Neuzugang: Alba holt Niels Giffey zurück nach Berlin
Alba bekommt den Wunschspieler: Der zweimalige College-Meister Niels Giffey unterschreibt einen Dreijahresvertrag in Berlin und soll zur Identifikationsfigur werden.
Die Erleichterung war Mithat Demirel deutlich anzumerken. „Es war eine lange Reise“, sagte Alba Berlins Sportdirektor, nachdem er am Mittwochmittag von einem Dienstausflug aus den USA zurückgekehrt war. Demirel bezog sich allerdings nicht auf den mehrstündigen Transatlantikflug, den er gerade hinter sich gebracht hatte. Sondern auf das jahrelange Werben um Niels Giffey, das zu einem erfolgreichen Ende gekommen war. Giffey unterschrieb am Rande der NBA Summer League in Las Vegas einen Dreijahresvertrag bei Alba, die Berliner bekommen damit ihren „absoluten Wunschspieler“, wie Demirel sagte.
Albas Interesse war beileibe kein Geheimnis, die Berliner hatten schon sehr früh bekundet, dass sie den Flügelspieler nur zu gern in seine alte Heimat holen wollten. Der 23 Jahre alte Giffey ist in Berlin geboren und hat das gesamte Jugendprogramm von Alba durchlaufen, die vergangenen vier Jahre verbrachte an der Universität von Connecticut, mit der er zweimal US-College-Meister wurde. Zuletzt hatte sich der vielseitige Flügelspieler ernsthaft um eine Anstellung in der NBA bemüht und bei sechs Teams der nordamerikanischen Profiliga vorgespielt. Der Vertrag bei Alba enthält eine Ausstiegsklausel für die NBA, deren Bedingungen Demirel nicht erläutern wollte.
Der Small Forward gilt als uneitler Arbeiter
Der zwei Meter große Giffey ist so etwas wie der Schlüsseltransfer der Berliner – nicht nur für die kommende Saison, sondern auch mittelfristig. Giffey ist ein hervorragender Verteidiger, kann auf mehreren Positionen eingesetzt werden und verfügt über einen sicheren Dreipunktewurf. Im vergangenen Sommer zeigte er bei der Europameisterschaft im Nationalteam, dass er diese Fähigkeiten nicht nur auf dem College-Level, sondern auch im Profibereich gewinnbringend einsetzen kann. Vielleicht noch wichtiger für Alba ist Giffey als Teamplayer und Identifikationsfigur. Der Small Forward gilt als uneitler Arbeiter, der seine Qualitäten in den Dienst seines Teams stellt. „Er ist ein ganz wichtiger Baustein für uns“, sagte Demirel.
Der Sportdirektor hatte Giffey unter anderem Mitte April bei einem Einladungsturnier in Portsmouth, Virginia, beobachtet, bei dem sich College-Absolventen vor NBA-Scouts präsentierten. Normalerweise versuchen die Spieler bei diesem Turnier, hauptsächlich durch spektakuläre Einzelaktionen auf sich aufmerksam zu machen. „Aber Niels hat es tatsächlich geschafft, dass sein Team verteidigt hat. Nur dadurch, dass er da war, die Mitspieler angefeuert hat, mit gutem Beispiel vorangegangen ist“, berichtete Demirel begeistert. „Das war richtiger Basketball.“ Giffeys Mannschaft gewann das Turnier, nicht nur deshalb lobt Albas Sportdirektor die Siegermentalität seines Neuzugangs. Auf dem College hat Giffey gezeigt, dass er auch großem sportlichen und medialen Druck standhalten kann.
Giffeys Verpflichtung dürfte nun auch die weitere Kaderplanung der Berliner in Gang bringen. Alba hat jetzt mit Giffey, Akeem Vargas, Jonas Wohlfahrt-Bottermann, Alex King, Ismet Akpinar und Martin Seiferth sechs Deutsche im Team und damit die in der Bundesliga geforderte Quote erreicht. Vielleicht übererfüllen die Berliner diese Mindestanforderung aber sogar noch, auch Jan Jagla liegt weiter ein Angebot vor. Der routinierte Power Forward hatte in der vergangenen Saison starke Leistungen für Alba gezeigt, sein Vertrag lief im Sommer aus. „Für Jan ändert sich nichts, wir würden ihn gerne behalten“, sagte Demirel, ansonsten werde man „einige Konstellationen“ im Auge behalten. Mitte August startet Trainer Sasa Obradovic mit dem Team in die Saisonvorbereitung, bis dahin soll das Team nach Möglichkeit komplett sein. „Wir müssen aber Geduld haben“, sagte Demirel, erst wenn die finanziell stärksten europäischen Vereine ihre Mannschaften zusammengestellt hätten, werde wieder Bewegung in den Spielermarkt kommen.
Auch um Giffey hatte es bis zuletzt viel Bewegung gegeben, nehmen Alba wollten ihn dem Vernehmen nach auch Bamberg und Oldenburg verpflichten. Demirel wollte nicht bestätigen, dass Alba finanziell an Grenzen gehen musste, um Giffey von einem Wechsel zu überzeugen. „Er hat schon ein gutes Angebot von uns bekommen, aber andere Klubs haben ihm mehr geboten“, sagte Demirel. „Das Ausschlaggebende für ihn war das Sportliche. Niels weiß, was er will – von Anfang an eine wichtige Rolle im Team.“ In einer Pressemitteilung der Berliner lobte Giffey das Alba-Konzept, „teamorientierten und intensiven Basketball“. Teamorientiert und intensiv – so könnte man auch Niels Giffey beschreiben.