zum Hauptinhalt
Albas Jamel McLean.
© Imago

Alba Berlin: Wie Trainer Sasa Obradovic sein neues Team zusammenbaut

Drei Wochen vor dem Start der Bundesliga arbeiten Albas Basketballer daran, zusammenzuwachsen. Vor allem auf den Schlüsselpositionen ist noch viel Arbeit.

Mit Grundsätzlichem hält sich Sasa Obradovic nicht lange auf, der Serbe geht gerne zügig ins Detail. „45 degrees, 45 degrees! Go under the screen“, brüllt der Serbe am Dienstagnachmittag durch Alba Berlins Trainingshalle. Seine Mannschaft tritt gerade in einem Testspiel gegen Hapoel Jerusalem an, Obradovic möchte, dass seine Aufbauspieler die blockstellenden Gegner möglichst geschickt umgehen. In einem Winkel von genau 45 Grad bitteschön, nicht mehr und nicht weniger, das macht Obradovics Lautstärke deutlich. In drei Wochen, am 2. Oktober, beginnt die Basketball-Bundesliga, der 45-Jährige will bis zum ersten Pflichtspiel gegen Göttingen noch einiges verbessern. Bereits am 27. September empfängt Pokalsieger Alba Meister FC Bayern zum Champions Cup.

Gegen Jerusalem gewinnen die Berliner deutlich mit 83:65, es ist der dritte Sieg im dritten Testspiel. Zufrieden ist Sasa Obradovic deswegen aber natürlich noch lange nicht. „Es gibt noch zu viele Hochs und Tiefs. Wir spielen noch zu unpräzise und machen zu viele taktische Fehler“, zählt der Trainer auf. „Wir verwerfen zu viele Freiwürfe und leisten uns zu viele Ballverluste.“ Allerdings müsse man auch erst einmal die richtige Rolle für jeden finden, deswegen wirke das Spiel noch nicht so flüssig. „Aber das ist alles normal für den Stand der Vorbereitung“, sagt Obradovic.

Normal ist auch, dass Alba die Mannschaft auf einigen Positionen umgebaut hat. Mit Jonathan Tabu ist ein Aufbauspieler gekommen, der vielseitiger ist als sein Vorgänger, der Scorer David Logan. Auch der bullige Jamel McLean ist ein ganz anderer Spielertyp als der Kanadier Levon Kendall. Aufgaben, die Kendall mit Übersicht und Routine löste, geht McLean frontal mit Explosivität und Wucht an. Das muss nicht immer klappen, am Dienstag gegen Hapoel funktioniert es aber gut. Im Kader der Israelis fehlen noch einige große Spieler, McLean nutzt das aus, erarbeitet sich in Korbnähe 17 Punkte und ist damit bester Berliner Werfer.

„Ich bin mit den Verpflichtungen zufrieden“, sagt Sasa Obradovic über sein neues Team. „Es braucht aber Zeit und Geduld, um aus allen eine gute, solide Gruppe zu machen.“ Ein bisschen Zeit wird auch noch Niels Giffey benötigen. Der zweimalige US-College-Meister hat alle Fähigkeiten, die ein moderner Basketballer benötigt. An die Geschwindigkeit im Profibasketball muss er sich aber noch ein wenig gewöhnen. Zwölf Ballverluste des Berliners in drei Testspielen sind deutlich zu viel.

Die neuen Spieler sollen möglichst schnell Albas Philosophie verstehen

Dafür zeigt der 23-Jährige, dass er mit seiner positiven Art und mannschaftsdienlichen Spielweise die Lücke schließen könnte, die der Abgang der beiden deutschen Routiniers Jan Jagla und Sven Schultze hinterlassen hat. Giffey ärgert sich über jeden Fehler, feuert seine Mitspieler an und springt auf der Bank bei guten Aktionen seiner Mannschaft auf, obwohl es gegen Hapoel um nichts geht und nur eine Handvoll Zuschauer in der Halle sind. Darunter sind allerdings auch Alba-Geschäftsführer Marco Baldi und Vereinspräsident Dieter Hauert, die sehen wollen, wie weit das Team in der Vorbereitung schon ist.

Am Spielfeldrand strampelt Reggie Redding auf einem Fahrrad-Ergometer, Albas bester Spieler der vergangenen Saison muss mit einer Muskelverhärtung ein paar Tage pausieren. „Mit Reggie fehlt uns gerade ein Spieler, um den wir unsere Teamchemie aufbauen wollen“, sagt Obradovic. „Die neuen Spieler müssen so schnell wie möglich unsere Philosophie verstehen. Die Kommunikation muss noch besser werden.“ Der Wille zum Austausch ist gegen Hapoel aber deutlich zu sehen, immer wieder erklären die alten Alba-Profis ihren neuen Kollegen die Laufwege. Und wenn doch wieder ein Pass im Aus landet, lässt niemand lange den Kopf hängen. „Mit dem Einsatz und der Einstellung bin ich vom ersten Tag an sehr zufrieden, wie letztes Jahr“, sagt Obradovic.

Der Serbe wird auch in diesem Sommer seine grundlegenden Vorstellungen von erfolgreichem Basketball nicht ändern. Seine Mannschaft will in der kommenden Saison in Bundesliga und Euroleague hart verteidigen, beherzt kämpfen und im Angriff die Verantwortung auf möglichst viele Schultern verteilen. Ob bis zum Saisonstart auch die Feinabstimmung gelingt, wird sich in ein paar Wochen zeigen.

Zur Startseite