holen, wäre großartig. Das wäre eine schöne Grundlage, um weiterzukommen.
Worin sehen Sie aktuell in der Bundesliga und in der Champions League pandemiebedingt die größten Herausforderungen?
Wir haben mit der allgemeinen Situation genauso zu kämpfen wie alle anderen: keine Zuschauer, ständige Vorschriften und Einhaltung der Hygieneregeln. Das trägt nicht gerade zur besten Stimmung bei. Ich habe vor einer Woche mit der Mannschaft geredet und den Spielern gesagt, dass ich das verstehe. Ich meine, das sind junge Leute, die nicht rausgehen können, weil sie sehr auf die Ansteckung achten müssen. Die meisten Spieler haben außerdem ihre Familien nicht hier in Berlin. Das heißt, viele sind ganz alleine. Das verstehe ich. Wenn aber der Frust zu groß wird, dann sollte man den Fernseher einschalten und sich die Bilder aus den Krankenhäusern anschauen. Wie die Pflegekräfte und Ärzte arbeiten müssen, wie hoch die Todeszahlen sind und wie die Krankenhäuser überlastet sind. Die Spieler dürfen immerhin ihrem Beruf nachgehen, können sich bewegen und kriegen ihr Gehalt. Vielleicht hilft das, um mit der Situation mental besser umgehen zu können.
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In den vergangenen Monaten fielen immer wieder Topspieler wie Sergej Grankin oder Samuel Tuia aus. Hat die Verletztenserie des Teams etwas mit diesen neuen psychischen Herausforderungen zu tun?
Auf jeden Fall. Die große Verletztenzahl liegt meiner Meinung nach zum einen an den mentalen Herausforderungen und zum anderen daran, dass zwischen Mai und September nicht volleyballspezifisch trainiert werden konnte. Ich höre das aus ganz Europa von verschiedenen Spielervermittlern, die mir bestätigen, dass es in anderen Ländern ähnlich ist.
Gehen Sie davon aus, in dieser Saison noch einmal Zuschauende begrüßen zu dürfen?
Das wird sehr schwierig. Frühestens Ende April oder im Mai könnte ich mir das vorstellen, aber da ist die Volleyball-Saison vorbei. Ich hoffe für die anderen Sportarten, die im Mai und Juni spielen, dass sie Zuschauende haben können. Beim Volleyball kann ich mir das schwer vorstellen.