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Rekordtransfer in der Provinz. Giannelli Imbula wechselt vom FC Porto zu Stoke City – für 24 Millionen Euro.
© Imago/Global Images

England, China und die Transfersummen: Wie soll die Fußball-Bundesliga da noch mithalten?

Jede Menge Geld: Die Bundesliga gerät bei den Transfersummen für Fußballprofis mit der Premier League und China immer mehr ins Hintertreffen.

Klaus Hofmann sagt von sich, dass er ein optimistischer Mensch sei. Das ist interessant, denn man würde schon gerne wissen, was für den Präsidenten des FC Augsburg eigentlich eine pessimistische Sicht auf die Entwicklung im deutschen Fußball wäre.

Hofmann hat beim Sportbusiness-Kongress Spobis in Düsseldorf erzählt, was er konkret für seinen Verein erwartet, wenn die englischen Klubs ab dem Sommer mit dem Geld erst richtig um sich schmeißen werden. Er hat das am Beispiel von Markus Feulner festgemacht, bald 34 Jahre alt, aktuell so etwas wie der erste Einwechselspieler beim FCA. Feulner könnte in Augsburg noch einmal eine große Nummer werden, denn, so Hofmann: „Alle anderen werden uns von den Engländern weggekauft.“

Der deutsche Profifußball hat gerade erst einen neuen Umsatzrekord verkündet, den elften hintereinander. Und trotzdem geht in der Bundesliga die Angst um, international eher kurz- als langfristig ins Hintertreffen zu geraten. Die Bilanz der am Montag zu Ende gegangenen Transferperiode zeigt, dass diese Befürchtung nicht ganz weltfremd ist.

48 Millionen Euro haben die 18 Bundesligisten in diesem Winter für neue Spieler ausgegeben. Ein überschaubarer Betrag im Vergleich zu den Investitionen der Premier League (gut 171 Millionen Euro) und der Super League in China (rund 202 Millionen), die gerade mit Macht auf den internationalen Markt drängt.

Zweistellige Millionengehälter werden laut Hofmann inzwischen in China gezahlt, und zwar netto. Kein Wunder, dass der frühere Leverkusener Renato Augusto lieber nach Peking gewechselt ist als zu Schalke 04. Auch wenn Werder Bremen ein Angebot über angeblich 20 Millionen Euro für Anthony Ujah abgelehnt hat, stellen sich viele die Frage, wer am Ende überhaupt noch in der Bundesliga spielen will.

Der FC Chelsea habe 77 Profis unter Vertrag, sagt Hofmann. Was bleibt dann zum Beispiel für seinen Klub, „außer Leihspielern?“, fragt der Präsident des FCA. „Wenn das länger als drei Jahre geht, wird die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Fußballs leiden, auch im Nachwuchs.“ Zumal die Engländer nicht mehr so blöd seien wie früher, sondern inzwischen durchaus mit Verstand einkauften.

Nicht alle sehen die Entwicklung so pessimistisch. „Man spürt den Druck“, sagt Michael Schade. „Aber ich glaube, dass sich das englische System in einigen Jahren selbst auffrisst.“ Der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen führt als Beleg an, dass sein Klub im Sommer Javier Hernandez (Chicharito) und den Chilenen Charles Aranguiz hat verpflichten können, obwohl beide auch deutlich besser dotierte Angebote aus England gehabt hätten. Allerdings nicht von Klubs, die wie Bayer für die Champions League qualifiziert waren. „Es wird viel schwerer als bisher“, folgert Schade daraus, „aber man hat durchaus Argumente im Kampf um gute Spieler.“

„Man muss einfach auch die Chancen sehen“, sagt Dietmar Beiersdorfer

Das viele Geld der Engländer einsacken und dafür neue talentierte Spieler verpflichten – so in etwa lautet der Plan der Bundesliga. „Man muss einfach auch die Chancen sehen“, sagt Dietmar Beiersdorfer, der Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV. „Auch wir haben eine Entwicklung bei den Fernsehgeldern.“ Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) arbeitet gerade an der Ausschreibung des TV-Vertrags für die drei Spielzeiten ab 2017 – und sieht sich vor allem mit den gestiegenen Erwartungen der Klubs konfrontiert.

Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat längst zu Protokoll gegeben, dass es eine Milliarde plus x pro Saison sein sollten. Das wäre ein Zuwachs um gut 50 Prozent, aber immer noch nur ein Drittel dessen, was die Premier League (inklusive Auslandsvermarktung) erwirtschaftet. „Den Medienvertrag der Premier League werden wir nicht erreichen“, sagt DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. „Und wir werden die Bundesliga nicht in ihren Grundfesten erschüttern, um einem Umsatzphantom hinterherzujagen.“

Für Marco Bode, den Aufsichtsratsvorsitzenden von Werder Bremen, ist das die richtige Haltung: „Ich bin froh, dass die Bundesliga vielleicht nicht die reichste Liga der Welt ist, dafür die gesündeste.“ Die Entwicklung in England könnte sich auch als Blase herausstellen. Der Rekorderlös bei den Fernsehrechten ist auch deshalb zustande gekommen, weil sich zwei Konkurrenten ein regelrechtes Wettbieten geliefert haben.

Inzwischen aber sei die Euphorie Ernüchterung gewichen, berichtet Klaus Hofmann. Der Präsident des FCA glaubt nicht, dass die Premier League noch einmal einen solchen Ertrag erwirtschaften kann. Im Gegenteil: Beim nächsten TV-Vertrag werde die Summe signifikant zurückgehen. Aber selbst wenn dies nicht so kommen sollte: „Dass Deutschland weiterhin alle Länderspiele gegen England gewinnt“, sagt Hofmann, der Optimist, „da bin ich absolut sicher.“

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